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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Bobby gemalte Bilder zu der Akte gelegt, die ich mit ausgestrecktem Arm vor mich halte und betrachte. Auf eine abstrakte Art sind sie ziemlich gut – eine Kreuzung zwischen Picasso und den Feuersteins. Die Gestalten sind roboterartig mit verkniffenen Gesichtern. Die Erwachsenen sind übermäßig groß und die Kinder sehr klein.
    Erskine kam zu folgendem Schluss:
    M. E. gibt es mehrere signifikante Indizien, die die Möglichkeit eines sexuellen Kontakts zwischen Mr. Morgan und seinem Sohn nachdrücklich unterstützen.
    Erstens die Zeugenaussagen von Bridget Morgan und der Großmutter mütterlicherseits, Mrs. Pauline Aherne. Keine der beiden Frauen hat einen erkennbaren Grund für Voreingenommenheit oder Ausschmückung. Beide haben zu mehreren Anlässen beobachtet, wie sich Mr. Morgan vor seinem Sohn entblößt und ihm die Unterwäsche ausgezogen hat.

    Zweitens der Untersuchungsbericht von Dr. Richard Legende, der »zwei bis drei etwa 15 Zentimeter lange Striemen auf beiden Pobacken« festgestellt hat. Noch beunruhigender ist der Befund von vernarbtem Gewebe im Analbereich.
    Außerdem wurden bei Bobby Verhaltensänderungen beobachtet. Er hat ein ungesundes Interesse an Sexualität sowie ein weit über den Altershorizont eines Achtjährigen hinausreichendes, diesbezügliches praktisches Wissen.
    Aufgrund dieser Tatsachen halte ich es für sehr nahe liegend, dass Bobby sexuell missbraucht wurde, aller Wahrscheinlichkeit nach von seinem Vater.
    Mitte November muss es eine weitere Fallkonferenz gegeben haben, aber ich kann kein Protokoll finden. Die polizeilichen Ermittlungen wurden eingestellt, der Fall jedoch nicht für abgeschlossen erklärt.
    Die dritte Akte ist voller juristischer Dokumente – einige mit einer Kordel zusammengebunden. Ich erkenne die Formulare. Überzeugt, dass Bobby akut gefährdet war, hatte das Jugendamt eine Vormundschaft beantragt. Die Anwälte wurden von der Leine gelassen.
    »Was murmelst du da vor dich hin?« Mel ist vom Einkaufen zurück und balanciert zwei Becher Kaffee auf einem Aktenordner. »Tut mir Leid, dass ich dir nichts Kräftigeres anbieten kann. Weißt du noch, wie wir Weihnachten immer kistenweise Wein reingeschmuggelt haben?«
    »Ich weiß noch, wie Boyd betrunken die Plastikpflanzen im Foyer gegossen hat.«
    Wir lachen beide.
    »Hat es irgendwelche Erinnerungen geweckt?«, fragt sie und weist mit dem Kopf auf die Akten.
    »Leider.« Meine linke Hand zittert, ich lege sie in den Schoß. »Was hast du von Lenny Morgan gehalten?«

    Sie setzt sich und streift ihre Schuhe ab. »Meiner Meinung nach war er ein Schwein. Er war ausfallend und gewalttätig.«
    »Was hat er getan?«
    »Er hat mir vor dem Gericht aufgelauert, als ich in der Halle telefoniert habe. Er hat mich gefragt, warum ich das mache – als ob es eine persönliche Sache wäre. Als ich versucht habe, mich an ihm vorbeizudrücken, hat er eine Hand um meinen Hals gelegt und mich an die Wand gedrückt…« Sie schüttelt sich.
    »Du hast ihn nicht angezeigt?«
    »Nein.«
    »War er wütend und erregt?«
    »Ja.«
    »Was ist mit der Frau?«
    »Bridget. Sie war oben hui und unten pfui. Eine echte Aufsteigerin. «
    »Aber du mochtest sie?«
    »Ja.«
    »Was ist wegen der Vormundschaft passiert?«
    »Ein Richter hat den Antrag befürwortet, zwei haben behauptet, die vorgelegten Beweise seien unzureichend.«
    »Du hast also versucht, eine Amtsvormundschaft für Bobby zu erwirken?«
    »Und ob. Ich wollte dafür sorgen, dass sein Vater nicht mehr in seine Nähe kommt. Wir sind direkt zur nächsten Instanz gegangen und haben noch am selben Tag eine Anhörung bekommen. Die Unterlagen sollten alle da drin sein.« Sie weist auf die Akten.
    »Wer hat vor Gericht als Gutachter ausgesagt?«
    »Ich.«
    »Was ist mit Erskine?«
    »Ich habe seinen Bericht benutzt.«
    Mel wird langsam ärgerlich über die Fragen. »Jeder Sozialarbeiter hätte das Gleiche getan. Wenn der erste Familienrichter
nicht kapieren will, geht man zum nächsten. In neun von zehn Fällen bekommt man die Amtsvormundschaft.«
    »Heute nicht mehr.«
    »Nein.« Sie klingt enttäuscht. »Sie haben die Bestimmungen geändert.«
    Von dem Moment an, in dem Bobby der Vormundschaft des Jugendamts unterstellt wurde, wurde jede wichtige Entscheidung über sein Wohlbefinden statt von seiner Familie vom Amt getroffen. Ohne amtliche Zustimmung konnte er weder die Schule wechseln noch einen Pass beantragen, sich der Armee anschließen oder heiraten. Außerdem war dadurch garantiert,

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