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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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Schublade in einem kleinen Möbel hinter sich, auf dem sich ein Berg loser Papyrusrollen türmte, und zog eine Börse hervor, aus der er zwei Silberlinge holte, die er Zapetta reichte.

    »Im Gegenteil, ich bezahle dich; nimm das als Anzahlung, bis ich erste Ergebnisse habe. Dein Bruder wird dafür aufkommen, wenn wir ihn gefunden haben, daran zweifle ich nicht. Komm in drei Tagen wieder. Falls Rainerio bis dahin nicht zurückgekehrt ist, werde ich Neues in Erfahrung gebracht haben. Rom ist nicht so groß, wie es den Anschein hat: Alles spricht sich herum, alles wird sichtbar und bekannt. Ein guter Beobachter erfährt viele Dinge! Ein Mann wird nicht so einfach aus dem Verkehr gezogen.«
    Zapettas Gesicht strahlte, sie wischte sich mit dem Handrücken die Augen trocken.
    »Geh nun nach Hause zurück«, sagte Gui zu ihr. »Schick den Gastwirt zum Teufel, der dich mitten im Winter seine Laken waschen lassen will, und bleib bei deinen Eltern. Ich bitte dich nur um drei Tage Geduld.«
    Das junge Mädchen sprang auf, um seine Hände zu ergreifen.
    »Ich werde beten, Meister Gui, ich werde die Jungfrau Maria bitten, Euch unter ihren heiligen Schutz zu stellen. Ich werde beten …«
    Benedetto begleitete sie zur Schwelle seines Ladens. Er gab ihr seine Decke mit, damit sie sich auf dem Heimweg ans andere Ende Roms nicht erkältete.
    Sie machte mit ihrem Zeigefinger ein Kreuzzeichen auf die Lippen und trottete auf den eisigen Pflastersteinen davon.
    Gui kehrte an seinen Arbeitstisch zurück.
    »Die Heilige Kongregation? Ein Promotor iustitiae oder Advocatus Diaboli.«
    Er musterte seine Tafel mit den Notizen.
    Rainerio .
    Zwanzig Jahre, groß und mager, ein längliches Gesicht, große Augen wie seine Schwester, schmale Lippen, eine scharf geschnittene Nase, leicht gekräuseltes helles Haar, bekleidet mit neuen Schuhen, einem wattierten Wams und einem schwarzen Umhang.

    Es war nicht das erste Mal, dass man ihn mit der Suche nach einem Verschwundenen betraute.
    Bis jetzt hatte er sie alle ausfindig gemacht.
    Was diesen Fall jedoch von allen davor unterschied, war die Tatsache, dass der Junge zum Verwaltungspersonal des Laterans gehörte. Benedetto Gui befasste sich nie mit Dingen, die an die Doktrin oder an die Herrschaft des Papstes rührten. Als ein Bischof ihn in einem Prozess gegen die byzantinischen Thesen nach seiner Ansicht zur Dreifaltigkeit gefragt hatte oder ein anderer ihm, kühn geworden durch die Schule von Chartres, beweisen wollte, dass die Fluten der Sintflut aufgrund von Regenbögen verdampft waren, oder als man ihn aufgefordert hatte, die Überlegenheit der päpstlichen Autorität über die kaiserliche zu begründen, hatte Benedetto Gui seinen Kopf immer aus der Schlinge gezogen, ohne sich dabei zu kompromittieren. Auch dieses Mal musste er auf der Hut sein.
    Aber Benedetto war nicht taub für die Verzweiflung eines jungen Mädchens wie Zapetta. Wieder einmal würde er auf schnellstem Weg zum Wichtigsten kommen müssen, ohne sich dabei erwischen zu lassen.
    Wo versammelte sich diese Heilige Kongregation, und worin bestand ihre Aufgabe? Wer war dieser Advocatus Diaboli, mit dem sich Rainerio zu Hause brüstete?
    Benedetto durchwühlte seine Bibliothek auf der Suche nach einer Pergamentrolle, die eine schematische Darstellung der Verwaltungsstrukturen des Laterans zur Zeit von Papst Martin IV., einige Jahre zuvor, enthielt. Einer Rolle, die er seit seinen Nachforschungen über eine Falschmünzeraffäre besaß, in die auch Prälaten verwickelt waren.
    Als er sie endlich gefunden hatte, setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch, um die Bezeichnungen verschiedener Kommissionen, Kongregationen und Dikasterien des Laterans zu lesen, auf denen die Macht des römischen Pontifex beruhte:
    - Apostolische Poenitentiarie für die Gewährung von Dispensen und die Befolgung der Zensur
    - Episkopale Kommission für die Sakramentenordnung
    - Gerichtshof für die Eintreibung der Kirchensteuer und der Konfiskationen
    - Interdikasteriale Kommission für die Zusammensetzung der Ordensgemeinschaften
    - Kommission für die Heiligsprechung der Diener Gottes
    - Dikasterium für die Überwachung der Pilger im Heiligen Land
    - Offizium zum Schutz der Schriften des Heiligen Vaters und des Heiligen Stuhls
    - Kommissionen der Botschaften beim Kaiser und dem König von Frankreich
    - Große und kleine Kanzlei.
    Unter ihren lateinischen Abkürzungen schmückte sich jede dieser Institutionen mit dem Beiwort »heilig«. Doch nirgendwo war

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