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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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meine älteste Schwester Lucy und ihrem Mann Eric, die drei Kinder haben, deren Namen ich mir nie merken kann. Ich weiß nur, dass sie alle auf »i« enden wie Debbie, Jimmy oder Bobby. Gottes Leibarzt im Wartestand wollte, dass Lucy ihren ältesten Sohn nach ihm benannte. Der Gedanke an einen »Joseph« in der dritten Generation gefiel ihm. Lucy hielt standhaft dagegen
und gab ihrem Sohn einen anderen Namen – Andy vielleicht oder Gary oder Freddy.
    Sie kommen immer zu spät. Eric ist Fluglotse und der zerstreuteste Mensch, den ich je getroffen habe. Es ist beängstigend. Er vergisst immer wieder, wo wir wohnen, und muss vor jedem Besuch anrufen, um sich den Weg erklären zu lassen. Wie um Himmels willen hält er Dutzende von Flugzeugen in der Luft? Jedes Mal wenn ich einen Flug von Heathrow nehme, möchte ich vorher Lucy anrufen und fragen, ob Eric arbeitet. Meine mittlere Schwester Patricia ist in der Küche mit ihrem neuen Mann, Simon, einem Strafverteidiger, der für eine Fernsehsendung arbeitet, die Justizirrtümer aufdeckt. Patricias Scheidung ist durch und sie feiert mit Champagner.
    »Das ist wohl kaum ein Anlass für Bollinger«, sagt mein Vater.
    »Warum denn nicht?«, sagt sie und schlürft einen Schluck, bevor die Flüssigkeit übersprudelt.
    Ich schlage mich auf die Seite von Simon. Niemand verdient eine solche Einführung in unsere Familie. Wir nehmen unsere Drinks mit ins Wohnzimmer und machen Smalltalk. Simon hat ein fröhliches rundes Gesicht und klopft sich fortwährend auf den Bauch wie ein Kaufhausweihnachtsmann.
    »Tut mir Leid, diese dumme Sache mit dem Parkinson«, sagt er. »Schreckliche Geschichte.«
    Mein Stimmung sinkt. »Wer hat es dir erzählt?«
    »Patricia.«
    »Woher wusste sie es?«
    Als Simon seinen Fehler erkennt, fängt er an, sich zu entschuldigen. Es hat in den vergangenen Monaten ein paar deprimierende Augenblicke gegeben, aber keiner war so deprimierend wie der, vor einem völlig fremden Menschen zu stehen, der meinen Scotch trinkt und Mitleid mit mir hat.
    Wer weiß es sonst noch?
    Es klingelt. Eric, Lucy und die »i«-Kinder stürmen mit eifrigem Händeschütteln und Wangenküsschen ins Haus. Lucy sieht
mich an, und ihre Unterlippe fängt an zu zittern. Sie schlingt die Arme um mich, und ich spüre, wie ihr Körper an meiner Brust bebt.
    »Es tut mir so Leid, Joe. Wirklich so Leid.«
    Mein Kinn liegt auf ihrem Kopf. Eric legt eine Hand auf meine Schulter, als wollte er mir einen päpstlichen Segen erteilen. Ich glaube nicht, dass mir schon einmal irgendetwas so peinlich war.
    Der Rest des Nachmittags zieht sich hin wie eine vierstündige Soziologie-Vorlesung. Als ich keine Lust mehr habe, Fragen zu meiner Gesundheit zu beantworten, fliehe ich in den Garten, wo Charlie mit den »i«-Kindern spielt. Sie zeigt ihnen, wo wir den Goldfisch begraben haben. Endlich fallen mir auch ihre Namen ein, Harry, Perry und Jenny.
    Harry ist noch ein Kleinkind, der in seiner gefütterten Jacke und der Wollmütze aussieht wie eine Miniaturausgabe des Michelin-Männchens. Ich werfe ihn in die Luft, was ihn zum Kichern bringt. Die anderen Kinder packen meine Beine und spielen, ich wäre ein Monster. Ich sehe, dass Julianne wehmütig aus dem Fenster blickt. Ich weiß, was sie denkt.
    Nach dem Mittagessen ziehen wir uns ins Wohnzimmer zurück, und alle machen Komplimente über den Baum und den Stollen meiner Mutter.
    »Wir könnten ›Wer bin ich?‹ spielen«, schlägt Charlie vor, deren Mund mit Krümeln umrandet ist, ohne das kollektive Stöhnen zu beachten. Stattdessen verteilt sie Zettel und Stifte, während sie atemlos die Spielregeln erklärt.
    »Man denkt sich jemand Berühmten aus. Es müssen keine echten Menschen sein. Eine Zeichentrickfigur oder ein Filmstar ist auch erlaubt. Auch Lassie würde gehen…«
    »Das wollte ich eigentlich nehmen.«
    Sie sieht mich ärgerlich an. »Niemand darf den Namen sehen, den man schreibt. Dann klebt man den Zettel irgendjemandem an die Stirn, und er muss raten, wer er ist.«

    Das Spiel erweist sich als Riesenspaß. Gottes Leibarzt im Wartestand kann nicht verstehen, warum sich alle über den Namen an seiner Stirn vor Lachen ausschütten wollen: »Brummbär« aus Schneewittchen und die sieben Zwerge .
    Ich fange an, mich richtig zu amüsieren, als es klingelt. Charlie stürzt zur Tür, um aufzumachen. Lucy und Patricia beginnen Teller und Tassen abzuräumen.
    »Sie sehen gar nicht aus wie ein Polizist«, sagt Charlie.
    »Ich bin Detective.«
    »Heißt

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