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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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fischten sie heraus, um sie an neugierige Anatomen zu verkaufen, die von der Kirche verfolgt wurden.
    Die Wachen fesselten seine Handgelenke.
    In diesem Augenblick erinnerte er sich an die Warnungen seines Freundes Salvestro Conti bezüglich der Streitigkeiten des Laterans. Was konnte Fauvel de Bazan dazu treiben, höchstpersönlich auf diese Weise einzugreifen? Wenn die Kanzlei für den Mord an Rasmussen verantwortlich war, galt dies dann auch für Rainerios Verschwinden am selben Tag?
    Marco del Miro beobachtete ihn mit einer Spur freundschaftlicher Betrübnis.
    Benedetto blickte zu Artemidore de Brocas Sekretär auf und sagte mit ruhiger Stimme zu ihm: »Ihr irrt Euch. Nicht um meine Ruhe war es geschehen an dem Morgen, an dem Zapetta in meinen Laden getreten ist, sondern um Eure …«

    Fauvel de Bazan zuckte mit den Schultern und befahl, ihn wegzubringen.
    Draußen hatte sich eine Menschenmenge vor Benedettos Laden zusammengerottet. Kinder liefen von Straße zu Straße und von Tür zu Tür, um seine Verhaftung zu verkünden. Die Männer und Frauen wichen auseinander, um die bewaffnete Truppe mit dem Gefangenen passieren zu lassen.
    Niemandem entging, dass man Benedetto Gewalt angetan hatte.
    Fauvel murmelte dem Polizeichef ins Ohr: »Haltet die Augen offen.«
    Die einfachen Leute eskortierten langsam und schweigend den Zug. Die Menge schwoll an.
    Benedetto erkannte zahlreiche ihm freundlich gesinnte Menschen unter den Zuschauern, Männer, denen er geholfen hatte, alte Frauen, die ihn verehrten, Violas Großneffen Matteo, Porticcio, der verzweifelt versucht hatte, ihn mit seiner Tochter zu verheiraten, einen ehemaligen Kreuzritter, mit dem er über die Lehre der Mohammedaner diskutiert hatte.
    Fauvel de Bazan beobachtete voller Verachtung diese Menschen, deren Gesichter einen bedrückten oder fragenden Ausdruck trugen.
    Umringt von Soldaten, die die Römer am Näherkommen hinderten, schritt Benedetto voran. Männer und Frauen begannen ihm von ferne zu danken, manche schrien sogar aus dem Fenster, um ihm ihre Dankbarkeit zu bekunden. Kinder, die zwischen den Beinen ihrer Eltern standen, grüßten ihn.
    Fauvel gefielen diese Sympathiebekundungen gar nicht. Auch die Gelassenheit und Schicksalsergebenheit, mit denen Gui sich jetzt abführen ließ, weckten sein Misstrauen. Seit dem Verlassen des Ladens hatte die Truppe nur etwa fünfzig Meter zurückgelegt.

    In diesem Augenblick kippte dem Soldatenzug von der Ladefläche eines Karrens, der gerade um die Kurve der ersten Nebenstraße bog, eine Fuhre Holzspäne vor die Füße. Sogleich brach ein großes Gezeter und Geschrei aus, alles rannte durcheinander. Marco del Miro, den die Menschenmenge auf der Straße beunruhigte, befahl seinen fünfzehn Männern, ihre Kampfbeile zu schwingen. Auf Fauvels Befehl hin kamen einige von ihnen dem Kutscher zu Hilfe, damit die Holzspäne schneller beseitigt wurden.
    Plötzlich aber wurde aus einem Fenster im obersten Stockwerk eines alten Hauses ein langes Tau hinabgeworfen und fiel Benedetto vor die Füße. Im gleichen Augenblick sprangen ein Dutzend Männer aus der Menge hervor und drangen auf Marco del Miros Miliz ein. Fauvel de Bazan wurde zu Boden geworfen. Benedetto packte das Tau mit den Händen und lief zur Fassade des Hauses, um sich mit den Füßen dagegen zu stemmen. Das Seil schwang hin und her, während er in die Höhe gehievt wurde, es sah aus, als würde er über das Haus laufen wie ein übernatürliches Wesen, bevor er hinter dem Steinkreuzfenster verschwand!
    Der Polizeichef und seine Wachleute wurden fassungslose Zeugen dieser rasanten Flucht. Ein gewaltiges Hurra begleitete Guis Entkommen. Die Jubelrufe aus der Via dei Giudei hallten im ganzen Viertel wider.
    »Fangt ihn ein!«, brüllte Fauvel de Bazan, während seine Soldaten auf das Volk einschlugen.
    Sie drangen in das Haus ein.
    Doch als Fauvel in dem Zimmer ankam, das für Guis Flucht benutzt worden war, fand er darin keine Menschenseele und keinerlei Hinweis auf die Richtung, die der Flüchtige und seine Komplizen genommen hatten.
    Benedetto war dank eines genialen Mechanismus aus Seilrollen und Gewichten in die Lüfte gehoben worden.
    Ein Gewicht von hundertzwanzig Pfund, ein Hanfseil, acht
Doppelrollen und vier leerlaufende Rollen waren zum Einsatz gekommen, ihn von der Straße zu befördern.
    Fauvel de Bazan schüttelte den Kopf.
    »Es war zu befürchten, dass das Volk ihm zu Hilfe kommt. Gui hat alles vorhergesehen. Ich garantiere euch, hätten wir uns

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