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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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Arme.
    »Cantimpré ist von der Welt abgeschnitten. In dieser Jahreszeit noch mehr als sonst. Seit Wochen hat niemand uns besucht, auch hat keiner von uns sich in eine Nachbargemeinde begeben …«
    Ohne die Augen von den Lichtern im Dorf abzuwenden, fuhr er fort: »Die zwölf schwarz gekleideten Männer suchten nach den Kindern, das ist offensichtlich; sie suchten nach Perrot, das ist gewiss,
und sie wussten, wo sie ihn an diesem Morgen finden würden, das steht unabweisbar fest.«
    Aba sah Paulin an.
    »Woher hatten sie davon Kenntnis? Zumal ich erst seit Augustodunensis’ Ankunft in der Gemeinde den Mittwochmorgen den Kindern widme. Ohne den Verrat eines der unseren in Cantimpré hätten Perrots Entführer ihr Ziel nicht so leicht erreichen können. Jemand hat sie eingeweiht.«
    Paulin fuhr hoch.
    »Das muss unser neuer Vikar gewesen sein!«, protestierte er. »Er lebt erst seit zwei Wochen bei uns. Man hat ihn zu uns geschickt, um uns auszuspionieren und den Überfall vorzubereiten!«
    Aba schüttelte den Kopf.
    »Daran habe ich auch gedacht. Indes lasse ich Augustodunensis seit seiner Ankunft unablässig überwachen, und er hatte keine Sekunde, in der er sein Wissen heimlich an Dritte hätte weitergeben können.«
    Aba holte die zwei aus dem Notizbuch herausgerissenen Seiten aus seiner Jagdtasche hervor.
    »Der einzige Dorfbewohner, der sich in letzter Zeit verdächtig verhalten hat«, fuhr er fort, »… bist du, Paulin.«
    Der junge Mann versteifte sich.
    »Ich?«
    »Vor sechs Tagen bist du in den Wald gegangen, um Reisig zu sammeln.«
    »Ja.«
    »Das war dein gutes Recht. Eine Stunde später bist du zurückgekommen. Mit leeren Händen.«
    Aba betrachtete den Horizont, an dem das erste fahle Licht des Morgens aufzog.
    »Am nächsten Tag bist du wieder weggegangen, dieses Mal für
etwa zwei Stunden. Und du hast nur ein paar armselige Zweige ins Dorf zurückgebracht … Was soll ich davon halten?«
    Paulin erstarrte zur Salzsäule. Er stammelte einige unverständliche Worte.
    »Ich wusste, dass das eines Tages geschehen würde«, verkündete Aba, und sein Blick wanderte zu dem Jungen zurück. »Wer hat zu dir Kontakt aufgenommen, Paulin?«
    »Aber ich … niemand … Ich verstehe nicht, was Ihr …«
    »Verheimliche mir nichts, du würdest es bereuen. Ich bin nicht der nachsichtige Priester, als der ich mich in den letzten Jahren gegeben habe … Es gibt Dinge, die man nur schwer verzeiht. Das öffentliche Schuldbekenntnis kann nicht alles …«
    Paulin schüttelte den Kopf.
    »Ihr irrt Euch … Ihr irrt Euch … Ich …«
    Plötzlich drehte der Junge sich um und wollte fliehen, doch binnen einer Sekunde war Aba über ihm und packte mit den Händen seinen Hals.
    »Wer? Wer?«
    »Erbarmen, mein Pater …«
    »Antworte!«
    »Niemand …«
    Der Priester zog das Schwert, mit dem Maurin ermordet worden war, aus seinem Sack und richtete die Spitze auf Paulins Kehle.
    »Wenn es sein muss, werde ich keinerlei Erbarmen zeigen, mein Junge! Sprich und ich verschone dich. Wer?«
    »Aber … ich weiß es nicht, Hochwürden … Ich weiß es nicht! … Ich habe das Dorf verlassen, um Reisig zu sammeln, und stieß auf zwei Männer, die sich auf den Wegen der Hochebene verirrt hatten. Als ich ihnen erzählte, sie seien nicht weit von Cantimpré entfernt, bekamen sie Angst.«
    »Angst?«

    »Sie sagten mir, sie kämen aus Cahors, und in Cahors sei Cantimpré vom Bischof verdammt worden, und ich sollte noch vor den Vergeltungsmaßnahmen von dort fliehen.«
    »Wie konntest du nur glauben, dass ich nichts davon gewusst hätte, wenn das wahr gewesen wäre? Du bist auf gemeine Lügenmärchen hereingefallen.«
    »Aber ich habe ihnen ja eben nicht geglaubt! Deshalb haben sie mir gesagt, ich solle am folgenden Tag wiederkommen. Sie erschienen mit einem Erzdiakon aus Cahors. Dieser zeigte mir die Dokumente. Darin stand, dass Cantimpré von seinen bösen Geistern gereinigt werden müsse. Und damit meinten sie die Kinder. Diese Kinder, die in ihren Worten auf wenig natürliche Weise zur Welt gekommen waren!«
    Aba verstärkte den Druck des Schwertes auf Paulin.
    »Die Kinder? Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen?«
    Paulin zitterte und schwitzte. »Sie sagten, dass Ihr als Erster bestraft werden würdet, mein Pater! Dass Ihr etwas über die Kinder wüsstet, dass Ihr seit all diesen Jahren ein Geheimnis vor Euren Gläubigen verbergen würdet! Daraufhin habe ich ihnen erzählt, wie Euer Tagesablauf aussieht und wie viel Zeit Ihr

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