Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect
plötzlich blitzt die bizarre Erinnerung an einen ehemaligen Patienten auf, der zwanghafte Angst hatte, seine Frau zu verlieren. Sie hatte eine tolle Figur, und er bildete sich ständig ein, dass andere Männer auf ihre Brüste starrten. In seinen Augen wurden ihre Brüste immer größer und ihre Tops immer knapper. Jede ihrer Bewegungen erschien ihm provokativ. Das alles war natürlich Unsinn, aber nicht für ihn.
Jock ist ein Busen-Mann. Beide seiner Ehefrauen haben ihre Brust plastisch vergrößern lassen. Warum soll man sich mit der mageren Beute der Natur zufrieden geben, wenn man alles sein kann, was sich mit Geld kaufen lässt?
Julianne ist nach oben gegangen, um sich die Haare zu trocknen. Jock kramt in den Taschen seiner Lederjacke. Sein Schatten taucht im Rahmen der Tür zum Garten auf, bevor er hinaustritt. Ein Feuerzeug flammt auf, eine Zigarrenspitze glüht.
Ich trete ihm von hinten die Beine weg, sodass er unsanft und in einem Schauer von Zigarrenglut auf dem Hintern landet.
»Joe!«
»Verschwinde aus meinem Haus!«
»Mein Gott! Wenn ich auf dem Pullover einen Brandflecken habe – «
»Und halt dich von Julianne fern!«
Er rutscht von mir weg und versucht aufzustehen.
»Bleib unten!«
»Warum schleichst du denn hier draußen rum?«
»Weil vor der Haustür die Polizei wartet.« Wie ich das sage, klingt es so offensichtlich.
Er starrt seine Zigarre an und überlegt, ob er sie wieder anzünden soll.
»Du hattest eine Affäre mit Catherine McBride. Dein Name steht in ihrem beschissenen Lebenslauf!«
»Ganz ruhig, Joe. Ich weiß nicht, was du – «
»Du hast mir erzählt, du würdest sie nicht kennen. Du hast sie an jenem Abend gesehen.«
»Nein.«
»Aber du hast dich mit ihr verabredet.«
»Kein Kommentar.«
»Was soll das heißen, ›kein Kommentar‹?«
»Genau das: Kein Kommentar.«
»Das ist doch alles Scheiße! Du hast dich mit ihr verabredet. «
»Ich bin aber nicht gekommen.«
»Du lügst.«
»Meinetwegen lüge ich«, sagt er sarkastisch. »Was immer du gerne glauben willst, Joe.«
»Hör auf mit dem Getue.«
»Was soll ich denn deiner Meinung nach sagen? Sie war einen Stich wert. Ich habe mich mit ihr verabredet. Ich bin nicht gekommen. Ende der Geschichte. Halt du mir keine Predigten. Du hast eine Nutte gebumst. Damit hast du deine Chance verspielt, mir moralisch zu kommen.«
Ich hole zu einem Schlag aus, doch diesmal ist er darauf vorbereitet. Er weicht mir aus und tritt mir in den Unterleib. Schmerz
schießt durch meinen Körper und meine Knie geben nach. Ich presse die Stirn an seine Brust, als er mich auffängt, bevor ich umfallen kann.
»All das spielt keine Rolle«, sagt er leise.
Nach Luft ringend zische ich: »Natürlich spielt es eine Rolle. Sie denken, dass ich sie umgebracht habe.«
Jock stützt mich weiter, bis ich seine Hände wegschlage und einen Schritt zurücktrete.
»Sie denken, ich hätte eine Affäre mit ihr gehabt. Du könntest ihnen die Wahrheit sagen.«
Jock sieht mich verschlagen an. »Soviel ich weiß, hast du sie auch gevögelt.«
»Das ist Unsinn und das weißt du auch.«
»Du musst auch meine Sicht der Dinge verstehen. Ich wollte nicht in die Sache verwickelt werden.«
»Und deshalb reißt du mich noch tiefer in die Scheiße.«
»Du hattest ein Alibi – du hast es nicht benutzt.«
Alibis. Darauf läuft es hinaus. Ich hätte zu Hause bei meiner Frau sein sollen – meiner schwangeren Frau. Sie hätte mein Alibi sein sollen.
Es war ein Mittwochabend. Julianne hatte ihren Spanischunterricht. Normalerweise kommt sie nicht vor zehn nach Hause.
»Warum hast du deine Verabredung mit Catherine nicht eingehalten? «
Hinter seinen Augen lauert ein Lächeln. »Ich hatte ein besseres Angebot.«
Er wird es mir nicht sagen. Er will, dass ich frage.
»Du warst mit Julianne zusammen.«
»Ja.«
Ich spüre, wie sich in mir eine Kluft auftut. Jetzt habe ich Angst. »Wo hast du sie getroffen?«
»Mach dir Sorgen um dein eigenes Alibi, Joe.«
»Beantworte meine Frage.«
»Wir haben zu Abend gegessen. Sie wollte mich treffen. Sie hat mich nach deinem Zustand gefragt. Sie hat nicht darauf vertraut, dass du ihr die Wahrheit sagst.«
»Und nach dem Essen?«
»Sind wir auf einen Kaffee hierher zurückgekommen.«
»Julianne ist schwanger.« Ich mache keine Frage, sondern eine Feststellung daraus.
Ich beobachte, wie er eine weitere Lüge erwägt, sich dann jedoch dagegen entscheidet. Jetzt sind wir auf Augenhöhe. All seine miesen kleinen
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