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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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kaputtgemacht hatte.
    Von all dem wusste ich nichts. Meine Beteiligung endete nach einer einzigen Befragung. Es war Erskines Fall.
    Am Freitag, dem 15. August, wurde eine Helferkonferenz abgehalten. Den Vorsitz führte Lucas Dutton, weitere Teilnehmer waren der zuständige Sozialarbeiter, der beratende Psychologe Rupert Erskine, Bobbys Hausarzt, die stellvertretende Direktorin seiner Schule und Detective Sergeant Helena Bronte.
    Das Protokoll der Sitzung lässt erkennen, dass Lucas Dutton das Verfahren bestimmte. Ich erinnere mich an ihn. Bei meiner ersten Fallkonferenz machte er mich restlos nieder, als ich eine andere Lösung als die von ihm favorisierte vorschlug. Abteilungsleiter werden nur selten in Frage gestellt – schon gar nicht von einem jungen Psychologen, auf dessen Diplom die Tinte kaum getrocknet war.
    Die Polizei hatte nicht genug Beweise, um eine Anklage gegen Lenny Morgan zu unterstützen. Aufgrund der Indizien und der Aussage von Bridget Morgan entschied die Konferenz, dass Bobby von seiner Familie getrennt und in einem Heim untergebracht werden sollte, wenn sein Vater sich nicht freiwillig bereit erklären würde, sich vom Haus fern zu halten. Ein täglicher Kontakt sollte ermöglicht werden, wobei Vater und Sohn nie alleine bleiben dürften.
    Bobby verbrachte fünf Tage in einem Heim, bevor Lenny einwilligte, zu Hause auszuziehen und von der Familie getrennt zu leben, bis die Vorwürfe vollständig geklärt waren.
    Der zweite Ordner beginnt mit einem Inhaltsverzeichnis, das ich kurz überfliege, bevor ich weiterlese. Die Morgan-Familie wurde drei Monate lang von Sozialarbeitern und Psychologen
beschattet, die zu ergründen suchten, wie sie funktionierte. Bobbys Verhalten vor allem während der Besuche seines Vaters wurde beobachtet und evaluiert. Gleichzeitig befragte Erskine Bridget, Lenny und Bobby einzeln und nahm eine detaillierte Fallgeschichte auf. Außerdem befragte er die Großmutter mütterlicherseits, Pauline Aherne, sowie Bridgets jüngere Schwester.
    Beide schienen Bridgets Verdacht gegen Lenny zu bestätigen. Vor allem Pauline Aherne behauptete, ein Beispiel unangemessenen Verhaltens beobachtet zu haben, als Vater und Sohn vor dem Schlafengehen miteinander gerungen hatten, wobei Lenny eine Hand in Bobbys Schlafanzug gesteckt hätte.
    Als ich ihre Aussage mit Bridgets vergleiche, fällt mir auf, dass sie häufig dieselben Phrasen und Beschreibungen benutzt hatten. Das hätte mich beunruhigt, wenn es mein Fall gewesen wäre. Blut ist dicker als Wasser – das gilt nirgends mehr als in Sorgerechtsstreitigkeiten.
    Lenny Morgans erste Frau war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Ein Sohn aus erster Ehe, Dafyyd Morgan, hatte das Elternhaus mit achtzehn verlassen, ohne dass das Jugendamt auf ihn aufmerksam geworden wäre.
    Es wurden diverse Versuche unternommen, ihn aufzuspüren. Sozialarbeiter trieben seine Lehrer und einen Schwimmlehrer auf, die in seinem Verhalten keinerlei Anlass zur Sorge gesehen hatten. Dafyyd hatte die Schule mit fünfzehn verlassen und eine Lehre bei einer einheimischen Baufirma gemacht. Dann war er ausgestiegen, seine letzte bekannte Adresse war ein Hotel für Rucksacktouristen im Süden Australiens.
    In der Akte finden sich zwar Erskines Schlussfolgerungen, nicht jedoch die Notizen der einzelnen Sitzungen. Er beschrieb Bobby als »ängstlich, nervös, leicht erregbar und empfindlich« und erkannte »Symptome posttraumatischer Stressstörungen«.
    »Nach Begebenheiten sexuellen Missbrauchs befragt, zeigte Bobby sich zunehmend defensiv und erregt«, schrieb Erskine. »Außerdem reagiert er mit Abwehr, wenn irgendjemand andeutet,
dass seine Familie nicht perfekt ist. Er macht den Eindruck, als würde er hart daran arbeiten, etwas zu verbergen.«
    Über Bridget Morgan schrieb er: »Ihre erste Sorge gilt stets ihrem Sohn. Sie weigert sich vor allem, weitere Befragungen Bobbys zuzulassen, weil sie dem Jungen Angst machen. Offenbar hat Bobby mehrfach ins Bett gemacht und leidet unter Schlafstörungen.«
    Ihre Sorge war verständlich. Grob geschätzt wurde Bobby mehr als ein dutzend Mal von Therapeuten, Psychologen und Sozialarbeitern befragt. Fragen wurden endlos wiederholt und umformuliert.
    Während des freien Spiels wurde beobachtet, wie er Puppen entkleidete und Körperteile benannte. Die Sitzungen wurden nicht aufgezeichnet, doch ein Therapeut berichtete, dass Bobby zwei Puppen aufeinander gelegt und dazu Grunzgeräusche gemacht habe.
    Erskine hat zwei von

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