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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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muss die Reihenfolge und den Rang der Dämonen mit ihren Namen auswendig lernen. So wie König Salomon es beschrieben hat.«
    Wie Perrot war auch Damien nicht fähig, seine besondere Gabe zu erklären oder ihre Wirkung zu steuern.
    Simon war dreizehn Jahre alt und damit der älteste unter den Jungen. Er war groß und muskulös, hatte schiefe Schultern und ein unebenmäßiges Gesicht. Er stammte aus Gordon. Mit acht Jahren wäre er in einer Grotte in der Nähe von Miers beinahe ertrunken. Von diesem Tag an begann er Gestalten wahrzunehmen
und ihre Stimmen zu hören, die für gewöhnliche Sterbliche nicht wahrnehmbar waren. Als er mit ihnen sprach, wurde ihm klar, dass es sich um Verstorbene handelte. Diese Nachricht verbreitete sich und kam schließlich dem Bischof von Cahors zu Ohren. Das Urteil des Offizials ließ nicht lange auf sich warten: Simon war ein Werkzeug des Satans und sollte noch vor Sankt Martin verbrannt werden. Am Tag seiner Hinrichtung tauchte eine schwarz gekleidete Truppe in seinem Gefängnis auf, fesselte die Wache und nahm den Jungen mit.
    Simon sagte: »Sie wollen mir beibringen, dass ich die Identität der Toten erkenne, die mir erscheinen.«
    Perrot berichtete, welche Art von Experimenten man mit ihm durchführte. »Sie bringen Tiere in meine Nähe, denen sie ein Körperteil ausgerissen haben, um herauszufinden, wie lange meine Gabe ihren Tod hinauszögert.«
    Der letzte Junge, der sprach, war Jehan, ein zartes und furchtsames Kind von zwölf Jahren mit sehr hoher, blanker Stirn und eng stehenden Augen. Seit seiner Geburt überkamen ihn wundersame Träume. Er konnte in jedem beliebigen Moment in eine katatonische Starre verfallen; dann musste man ihn nur zu einem beliebigen Thema befragen, damit »Stimmen« ihm die richtigen Antworten einflüsterten. Da er in Zungen reden konnte, übersetzte er ihre Worte in alle Sprachen. Seine Eltern hatten ihn zu Jeanne Quimpoix in Aude-sur-Pont gebracht, damit die Hexe ihnen erklärte, was in ihrem Kind vor sich ging. Sie riet den Eltern, ihren Sohn zu verstecken und über seine Gabe Stillschweigen zu bewahren. Das hinderte eine Truppe schwarz gekleideter Männer aber nicht daran, ihn einige Jahre später von zu Hause zu entführen.
    Jehan hatte keinerlei Erinnerung an das, was er während seines Schlafes sah und antwortete.
    »Gott allein weiß, was sie mit mir vorhaben!«
    Die Kinder entdeckten, dass sie nicht weit voneinander entfernt
gelebt hatten und alle aus dem Languedoc und seiner Umgebung stammten.
    Abgesehen von Perrot war keiner von ihnen in Mollecravel festgehalten worden. Das überraschte ihn, denn er hatte im Kellergeschoß doch eine Vielzahl von Kinderzimmern gesehen.
    »Gibt es noch andere Kinder hier?«, fragte Damien.
    Niemand wusste eine Antwort darauf.
    »Was wollen sie bloß von uns?«, fuhr Damien fort.
    »Abt Profuturus hat es uns doch gesagt«, antwortete Jehan.
    Simon hatte seine eigene Ansicht dazu.
    »Wenn sie Experimente mit uns fünf zusammen anstellen wollen, dann bestimmt nicht, um uns zu helfen, sondern damit wir wie eine einzige Person handeln, die mit verschiedenen Talenten gesegnet ist.«
    »Wir alle zusammen ergäben sicher eine erstaunliche Persönlichkeit!«, rief Agnès aus.
    Jehan schüttelte den Kopf und sagte: »Sie vergessen, dass es nur eines gibt, das uns wirklich verbindet: Keiner von uns beherrscht seine Gabe. Perrot heilt, ohne es zu wissen, Agnès blutet, ohne darüber zu bestimmen, Simon sucht sich die Geister, die über ihn kommen, nicht aus, Damien hat keine Ahnung, weshalb die Dämonen vor seinem Blick fliehen, und ich löse meine Schlafzustände nicht selbst aus. Wie könnten wir etwas vereinen, das nicht in unserer Macht steht?«
    Simon rief aus: »Diese Unfähigkeit ist gerade der Grund, weshalb man uns ausgewählt hat! Wenn wir über uns bestimmen könnten, könnten wir uns ihnen auch widersetzen! Sie brauchen Kinder, die keinen Widerstand gegen sie leisten können. Erwachsene, die Kräfte ähnlich den unseren besitzen, sind weniger leicht zu unterwerfen …«
    »Und wenn wir durch sie zu etwas Bösem missbraucht würden?«, fragte Jehan entsetzt.

    »Das sind doch Kirchenmänner«, protestierte Damien. »Wurden Simon und ich nicht dank ihres Eingreifens vor dem Scheiterhaufen errettet?«
    Da erzählte Perrot von den Ereignissen im Pfarrhaus von Cantimpré und vom schrecklichen Tod Maurins. Und Agnès schilderte, wie Castelginaux niedergebrannt und ihre Mutter in die Flammen geworfen und ermordet

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