Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect
Krankenhauses gemalt. Ironischerweise wurde gleichzeitig der Name meines Vaters von eben jener Tafel getilgt, weil er, wie er selbst zu sagen pflegte, seine »Verpflichtungen reduziert« hatte.
Ich weiß nicht, ob es eine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen gibt. Es ist mir egal. Ich habe vor langer Zeit aufgehört, mir Sorgen darüber zu machen, was er denkt oder warum er etwas tut. Ich habe Julianne und Charlie. Ich habe jetzt meine eigene Familie. Eine Einzelmeinung ist nicht wichtig – nicht einmal seine.
13
Samstagvormittage und matschige Sportplätze scheinen zusammenzugehören wie Pubertät und Akne. So erinnere ich mich an die Winter meiner Kindheit – bis zu den Knöcheln im Schlamm stehen, sich den Arsch abfrieren und für die zweite Rugbymannschaft der Schule spielen. Gottes Leibarzt im Wartestand hatte eine Stimme, die sich mühelos über den heulenden Wind erhob. »Steh nicht einfach rum wie eine kalte Flasche Pisse«, brüllte er. »So was nennt sich Flügelstürmer! Ich habe schon
driftende Kontinente gesehen, die sich schneller bewegen als du.«
Gott sei Dank ist Charlie ein Mädchen. Sie sieht wirklich süß aus in ihrer Fußballausrüstung, die Haare zurückgebunden, die Shorts bis zu den Knien. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, Trainer zu werden. Mein Wissen über das runde Leder passt auf die Rückseite eines Bierdeckels, was vermutlich der Grund ist, warum die Tigers in der ganzen Saison noch kein Spiel gewonnen haben. In diesem Alter soll man das Ergebnis noch nicht mitverfolgen und keine Tabelle führen. Es geht ausschließlich darum, Spaß zu haben und alle Kinder zu beteiligen. Aber erzählen Sie das mal den Eltern.
Heute spielen wir gegen die Highgate Lions, und nach jedem Tor, das die Lions erzielen, trotten die Tigers zurück zur Mittellinie und diskutieren, wer den Anstoß ausführen darf.
»Das ist nicht unsere größte Stärke«, sage ich entschuldigend zum Trainer der Gegenseite, während ich still für mich bete: »Nur ein Tor, Tigers, gebt uns nur ein einziges Tor. Dann zeigen wir denen, wie man richtig feiert.«
Zur Halbzeit liegen wir null zu vier zurück. Die Kids lutschen an Orangenvierteln. Ich erkläre ihnen, wie gut sie spielen. »Diese Mannschaft ist ungeschlagen«, lüge ich unverhohlen, »aber ihr habt sie ziemlich gut im Griff.«
Für die zweite Halbzeit stelle ich Douglas, der von all unseren Spielern den stärksten Schuss hat, ins Tor und beordere Andrew, unseren erfolgreichsten Schützen in die Innenverteidigung.
»Aber ich bin Mittelstürmer«, jammert er.
»In der Spitze spielt jetzt Dominic.«
Alle sehen Dominic an, der gerade erst begriffen hat, in welche Richtung er rennen muss. Er kichert, schiebt die Hand in seine Shorts und kratzt sich am Skrotum.
»Vergesst das Dribbeln, Passen und Tore schießen«, sage ich. »Geht einfach raus und versucht, so feste zu schießen, wie ihr könnt.«
Nach Wiederanpfiff liegt mir eine Truppe besorgter Eltern in den Ohren, die mit meinen Umstellungen nicht einverstanden sind. Sie denken, ich hätte komplett den Durchblick verloren, aber mein Wahnsinn hat Methode. Auf dieser Ebene geht es beim Fußball um den Schwung. Wenn der Ball sich erst einmal nach vorne bewegt, folgt ihm das ganze Spiel. Deswegen habe ich meine stärksten Schützen in die Abwehr gestellt.
In den ersten paar Minuten ändert sich gar nichts. Die Tigers könnten ebenso gut Schatten jagen. Dann fällt der Ball Douglas vor die Füße, der ihn nach vorne drischt. Bei dem Versuch, ihm auszuweichen, stolpert Dominic und reißt zwei Verteidiger mit sich zu Boden, während der Ball weiterrollt. Charlie ist am nächsten dran. »Keine Kunststücke«, murmele ich. »Schieß einfach. «
Man mag mir Begünstigung und Voreingenommenheit vorwerfen, das ist mir egal. Was folgt, ist jedenfalls der eleganteste angeschnittene, effektvolle Heber, der je von einem Fußballschuh der Größe 6 auf ein Tor abgegeben wurde. Die Jubelszenen würden jeden unabhängigen Beobachter davon überzeugen, dass wir soeben den Sieg errungen haben.
Überrumpelt von unserer neuen Strategie fällt die Mannschaft der Lions auseinander. Sogar Dominic macht ein Tor, als der Ball von seinem Hinterkopf abprallt und sich über den Torhüter ins Netz senkt. Die Tigers schlagen die Lions fünf zu vier.
Das größte Lob kommt von Julianne, die nicht gerade das ist, was man eine hingebungsvolle Fußball-Mum nennen würde. Ich glaube, ihr wäre es lieber, Charlie würde zum
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