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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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verschaffen.
    Abgesehen von kaum erkennbaren, steinigen und schmalen Pfaden führte keine Straße in der Umgebung der Festung zu dem Gebäude hin. Aba erkannte unter dem Reif alte Huf- und Radabdrücke; er maß ab, wie viele Fuß zwischen diesem Weg und dem verkrüppelten Baum lagen, an dem er sein Pferd angebunden hatte. Unter diesem errichtete er ein provisorisches Lager, indem er das Gestrüpp als Deckung nutzte; zudem gelang es ihm, ein Steinmäuerchen zum Schutz vor dem Wind zu errichten, der vom Meer her wehte.
    Daraufhin machte er sich mit dem Pferd auf den Weg nach Varano.
    Varano war eine kleine Hafenstadt südlich des Klosters, die sich in vollem Aufschwung befand, seit sich hier eine Schiffswerft niedergelassen hatte, deren Preise niedriger waren als die von Ancona oder Pescara.
    An den Blicken der Bewohner erkannte er, dass seine dunkle Kluft ihnen vertraut war - und dass sie diese fürchteten.

    Er machte an einem Bauernhof halt, wo er Essen für sich und Futter für sein Ross begehrte. Eilfertig wurde seinem Wunsch Genüge getan. Man überreichte ihm frisches Fleisch und Milch. Er bat um Wegzehrung für eine lange Reise und einige Decken. Als er seine Schulden begleichen wollte, waren seine Gastgeber zunächst überrascht und wehrten dann heftig ab; sie lehnten die geringste Summe ab, so eilig hatten sie es, ihn davonziehen zu sehen.
    Pater Aba hielt als Nächstes bei einer Werkstatt, die Takelagen fertigte, und erstand ein steifes Tau mit drei dünnen Schlingen, das zweiundzwanzig Fuß und neun Zoll lang war.
    Während er aus Varano hinausritt, begegnete ihm ein in Felle eingehüllter Priester, der gerade aus einer Kapelle getreten war. Der Priester sprach ihn nicht an, sondern segnete ihn mit einer Handbewegung, eine Geste, die Aba eigenartig anmutete.
    Er brach wieder zu seinem Lager auf. Auf halbem Weg jedoch stieg er von seinem Reittier und jagte es nach Norden davon, indem er ihm seine Schwertspitze in die Flanke trieb.
    Pater Aba kehrte in seine Zufluchtsstätte vor dem Kloster zurück. Es war kalt und neblig. Er entfachte ein kleines Feuer, das erschien ihm ungefährlich, denn der Rauch stieg fern der Straße auf und der Nebel verschluckte Qualm.
    Niemand näherte sich dem Gebäude.
    Nachts gelang es ihm, ein paar Stunden in der Kälte zu schlafen, dann aber erwachte er mit tauben und schmerzenden Gliedern. Er schürte das Feuer nicht mehr an. Der Morgen war klarer. Von seinem Standpunkt aus konnte er die Anlegestelle an der Küste sehen. Sollten die Klosterbewohner etwa auf dem Seeweg anreisen?, fragte er sich.
    Der Tag verstrich, ohne dass eine Menschenseele sich gezeigt hätte. Die folgende Nacht war ruhig und eiskalt. Am Tag darauf wurde seine Geduld kurz vor Mittag belohnt: Endlich erschien eine Truppe. Neun schwarz gekleidete Reiter, gerüstet wie die in
Cantimpré, eskortierten eine Kutsche. Sie steuerten direkt auf das Kloster zu.
    Sogleich ergriff Pater Aba seine Armbrust und legte sich hinter dem Gestrüpp auf die Lauer.
    Der Konvoi musste nun langsamer werden. Gesteinsbrocken, die der Priester auf dem Weg aufgehäuft hatte, zwangen den Wagen zu einem Ausweichmanöver. Wie er es vorhergesehen hatte, zogen die Reiter nicht weit von Aba entfernt langsam an ihm vorbei.
    Im geeigneten Moment richtete er sich auf und schoss einen Bolzen in den Rücken des letzten Reiters. Der Pfeil war an dem steifen Tau befestigt, das er in Varano besorgt hatte, sein Ende war um den Baumstamm gebunden. Pater Aba hatte die Entfernung und den Schusswinkel so berechnet, dass das Tau nach dem Einschlag des Pfeils einen Augenblick lang gespannt war und den Reiter aus dem Sattel hob.
    Der Mann wurde durch die Wucht des Geschosses zuerst nach vorne geschleudert und anschließend nach hinten gerissen und aus dem Sattel gekippt, um dann wie eine Stoffpuppe auf die Erde zu fliegen.
    Aba durchbohrte seinen Körper mit dem Schwert und sprang auf sein Pferd, um den Zug einzuholen, der nichts bemerkt hatte; kein Laut und kein Schrei waren bei diesem blitzschnellen Mord zu hören gewesen.
    Er holte die Männer ein und blieb ein paar Schritte zurück. Die Kleidung der Soldaten entsprach ganz seiner eigenen.
     
    Sie ritten bis zum Fuß des Klosters. Aba erwartete, dass sich eine Geheimtür öffnen würde, ein unterirdischer Gang, der unter den Mauern hindurchführte; doch nichts dergleichen geschah.
    Er verstand nicht, auf welchem Weg dieser schwere Tross die Umfassungsmauer überwinden konnte.

    Plötzlich brach oben auf

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