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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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die Rückenlehne eines Stuhls, um meine Hand zu stabilisieren.
    Ich räuspere mich und fixiere einen Punkt über ihren Köpfen.
    »Prostituierte machen die Mehrzahl der Opfer ungeklärter Gewaltverbrechen in diesem Land aus. In den letzten sieben Jahren sind 48 von ihnen ermordet worden. In London werden täglich mindestens fünf vergewaltigt. Ein weiteres Dutzend wird geschlagen, ausgeraubt oder verschleppt. Sie werden nicht angegriffen, weil sie attraktiv sind oder es herausfordern, sondern weil sie erreichbar und verletzlich sind. Sie sind leichter
aufzugreifen und anonymer als sonst irgendjemand in unserer Gesellschaft.«
    Jetzt senke ich den Blick und sehe in ihre Gesichter, erleichtert über ihre Aufmerksamkeit. Eine Frau in der ersten Reihe trägt einen Mantel mit einem violetten Seidenkragen und hellgelbe Handschuhe. Sie hat die Beine übereinander geschlagen, ihr Mantel hat sich einen Spalt weit geöffnet und entblößt einen cremefarbenen Schenkel. Die dünnen Riemchen ihrer Schuhe kreuzen sich über ihren Fesseln.
    »Leider können Sie sich Ihre Kunden nicht aussuchen. Sie kommen in allen Formen und Größen, manche betrunken, manche gemein – «
    »Manche dick«, ruft eine Blonde.
    »Und stinkend«, ergänzt ein Teenager mit dunkler Brille.
    Ich warte, bis das Lachen verklungen ist. Die meisten dieser Frauen vertrauen mir nicht, und das kann ich ihnen nicht verdenken. Sie gehen mit jeder Beziehung ein Risiko ein, sei es mit ihren Zuhältern, ihren Freiern oder einem Psychologen. Sie haben gelernt, Männern zu misstrauen.
    Ich wünschte, ich könnte die Bedrohung realer machen. Vielleicht hätte ich Fotos mitbringen sollen. Vor kurzem wurde ein Opfer gefunden, deren Gebärmutter neben ihr auf dem Bett lag. Andererseits muss man diesen Frauen nichts mehr erklären. Die Gefahr ist allgegenwärtig.
    »Ich bin heute Abend nicht hergekommen, um Sie zu belehren. Ich hoffe, dass ich Ihr Leben ein wenig sicherer machen kann. Wie viele Freundinnen oder Verwandte wissen, wo Sie sind, wenn Sie nachts auf der Straße arbeiten? Wie lange würde es dauern, bis jemand Sie vermisst melden würde, wenn Sie verschwinden? «
    Ich lasse die Frage über sie hinwegwehen wie schwebende Spinnenweben von den Dachbalken. Meine Stimme ist rau geworden und klingt zu streng. Ich lasse den Stuhl los und gehe nach vorne an den Bühnenrand. Mein linkes Bein will nicht
mitschwingen, sodass ich kurz ins Stolpern gerate, bevor ich mich wieder gefangen habe. Sie sehen sich an und fragen sich, was sie von mir halten sollen.
    »Meiden Sie die Straße, und wenn das nicht geht, treffen Sie Vorkehrungen. Organisieren Sie einen Selbstschutz. Vergewissern Sie sich, dass irgendjemand die Autonummer notiert, wenn Sie in einen Wagen steigen. Arbeiten Sie nur in gut beleuchteten Gegenden und versuchen Sie, sichere Häuser zu etablieren, in die Sie die Freier mitnehmen können, anstatt ihre Wagen zu benutzen …«
    Vier Männer haben die Halle betreten und bei den Türen Stellung bezogen, offensichtlich Polizisten in Zivil. Als die Frauen sie bemerken, höre ich sie ungläubig oder resigniert murmeln. Einige starren mich wütend an, als ob das alles meine Schuld wäre.
    »Bleiben Sie bitte ruhig. Ich werde das klären.« Vorsichtig steige ich von der Bühne. Ich will Elisa abfangen, bevor sie die Männer erreicht.
    Der Verantwortliche ist leicht auszumachen. Es ist der Detective mit dem verlebten Gesicht und den schiefen Zähnen, den ich auf dem Kensal Green Friedhof gesehen habe. Er trägt denselben verknitterten Mantel, eine kulinarische Landkarte aus Flecken und Spritzern. Die Krawatte seines Rugby-Clubs wird von einer silbernen Nadel in Form des schiefen Turms von Pisa gehalten.
    Ich mag ihn. Er legt keinen Wert auf Klamotten. Männer, die zu viel Mühe auf ihre Erscheinung verwenden, können ehrgeizig, aber auch eitel aussehen. Wenn er spricht, blickt er in die Ferne, wie um zu sehen, was auf ihn zukommt. Ich kenne diesen Blick von Bauern, die sich auch immer unbehaglich zu fühlen scheinen, wenn sie etwas in zu großer Nähe fixieren müssen, vor allem Gesichter. Er lächelt entschuldigend.
    »Tut mir Leid, uneingeladen in Ihre Versammlung zu platzen«, sagt er spöttisch an Elisa gerichtet.

    »Na, dann verpissen Sie sich einfach!«, erwidert sie zuckersüß mit einem giftigen Lächeln.
    »Freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss, oder sollte ich sagen Madam ?«
    Ich trete zwischen die beiden. »Wie können wir Ihnen helfen? «
    »Wer

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