Advocatus Diaboli
und die dritte ins Königreich Aragon führte … anders gesagt, überallhin!«
Die beiden hatten keine Möglichkeit mehr gesehen, wie sie die Spur der Männer in Schwarz weiter hätten verfolgen können.
Die gescheiterte Verfolgung brachte die Dorfbewohner zum Verzweifeln. Alle warteten nun auf die großen Entscheidungen, die Pater Aba treffen würde.
Dieser blieb mit Augustodunensis allein, um nach dem Bericht von Beaujeu und Jaufré über die Situation zu beratschlagen. Sie befanden sich in der Schlafkammer des Pfarrhauses, denn der Priester hatte sein Bett noch nicht verlassen.
Der Vikar fand, dass Pater Aba sich außerordentlich schnell von seinen Verletzungen erholte; allerdings fiel es ihm schwer, Entscheidungen zu fällen.
»Zweifellos ist es an der Zeit, Hilfe zu holen, Hochwürden«, schlug er vor. »Sollen wir den Vogt von Cahors informieren? Oder den Lehnsherrn, dessen Leute unsere Verteidigung sichern und genauere Erkundigungen über die Entführer einholen könnten?«
Aba schüttelte den Kopf.
»Zunächst einmal: Der Vogt verlässt Cahors niemals. Und was den Grafen von Chaumeil angeht, so steht er auf sehr schlechtem Fuße mit der Kirche: Er ist während der Feiertage auf seine Nachbarn losgegangen, und man wirft ihm vor, dass er in seinem Hause Juden beschäftigt. Wenn wir uns unter seinen Schutz begeben, dann würde das bedeuten, dass wir uns bei unseren Vorgesetzten in Misskredit bringen.«
»Dann also den Bischof?«, meinte Augustodunensis. »Monseigneur Beautrelet von Cahors muss uns helfen!«
Pater Aba schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Nehmen wir einmal an, dass ein Abgesandter des Bischofs zu uns geschickt wird: Wir würden ihn nicht mehr loswerden. Wenn es ein Inquisitor ist, wird er versuchen zu beweisen, dass das Unglück von Cantimpré nicht von irgendwelchen Reitern kommt, derer man nicht habhaft wird, sondern in Cantimpré selbst seinen Ursprung hat! Ihm wird wenig daran gelegen sein, Perrot wiederzufinden oder Maurin zu rächen. Wir müssen alleine zurechtkommen.«
Mehr sagte er dem Vikar nicht.
Als Aba soweit wieder hergestellt war, dass er aufstehen konnte, bestellte er die Eltern der Kinder ins Pfarrhaus. Er schilderte ihnen die Ereignisse aus seiner Sicht und versuchte, ihren Schmerz durch Worte aus der Heiligen Schrift zu lindern.
Augustodunensis sah überrascht, dass er Perrots Mutter Esprit-Madeleine beiseite nahm; als er sie hinausbegleitete, versprach er ihr, ihr Kind zu finden und es wieder ins Dorf zurückzubringen!
Seit dem Überfall wechselten sich Augustodunensis und Ana am Krankenlager ab. Die alte Frau kümmerte sich tagsüber um ihn, und der Vikar hatte sich in der Stube des Pfarrhauses einen Schlafplatz eingerichtet, um nachts bei dem Priester zu wachen.
Am vierten Morgen wurde er durch leise Geräusche geweckt: Pater Aba war lange vor Morgengrauen wach geworden und hielt das Schwert in der Hand, das Maurin getötet hatte.
Der Vikar erkannte ihn nicht sogleich: Lag es an seiner schwarzen Binde, den Narben im Gesicht und am Hals, den Schatten, die die schwache Lampe warf? Abas »engelhaftes« Gesicht hatte seine ganze Anmut verloren und hatte etwas Beunruhigendes angenommen.
Der Priester fragte mit ernster Stimme: »Wer von unseren Schäflein hat außer Beaujeu und Jaufré das Dorf seit der Entführung von Perrot verlassen?«
Der Vikar erhob sich und antwortete: »Niemand, Hochwürden.«
»Bist du dessen sicher?«
»Vollkommen. Bei der Beerdigung des kleinen Maurin waren die Gemeindemitglieder vollzählig versammelt, mit Ausnahme von Ana, die über Euch wachte, und Esprit-Madeleine, die sich zu Hause eingeschlossen hatte. Als Beaujeu und Jaufré zurückkamen, stürzte ihnen das ganze Dorf entgegen, um sie auszufragen. Niemand fehlte.«
Aba antwortete nicht. Er hielt noch immer die Waffe in der Faust.
»Hast du mir nicht erzählt, dass einige Männer sich auf dem Plateau postiert haben, um die Umgebung zu beobachten?«
»Ja, Herr Pfarrer.«
»Wer?«
»Nun also, Martin, Orgas, Paulin und Denis der Jüngere. Aber im Augenblick müssten sie von hier aus noch zu sehen sein. Sie haben die Gegend nicht verlassen!«
Pater Aba trat auf Augustodunensis zu. Dieser sah, dass er ein Kruzifix in der linken Hand hielt. Der Priester streckte es ihm entgegen.
»Bring das zu Esprit-Madeleine.«
Das Kreuz war aus einem Walrossknochen geschnitzt und trug einen Christus aus Bergkristall.
»Sag ihr, sie soll für die sichere Heimkehr ihres kleinen Perrot
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