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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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wieder zurückgezogen hatte, trotzdem musste es eine Untersuchung geben. Ich war vom Dienst suspendiert, während der Aufsichtsrat des Krankenhauses ermittelt hat. Andere Patienten wurden befragt.«
    »Alles wegen eines einzigen Briefes?«
    »Ja.«
    »Haben Sie mit Catherine gesprochen?«
    »Nein. Sie ist mir aus dem Weg gegangen. Ich habe sie erst kurz vor ihrem Weggang vom Marsden Hospital wieder gesehen. Sie hat sich entschuldigt. Sie hatte einen neuen Freund, mit dem sie in den Norden ziehen wollte.«
    »Und Sie waren nicht wütend auf sie?«
    »Ich war absolut stinksauer. Sie hätte mich meine Karriere kosten können.« Als mir klar wird, wie grob das klingt, füge ich hinzu: »Sie war emotional sehr fragil.«
    Ruiz zückt seinen Block und notiert sich etwas.
    »Deuten Sie nicht zu viel in die Sache hinein.«

    »Ich deute überhaupt nichts hinein, Professor, es ist lediglich eine Information. Sie und ich, wir sammeln beide Informationsstückchen, bis zwei oder drei von ihnen zusammenpassen. « Er blättert die Seiten seines Blocks um und lächelt mich sanft an. »Es ist erstaunlich, was man heutzutage alles erfahren kann. Verheiratet. Ein Kind. Keiner Konfession angehörig. Schulausbildung in Charterhouse, Studium an der London University. Bachelor und Master in Psychologie. 1980 Festnahme wegen Projektion eines Hakenkreuzes auf die Fassade des Südafrikahauses im Rahmen einer ›Free Mandela‹-Demonstration auf dem Trafalgar Square. Zwei Verwarnungen wegen Geschwindigkeitsübertretung auf der M 40, ein noch unbezahlter Strafzettel wegen Falschparkens; 1987 Verweigerung eines Visums für Syrien wegen eines vorhergehenden Israel-Aufenthaltes. Vater berühmter Arzt. Drei Schwestern, von denen eine für das Flüchtlingsprogramm der Vereinten Nationen arbeitet. Der Vater Ihrer Frau hat 1994 Selbstmord begangen. Ihre Tante ist bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Sie sind privat krankenversichert, haben einen Überziehungskredit von 10 000 Pfund und müssen am Mittwoch Ihre KFZ-Steuer überweisen. « Er blickt auf. »Ich will Sie nicht mit Ihren Steuerrückzahlungen behelligen, aber ich würde sagen, Sie haben eine Privatpraxis eröffnet, weil Sie Ihr Haus ein verdammtes Vermögen kostet.«
    Jetzt kommt er zur Sache. Die ganze Nummer ist eine Botschaft für mich. Er will, dass ich weiß, wozu er fähig ist.
    Er spricht leise weiter. »Wenn ich herausfinde, dass Sie Informationen in einer Mordermittlung zurückgehalten haben, bringe ich Sie ins Gefängnis. Dann können Sie Ihre Fähigkeiten aus erster Hand anwenden, wenn Sie zu zweit in einer Zelle mit einem jamaikanischen Gangster sitzen, der möchte, dass Sie für Jesus alles aufgeben.« Er klappt sein Notizbuch zu, schiebt es in die Tasche, haucht auf seine gefalteten Hände und fügt hinzu: »Vielen Dank für Ihre Geduld, Professor.«

14
    Bobby Moran erwartet mich schon, als ich in die Lobby komme. Er sieht noch unordentlicher aus als gewöhnlich. Sein Mantel ist schlammverschmiert, Zeitungen quellen aus seinen Taschen. Ich frage mich, ob er darauf wartet, Schlaf zu finden, oder darauf, dass etwas Schlimmes geschieht.
    Er blinzelt hektisch hinter seinen Brillengläsern und murmelt eine Entschuldigung. »Ich muss Sie sprechen.«
    Ich blicke auf die Uhr an der Wand über seinem Kopf. »Ich habe einen anderen Patienten – «
    »Bitte!«
    Ich sollte nein sagen. Es geht nicht, dass die Leute einfach aufkreuzen. Meena wird außer sich sein. Sie könnte ein perfektes Büro führen, wenn die Patienten nicht ständig unangekündigt erscheinen oder ihre Termine versäumen würden. »So packt man keinen Koffer«, wird sie sagen, und ich werde ihr zustimmen, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, was sie meint.
    Oben fordere ich Bobby auf, Platz zu nehmen, und kümmere mich um die Reorganisation meines Vormittags. Er wirkt verlegen, einen solchen Aufstand verursacht zu haben. Er ist heute anders – geerdet und mehr im Hier und Jetzt.
    »Sie haben mich gefragt, was ich träume.« Er starrt auf einen Punkt auf dem Boden zwischen seinen Schuhen.
    »Ja.«
    »Ich glaube, mit mir stimmt irgendwas nicht. Ich hab immer diese Gedanken.«
    »Was für Gedanken?«
    »In meinen Träumen tue ich Menschen weh.«
    »Wie tust du ihnen weh?«
    Er sieht mich flehentlich an. »Ich versuche, wach zu bleiben … Ich will nicht einschlafen. Arky sagt ständig, ich soll ins Bett kommen. Sie versteht nicht, warum ich auf dem Sofa in die
Bettdecke gewickelt um vier Uhr morgens Fernsehen gucke.

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