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Adrianas Nacht

Adrianas Nacht

Titel: Adrianas Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon von Winterstein
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später noch zu einem Krankenbesuch müsse und dass ich natürlich wisse, dies höre sich schon wieder wie eine dumme Ausrede an, deshalb sage ich es jetzt gleich. Marie sagte nur: »Toll!«, und legte auf.
    Ich legte das Handy auf den Tisch, eine meiner schlechten Angewohnheiten, aber ich wollte sicher sein, falls Marie sich doch noch einmal am Handy melden würde. Ich beugte mich über mein Vitello, rollte eine der hauchdünn geschnittenen Kalbfleischscheiben sorgfältig zusammen, spießte sie auf, und als ich meinen Kopf hob, stand vor mir eine strahlend lächelnde Marie. Ich starrte sie an, ließ mein Vitelloröllchen sinken, legte sorgfältig die Gabel auf den Teller zurück, stand auf, nahm sie in die Arme und küsste sie sanft auf den Mund. Ich spürte das Zittern ihrer Lippen, spürte meine Unsicherheit, meine Aufregung. Als wir wieder voneinander ließen, sagte Marie, dass sie mich vorhin an einem der Restaurants hatte vorbeigehen sehen und sich nicht getraut hätte, mich anzusprechen.
    Ich hielt Maries Hand, als wir uns an den Tisch setzten. Ich wollte sie vorerst auch nicht loslassen, so als hätte ich Angst, Marie würde dann wieder fortgehen. Sie sah wunderschön aus. Ihr volles, braunes Haar fiel in Wellen über ihre nackten Schultern. Ihre dunkelbraunen, lachenden Augen strahlten und glänzten, umrahmt von kräftigen, dunklen Wimpern. Sie lächelte, legte dabei den Kopf etwas schräg, und etwas außerhalb ihrer Mundwinkel bildeten sich kleine Grübchen, die ihrem Lächeln etwas sehr Mildes, Nachsichtiges verliehen und die sich als nur angedeutete Linien hinauf zu ihren Nasenflügeln verlängerten oder wohl besser an diesen feinen Linien aufgehängt waren. Das Rot ihrer Lippen war betörend. Warum war mir nicht schon viel früher aufgefallen, wie überwältigend sie strahlen konnte im vergehenden Tageslicht, wie ebenmäßig ihr Gesicht, wie wundervoll ihre gar nicht schmale, rundliche Nasenspitze war. Ihr langer, schlanker Hals, von kräftigen Muskeln durchzogen, die hervortraten, wenn sie den Kopf zur Seite wandte. Ihre Schultern, gerade, in schönstem Einklang mit den Schlüsselbeinen, die den leichten Schwung der Linie wieder nach innen trugen. Vom Ende des Schlüsselbeins ergab ihre Schulterrundung zum Oberarm hin einen perfekten Viertelkreis. Dieses Naturschauspiel von Rundungen, Schwüngen, geraden, konkaven und konvexen Formspielen wurde vollendet durch eine ganz schlichte, silberne Halskette, ein schmales Metallband, kreisrund und elastisch, das sich um Maries schönen Hals wand. Ihr einfaches, blaues Sommerkleid, ein luftiger Baumwollstoff, sehr fein kariert, dünne Träger, ein gerader Ansatz des Kleides, war tief genug ausgeschnitten, um die Ouvertüre über die Schönheit von Maries Brust zu singen. Das Kleid war vorn mit kleinen, sehr dunklen, gerade noch braunen Hornknöpfen geschlossen, die perfekt zu Maries Augen passten und jeden Ton ihrer Augen braun, schwarz, weiß aufnahmen. Die Knopfleiste war bis oben hin zugeknöpft. Die Härte dieses Abschlusses irritierte mich, war sie doch zu streng für Maries Leichtigkeit und ihre Fröhlichkeit. So griff ich langsam über den Tisch und öffnete mit einer Hand zwei der Knöpfe. Maries Blick folgte meiner Hand, sie lachte, ließ mich aber gewähren. Dann zupfte ich die Ecken etwas auseinander, so dass dort ein kleiner Spalt, ein leichtes V, sich auftat, und so ein Hauch der Rundung von Maries Brustansatz sichtbar wurde. Ich strich mit meinem Finger nun sehr sachte und langsam von einem kleinen Leberfleck kurz unter ihrem zarten Ohrläppchen den Hals herunter, nahm die perfekte Kurve von ihrem Hals zu ihrer Schulter und ließ meinen Finger weiter ihre Schulter entlangwandern, bis ich den zierlichen Träger erreichte. Ich schob meinen Finger unter den Träger, hob ihn und streichelte dann weiter die Schulter entlang, bis der Träger von ihrer Schulter rutschte, und nun dieser wundervolle Schwung ungeteilt in seiner Schönheit vor mir lag. Ich glaube, es war auch drei Tische weiter noch unübersehbar, wie sehr ich mich gerade in Marie verliebte. Sie lachte plötzlich liebevoll und amüsiert auf und sagte: »Leon, wenn du noch eine Minute länger so schaust und mich weiter so aufknöpfst, steh ich hier vor allen ganz nackt da! So gern ich es vor dir täte.«
    In diesem Moment brachte Canan ein neues Besteck, zwei Gläser, Wein, Wasser und reichte Marie die Karte. Sie nahm sie dankbar nickend entgegen, und ich sagte: »Marie, Canan, Canan, Marie.«

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