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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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spürte, wie seine Schläfen brannten. Er wusste, dass seine Tage gezählt war: Früher oder später würde der Leichnam des am Wegesrand zurückgelassenen Mannes gefunden werden, und sein abweichender Passierschein würde die Klosteroberen alarmieren. Ihm blieb nur eine Wahl: Er musste sich so schnell wie möglich dieser Söldnermontur entledigen.
    Die Männer in Schwarz traten in ein Gebäude, in dem ihre Quartiere untergebracht waren. Durch ein Steinfenster erspähte
Pater Aba eine Waffenkammer und mehr als zwanzig weitere Söldner, die ihre schwarzen Kapuzen zurückgeschlagen hatten. Sie hatten kurz geschorene Haare und tadellos gestutzte Bärte, ihre Gesichter waren sauber; sie glichen in nichts dem, was man von raubeinigen Haudegen erwarten würde.
    Aba bog ab und betrat ein paar Schritte weiter einen anderen weitläufigen und hellen Raum: die Kräuterzucht des Klosters.
    Drei Mönche untersuchten dort lange Reihen von Kästen voller Kräuter, Gewürze und Blumen, die durch ein schräg aufgestelltes Glasdach Licht erhielten. Aba war überrascht von der Hitze und den Aromen, die diesen Ort erfüllten, aber auch von der Vielfalt und Fremdartigkeit der Pflanzen, die sich seinen Augen darboten. Er war sich sicher, dass er viele der unter diesem Treibhausdach gezüchteten Arten noch nie gesehen hatte.
    Die drei Kräuterkundler sahen erstaunt auf, als der Fremde plötzlich auftauchte.
    Pater Aba entdeckte eine Glastür auf der anderen Seite des großen Raumes. Er grüßte die Mönche mit einer Handbewegung und schritt eilig darauf zu.
    Der Durchgang führte in einen der Kreuzgänge der Festung.
    Hier waren keine Wachen und schwarz gekleideten Männer zu sehen. Der Garten lag verlassen da, es herrschte grenzenlose Stille - bis auf das Geräusch des Brunnens.
    Zu seiner Rechten erkannte Aba einen Novizen, der mit Besen und Eimer ausgerüstet war und den Steinboden der überdachten Arkaden säuberte.
    Aba öffnete auf gut Glück eine kleine Tür und sah, dass es sich um einen Verschlag für Klafterholz handelte, in dem Reisig und Rundhölzer mit Hilfe eines Trockenofens getrocknet wurden.
    Noch einmal warf er einen prüfenden Blick in alle Richtungen, dann stürzte er sich auf den Novizen. Er presste eine Hand auf seinen Mund, würgte ihn mit der anderen und zog ihn in den Verschlag.
Dort schlug er ihn mit seinem Schwertknauf nieder und zog anschließend seine Kleider an. Er band ihm ein Stück seines zerfetzten Untergewands um den Mund und fesselte ihm die Hände mit der Schnur eines Reisigbündels, bevor er ihn hinter einen Holzstapel zerrte. Er versteckte seine Waffe. Schließlich sammelte er seine schwarze Kleidung ein und verbrannte sie im Feuer des Trockenofens.
    In der Kleidung des Novizen trat er wieder ins Freie und ergriff den Eimer und den Besen.
    Plötzlich erstarrte er, niedergeschmettert von einem Detail, das ihm bis jetzt nicht in den Sinn gekommen war.
    Sein Auge.
    Wer könnte das übersehen? Das Einzige, was er tun konnte, war, die Kapuze der Kutte aufzusetzen und in sein Gesicht zu ziehen.
    Wohl wissend, dass auch diese neue Verkleidung nicht lange währen würde, begann er die Klostergebäude und Arkaden zu inspizieren. Ich muss Perrot wiederfinden, sagte er sich.
    Je mehr sich die ausgedehnten Anlagen des Klosters vor seinen Augen auftaten, umso unerreichbarer erschien ihm dieses Ziel. Er bemerkte indes, dass offensichtlich niemand auf ihn achtete und dass er nur Mönchen, nie aber Wachen oder Soldaten unter den Arkaden begegnete.
    Der Ort strahlte Frieden und Sicherheit aus, als stünde ein für alle Mal fest, dass nichts und niemand diese Gemeinschaft gefährden könnte. Ein Gefühl, das ihn aber nicht beruhigen konnte. Und wenn man ihn absichtlich hier umherirren ließ?
    Er warf einen Blick auf die zahlreichen Glasfenster über ihm. Wurde nicht jede noch so kleine Bewegung von ihm von fremden Blicken verfolgt?
    Aba spürte, dass seine Nerven ihm aufgrund der ständigen Heimlichtuerei einen Streich spielten; wenn er sich der Panik überließ, würde er nichts Vernünftiges mehr zustande bringen.

    Er nahm sich trotz allem wieder zusammen und fuhr mit seiner gründlichen Untersuchung fort.
    Als er die Stallungen entlangschritt, entdeckte er einen Flügel der Festung, der sein besonderes Interesse weckte. Bis zu diesem Zeitpunkt war er nur schweigenden Mönchen begegnet. Hier jedoch ergingen sich weltliche Bewohner in den Alleen und Gärten, und sie sprachen ungeniert mit lauter Stimme. Alle kamen

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