Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
Vom Netzwerk:
schriftlich fest. Er will seine Gläubigen im Falle eines Prozesses verteidigen können und denen etwas entgegenhalten, die behaupten, unser Dorf stünde unter dem Einfluss eines Teufels. Das hat er uns gesagt. Und …«

    Die alte Ana blickte betrübt auf das blutige Schwert, das Maurin das Leben geraubt hatte.
    »Diese Truppe schwarz gekleideter Männer … Sie läuten wohl den Beginn der Angriffe vor dem Prozess gegen uns ein. Sie haben nicht zufällig Perrot entführt. Wir hängen hier an diesem Kind. Er war der erste der Wundersäuglinge von Cantimpré! Der erste, der vollkommen gesund und ohne seine Mutter zum Schreien zu bringen zur Welt gekommen ist. Ihr werdet es bald sehen, bei uns werden die Kinder fast ohne Blut am Körper, ohne Schreien und mit offenen Augen geboren … Der kleine Perrot ist eine Art Symbol für uns.«
    Ihre Stimme nahm einen ernsten und drohenden Tonfall an.
    »Diejenigen, die ihn heute Morgen geraubt haben, müssen das gewusst haben!«
    Sie hielt einen Augenblick inne, schüttelte den Kopf und wandte sich der Treppe zu.
    »Die Zeit arbeitet nicht für uns! Wenn der Himmel hinter den Segnungen von Cantimpré steckt, dann wäre es gut, wenn er sich zu erkennen gäbe! Und uns wenigstens ein Wunder beschert, das in Einklang mit der Religion steht …«
    Mit dieser Aufforderung an Gottvater verschwand sie nach oben.
    Augustodunensis war zutiefst verwirrt. Die Wunder von Cantimpré . Er hatte nie besonders darüber nachgedacht. Wundererzählungen waren in einfachen Pfarrgemeinden gang und gäbe. Er hatte diese Stelle in Okzitanien in der Erwartung angenommen, dass er gegen die Ketzer kämpfen werde; er hatte nicht geglaubt, dass es ihn an einen Ort mit einer so heiklen Geschichte verschlagen würde.
    In seine düsteren Überlegungen versunken, machte er sich wieder daran, die zersplitterte Tür auszubessern.
    Eine Stunde später rief Ana nach ihm.

    Augustodunensis stürzte in die Kammer. Pater Aba hatte das gesunde Auge halb geschlossen, er schluckte mühsam und hatte die Lippen halb geöffnet, um zu sprechen. Er verspürte ein schreckliches Stechen am Hals, am Kinn und am linken Auge.
    In Gedanken sah er wieder, wie der schwarz gekleidete Mann sich auf ihn stürzte. Instinktiv wollte er aus dem Bett springen, doch der Vikar und die Alte schrien auf.
    Erschöpft sank Aba auf sein Lager zurück.
    »Was ist geschehen? Was haben sie getan?«, fragte er.
    Ihm war noch nicht bewusst geworden, dass er sein linkes Auge verloren hatte.
    »Sie haben den kleinen Maurin ermordet«, murmelte Augustodunensis.
    Aba schüttelte den Kopf.
    »Das habe ich nicht vergessen. Ich habe dieses abscheuliche Verbrechen mit eigenen Augen gesehen. Aber danach? Ich kann mich nicht mehr erinnern, was danach geschah!«
    Augustodunensis erzählte: »Die Truppe der Angreifer verschwand so schnell und geräuschlos, wie sie gekommen war. Während des Angriffs waren wir in der Kirche eingesperrt.«
    Ana fügte mit schneidender Stimme hinzu: »Sie haben Perrot auf ihrer Flucht mitgenommen! Sie haben kein einziges Haus durchsucht, die schwangeren Frauen ignoriert und nicht einmal die Kirche geplündert oder Proviant gefordert. Nichts als Perrot!«
    Als der Name des kleinen Wunderkinds von Cantimpré fiel, versteinerte sich Abas Gesicht. Einen Augenblick fürchteten Ana und Augustodunensis, er werde von neuem die Besinnung verlieren.
    »Perrot«, murmelte der Priester, und dann immer wieder »Perrot … Perrot … Perrot …«

IV
    N achdem er Maxime de Chênedollé und seinen erbärmlichen Vertragsfall losgeworden war, konnte Benedetto Gui seinen Laden in der Via dei Giudei verlassen und mit seinen Nachforschungen über Rainerio beginnen.
    Sowie er auf die Straße trat, ertönten von allen Seiten Zurufe von Passanten. Benedetto war dafür bekannt, dass er der Freund der kleinen Leute war; nichts Wichtiges wurde hier beschlossen, ohne dass zuvor sein Rat eingeholt worden war. Seine Urteile waren redlich, seine Ratschläge gerecht und seine Meinungen wohlwollend. Das Ergebnis war, dass jeder ihm aus irgendeinem Grund zu Dank verpflichtet war.
    Marcello Doti, ein Stoffhändler, überfiel ihn beim Verlassen seines Ladens, um ihm zu danken: Monatelang war er das Opfer schrecklicher Albträume gewesen. Sein Beichtvater behauptete, er sei vom Teufel besessen. Als überzeugter Anhänger der Lehren Galens verordnete Benedetto Gui leichtere Abendmahlzeiten, und Dotis wurde nicht mehr im Schlaf von den Dämonen heimgesucht …
    Nach Doti

Weitere Kostenlose Bücher