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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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dem jungen Mädchen gesagt hatte: Die Vorsehung hatte für alles gesorgt. Gui schob das Geld in eine Börse und nahm wieder seine Gedankengänge auf, die Chênedollé unterbrochen hatte.
    Einige Minuten später waren der Kaufmann aus Ostia und seine erbärmliche Betrugsaffäre so vollkommen aus seinem Kopf verschwunden, als hätten sie nie existiert …

III
    N achdem sie das Portal mit dem Sockel des Taufbeckens gerammt und aufgebrochen hatten, gelang es dem Vikar Augustodunensis und den Dorfbewohnern von Cantimpré endlich, sich aus der Kirche zu befreien, in der sie gefangen waren. Sie hörten deutlich die Schreie der Kinder, die nach dem Abzug der schwarz gekleideten Männer im Dorf auseinandergestoben waren.
    Die fünf schwangeren Frauen traten zitternd aus ihren Häusern. Sowie die Kirchentore geöffnet waren, rannten die tränenüberströmten Kinder zu ihren Eltern und erzählten ihnen, was sie erlebt hatten.
    Augustodunensis stürzte zu Pater Abas Haus.
    Beim Eintreten sah er, dass die Möbel umgeworfen waren und eine der Türen aufgebrochen war, und fand das an einem Balken aufgespießte Kind und den am Boden liegenden Pater in seinem Blut.
    Er befahl, dass man den Jungen abnahm und Pater Aba in seine Schlafkammer im ersten Stock brachte.
    Man legte den Verletzten auf sein Bett. Die Kammer entsprach dem Armutsgelübde der Franziskaner: Bis auf ein Kreuz an der Wand, einen Betstuhl und ein Holzbrett, das als Lagerstatt diente, war sie leer.

    Der Vikar und die drei anwesenden Dorfbewohner zogen ihre Mäntel aus, um den Priester zu bedecken und seinen Kopf anzuheben. Sein Gesicht war bleich, sein Atem ging nur noch ganz flach, und eine Hälfte seines Gesichts war von den Schwertstreichen entstellt. Das schaumige, dunkle Blut war bis auf den Rücken herabgeflossen.
    Pasquier, der Bader, wischte die Stirn und den Hals mit einem in Essigwasser getränkten Tuch ab. Der Priester reagierte nicht auf das Brennen der sauren Flüssigkeit. Die linke Schläfe trug eine klaffende Wunde, aus der das Blut immer wieder kraftlos hervorquoll; der Hieb quer über das Gesicht, den der schwarz gewandete Mann ihm zugefügt hatte, war so kräftig gewesen, dass die Hornhaut im Auge sich abgelöst hatte. Nun entleerte sich das Kammerwasser, vermischt mit Blut und Tränen.
    Pasquier ergriff mit den Fingerspitzen eine feine Nadel und klemmte einen abgezwickten Faden zwischen die Lippen.
    Augustodunensis hatte sich mit einer Bibel und einem Fläschchen Salböl versehen für den Fall, dass er die Letzte Ölung vornehmen musste.
    Die alte Ana gesellte sich zu ihnen. Sie hatte in aller Eile eine Himmelskarte und die Stunde des Angriffs auf den Priester studiert. Das Ergebnis stand schnell fest: Ab heute war Mars wieder im Aszendenten. Ein Omen für weitere drohende Gefahren!
    Der Bader zog ein Stück blutige Haut am Hals hoch und trieb mit einem kurzen Stoß von Daumen und Zeigefinger die Nadelspitze hinein. Auf die gleiche Weise führte er einen zweiten Stich aus und ließ einen Faden hindurchgleiten, dann einen dritten, einen vierten … Anschließend musterte er das Auge und sagte: »Bringt mir Asche …«
     
    Im Erdgeschoß hatten die Dorfbewohner den Leichnam des Jungen abgenommen.

    Alle waren außer sich vor Empörung und redeten wild durcheinander. Sie stritten, wie viele schwarz gekleidete Männer das Dorf überfallen hatten. Man zählte die vier Angreifer im Pfarrhaus, dazu acht weitere Reiter, die sich in Cantimpré verteilt hatten, um das Kirchenportal mit einer Holzbohle zu verbarrikadieren und die schwangeren Frauen in ihren Häusern einzusperren.
    Man raunte über ihre dunkle Kleidung, ihre niedergeschlagenen Kapuzen, ihre kraftvollen und kostbaren Rösser und ihre Grausamkeit.
    Das ermordete Kind hieß Maurin.
    Der entführte Junge war Perrot.
    »Sie haben die Waffe zurückgelassen«, stellte ein Dorfbewohner fest, nachdem man Maurins Leichnam herabgeholt hatte.
    »Sie wissen, welch abscheuliches Verbrechen sie begangen haben«, murmelte Aranjuez, der Dekan des Dorfes. »Ein Soldat nimmt seine Waffe nicht mehr an sich, wenn sie mit dem unschuldigen Blut eines Kindes befleckt ist. Sie würde ihm Unglück bringen.«
    Einer der Jungen, die bei Abas Unterrichtsstunde anwesend gewesen waren, erzählte jedoch, dass Maurin sich trotz seiner Verletzung gegen den Tod gewehrt und am Knauf des Schwertes festgeklammert habe. Als es Zeit zum Aufbruch war, hatte der Mann in Schwarz gezögert und das Schwert nicht wieder an sich

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