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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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auf diverse Rohre über unseren Köpfen und erklärt mir das Gas-Wasser-System.
    Ich überlege, ob ich ihm eine Frage stellen soll, weiß jedoch aus Erfahrung, dass es unter Handwerkern klüger ist, seine Ahnungslosigkeit nicht noch zur Schau zu stellen. Ich bin kein Heimwerker; do-it-yourself interessiert mich nicht, weshalb ich mit meinen Fingern und Zehen auch noch bis zwanzig zählen kann.
    D.J. tritt mit seinen Arbeitsschuhen leicht gegen den Kessel, und die Implikationen sind klar. Das Ding ist wertlos, Sperrmüll, ein Witz.
    »Und wie viel wird das Ganze kosten?«, frage ich, nachdem ich auf halber Strecke durch seinen Mängelbericht den Faden verloren habe.
    Er atmet langsam aus und fängt an, die Teile aufzulisten, die ersetzt werden müssen.
    »Und die Arbeitsstunden?«
    »Kommt drauf an, wie lange es dauert.«
    »Und wie lange wird es dauern?«
    »Das kann ich erst sagen, wenn ich alle Heizkörper überprüft habe.« Beiläufig nimmt er einen von der Feuchtigkeit hart
gewordenen Sack Zement und wirft ihn zur Seite. Es hätte zwei Männer meiner Statur gebraucht, ihn zu bewegen. Ich stehe in einer Pfütze, und das Wasser sickert durch die Nähte meiner Schuhe.
    Ich murmele etwas davon, die Kosten möglichst niedrig zu halten, und fliehe nach oben, während ich versuche, mir nicht auszumalen, wie er hinter meinem Rücken grinst. Julianne gibt mir eine lauwarme Tasse Tee – die letzte aus der Kanne.
    »Alles in Ordnung?«
    »Bestens. Wo hast du den denn gefunden?«, flüstere ich.
    »Er hat einen Zettel in den Briefkasten geworfen.«
    »Irgendwelche Referenzen?«
    Sie verdreht die Augen. »Er hat das neue Bad der Reynolds in Nummer 74 gemacht.«
    Die beiden Klempner tragen ihr Werkzeug zu dem Transporter, und Charlie wirft ihren Ball in den Gartenschuppen. Sie trägt einen Pferdeschwanz, und ihre Wangen sind vor Kälte gerötet. Julianne schimpft über die Grasflecken auf ihrer Schulstrumpfhose.
    »Die gehen beim Waschen wieder raus«, sagt Charlie.
    »Und woher willst du das wissen?«
    »Weil es immer so ist.«
    Charlie dreht sich um und umarmt mich. »Fühl mal meine Nase.«
    »Brrr. Kalte Nase, warmes Herz.«
    »Kann Sam heute bei uns übernachten?«
    »Das kommt drauf an. Ist Sam ein Junge oder ein Mädchen? «
    »Daaad.« Charlie zieht eine Grimasse.
    Julianne geht dazwischen. »Du hast morgen Fußball.«
    »Und was ist nächstes Wochenende?«
    »Da kommen Grandma und Grandpa zu Besuch.«
    Charlies Miene erstrahlt in dem Maße, in dem sich meine verfinstert. Das hatte ich total vergessen. Gottes Leibarzt im Wartestand
hält auf einem internationalen medizinischen Kongress eine Rede. Es wird selbstverständlich ein Triumph werden. Man wird ihm alle möglichen Ehrenämter und lukrative Teilzeitpositionen anbieten, die er freundlich ablehnen wird, weil ihn das Reisen ermüdet. Und ich werde schweigend daneben sitzen und mich fühlen, als wäre ich wieder dreizehn.
    Mein Vater ist ein brillanter medizinischer Kopf. Es gibt kein modernes Lehrbuch, in dem sein Name nicht erwähnt wird. Er hat Artikel geschrieben, die Auswirkungen auf die Behandlung von Unfallopfern durch Notärzte und die medizinischen Standardverfahren von Ärzten im Kriegseinsatz hatten.
    Sein Vater, mein Großvater, war Gründungsmitglied und am längsten amtierender Vorsitzender des General Medical Council. Einen Namen hat er sich zwar weniger als Chirurg denn als Mann der Verwaltung gemacht, aber in der Geschichte der medizinischen Ethik wird sein Name nach wie vor groß geschrieben.
    Das ist der Punkt, wo ich ins Spiel komme – oder eben nicht. Ich war der lang erwartete Sohn nach drei Töchtern. Als solchem wurde von mir erwartet, dass ich die Medizinerdynastie fortführte, doch stattdessen ließ ich die Kette reißen, was mich nach moderner Lesart zu ihrem schwächsten Glied macht.
    Vielleicht hätte mein Vater es kommen sehen müssen. Meine vollkommene Talent- und Lustlosigkeit zum Rugbyspielen hätte ihn warnen sollen. Ich kann nur mit Sicherheit sagen, dass sich meine Makel seither stetig aufgetürmt haben und dass er mich als sein persönliches Versagen betrachtet.
    Er verstand meine Zuneigung zu Gracie nicht. Und ich habe nicht einmal versucht, sie zu erklären. Sie war wie eine fallen gelassene Masche unserer Familie – genau wie Onkel Rosskend, der während des Krieges aus Gewissensgründen den Militärdienst verweigert hatte, und mein Vetter Brian, der wegen Diebstahls von Dessous in Warenhäusern verurteilt wurde.
    Meine

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