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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Büro das Anschreiben gelesen, war jedoch nicht weiter gekommen. Unten auf der Seite lese ich die Namen von drei Vertrauenspersonen, die Referenz geben können. Eine davon ist wichtig: Dr. Emlyn R. Owens. Daneben Jocks Adresse in der Harley Street und seine Telefonnummer.

12
    Reparaturarbeiten, Blätter auf den Gleisen, Signalversagen, defekte Weichen… egal, letztendlich läuft es immer auf ein und dasselbe hinaus – der Zug trifft verspätet in London ein. Der Schaffner entschuldigt sich in regelmäßigen Durchsagen, sodass kein Mensch schlafen kann.
    Ich kaufe mir im Speisewagen eine Tasse Tee und ein »Gourmet«-Sandwich, das ein Beleg dafür ist, wie man kulinarische Begriffe entwerten kann. Es schmeckt nur nach Mayonnaise. Wahllose Gedanken nagen an meiner Müdigkeit. Fehlende Puzzleteile. Neue Puzzleteile. Überhaupt keine Teile.
    Es gibt kleine Lügen, die so winzig sind, dass es nicht besonders wichtig ist, ob man sie glaubt oder nicht. Andere Lügen wirken klein, haben jedoch gewaltige Konsequenzen. Und manchmal geht es nicht darum, was man sagt, sondern was man nicht sagt. Jocks Lügen liegen immer dicht bei der Wahrheit.
    Catherine hatte am Marsden Hospital eine Affäre – mit einem verheirateten Mann. Sie liebte ihn und reagierte heftig, als er die Sache beendete. Am Abend ihres Todes war sie mit jemandem verabredet. War es Jock? Vielleicht hatte sie deswegen in meiner Praxis angerufen – weil er nicht gekommen war. Oder vielleicht war er doch gekommen. Er ist schließlich nicht mehr verheiratet. Eine wieder entflammte alte Affäe.
    Es war Jock, der mich mit Bobby bekannt gemacht hatte. Er sagte, es wäre ein Gefallen für Eddie Barrett.
    Herrgott! Ich dringe einfach nicht zum Grund der Sache vor. Ich wünschte, ich könnte einschlafen und in einem anderen Körper wieder aufwachen – oder in einem anderen Leben. Jedes Szenario wäre besser als dieses. Mein bester Freund – ich will, dass ich mich über ihn irre. Wir waren von Anfang an zusammen. Ich hatte immer das Gefühl, dass das Teilen eines Kreißsaals uns zu so etwas wie Brüdern machte; ungenetische
Zwillinge, die bei Betreten dieser Welt dieselbe Luft geatmet und dasselbe Licht gesehen hatten.
    Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Er hat mich belogen. Er ist in meinem Haus und nutzt das Geschehene aus. Ich habe beobachtet, wie er Julianne ansieht – mit einem Gefühl, das weit tiefer geht als Neid.
    Für Jock ist alles ein Wettbewerb. Ein Duell. Und er hasst es besonders, wenn er denkt, dass man sich nicht anstrengt, weil das seine Siege schmälert.
    Catherine wäre eine leichte Beute für ihn gewesen. Jock hatte schon immer die Gabe, sich die Verwundbaren herauszupicken, obwohl sie ihn nicht so reizten wie die coolen und selbstsicheren Mädchen. Seine Affären waren der Grund für zwei Scheidungen. Er konnte nicht anders.
    Warum sollte Catherine den Kontakt zu jemandem halten, der ihr das Herz gebrochen hatte? Und warum sollte sie Jock als Referenz in ihrem Lebenslauf angeben?
    Irgendjemand musste ihr erzählt haben, dass ich eine Sekretärin suche. Es wäre ein zu großer Zufall, dass sie auf eine Anzeige reagierte und erst später entdeckte, dass sie sich darum bewarb, für mich zu arbeiten. Vielleicht hatte Jock sich wieder mit ihr getroffen. Diesmal musste er es auch nicht mehr geheim halten. Es sei denn, dass ihm der Ärger, den Catherine mir bereitet hatte, peinlich war.
    Was übersehe ich?
    Sie hat das Grand Union Hotel alleine verlassen. Jock kam nicht oder verabredete sich vielleicht später am Abend mit ihr. Nein! Das ist albern! Jock ist nicht dazu fähig, einen Menschen zu foltern – eine Frau dazu zu zwingen, sich ein Messer ins eigene Fleisch zu stoßen. Er kann ein Rüpel sein, aber er ist kein Sadist.
    Ich drehe mich im Kreis. Was weiß ich mit Gewissheit? Er kannte Catherine. Er wusste von ihren Selbstverstümmelungen. Und er hat darüber gelogen.

    Ein Hauch von Angst streift mein Bewusstsein wie ein leichtes Fieber. Tante Gracie hätte gesagt, dass jemand über mein Grab gelaufen ist.
     
    Der Euston Station an einem klaren kalten Abend. Die Warteschlange für Taxis erstreckt sich über den Bürgersteig bis auf die Stufen zur Bahnhofshalle. Während ich auf der Fahrt nach Hampstead zusehe, wie die roten Zahlen auf dem Taxometer klettern, lege ich mir einen Plan zurecht.
    Der Portier von Jocks Wohnkomplex hat schon Feierabend, aber der Hausmeister erkennt mein Gesicht und drückt die Tür zum Foyer

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