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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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bist du? Wie bist du zu dieser Waffe gekommen?«, fragte der Mann im Harnisch. Die Stimme passte zu seiner Erscheinung: Sie war tief, scharf und schneidend.
    »Ich bin Pater Guillem Aba, Franziskanermönch aus einer kleinen Gemeinde im Quercy namens Cantimpré. Ein Kind aus meinem Dorf wurde von einer Truppe schwarz gekleideter Männer entführt. Einer von ihnen hat dieses Schwert zurückgelassen. Seitdem versuche ich herauszufinden, woher es stammt und was aus den Entführern geworden ist. Ich will meinen Jungen wiederfinden. Sonst nichts …«
    Bei diesen Worten hatte der Fremde die Stirn gerunzelt, und der Alte im Hintergrund hatte sich aufgerichtet.
    Mit der Schwertspitze fegte der Mann die Wollmütze davon, die Pater Abas Kopf bedeckte. Seine Tonsur war noch auf dem Schädel sichtbar.
    »Sollte das wahr sein?«, murmelte der Mann. »Du ähnelst mehr einem Taugenichts aus meiner Truppe oder einem einäugigen Bettler als einem Franziskaner. Weißt du, wer ich bin?«
    »Nein«, antwortete Aba.
    »Isarn.«
    Der Priester erbleichte.
    Isarns Bande war in der Region berühmt für ihre Raubzüge, Vergewaltigungen und Angriffe auf hohe Herren und Bischöfe. Man nannte ihren Anführer auch den »Hammer der ehrbaren Leute«; andere bezeichneten ihn weniger blumig als den »Metzger«.
    Schurkenbanden wie die seine beriefen sich stolz auf eine lange Geschichte: Als die Kirche, wie die großen Lehnsherren, gegen die heimliche Rebellion der Albigenser zu Felde zog, musste sie sich mit Söldnerhorden verbünden, die in ihrem Namen Krieg gegen die Katharer führten. Dieses Gesindel wurde für vierzig Tage rekrutiert,
und all seine Schandtaten wurden ihm von den Bischöfen vergeben. Manch einer behauptete, dass der Himmel nie zuvor so wohlfeil zu haben gewesen sei.
    Isarns Männer waren die direkten Erben dieser Söldner. Man verfluchte sie, aber für die Umsetzung der kirchlichen Politik waren sie unverzichtbar.
    Isarn setzte sich auf einen erhöhten Bischofsstuhl.
    »Viele Menschen würden etwas dafür geben, wenn sie mich tot sähen«, sagte er. »Vor allem die Adligen. Der König selbst hat ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt. Ich muss mich mit treuen Männern umgeben und unentwegt verstecken. Das gleiche gilt für meine Familie. Meine Frau und meine Tochter sind ein leichtes Ziel für meine Gegner, daher leben sie in einem abgelegenen Dorf bei Toulouse, heimlich und vor allen Blicken geschützt.«
    Das Gesicht des Briganten fiel in sich zusammen.
    »Doch vor sechs Tagen hat eine Bande schwarz gekleideter Männer mein Kind geraubt. Einer meiner Gefolgsleute konnte einen der Angreifer aufspießen und brachte mir sein Schwert.«
    Er zog ein zweites Schwert an der Armlehne seines Sessels entlang und zeigte es dem Pfarrer. Aba richtete sich auf. Fasziniert musterte er das Schwert, dessen Klinge das Licht der an den Mauern befestigten Kandelaber reflektierte. Kein Zweifel: Es war von der gleichen Art wie die Waffe aus Cantimpré.
    Isarn fuhr fort:
    »Mag sein, dass es sich um die Rache einer rivalisierenden Bande oder eines Prinzen handelt, dessen Truhen ich geplündert habe. Wenn du an deinem Leben hängst, Priester, dann sag mir alles, was du weißt, damit ich sie finde.«
    Pater Aba dachte nach.
    »Vor drei Tagen, sagt Ihr? Wo liegt dieses Dorf? Wie heißt es?«
    Isarn blickte zu dem Alten. Dieser bedeutete ihm, dass er antworten solle.

    »Meine Familie hatte in Castelginaux Zuflucht gefunden.«
    Pater Aba bat um die Erlaubnis, die Dokumente hervorzuholen, die er in seiner Umhängetasche aufbewahrte. Isarn ließ ihn gewähren, und der Priester entrollte seine Karte der Region. Castelginaux lag acht Meilen südlich von Montauban; es wurde weder in den Archiven von Narbonne noch in den Hinweisen von Jeanne Quimpoix erwähnt.
    »Seid Ihr sicher, dass es sich um einen Racheakt gegen Euch handelt? Bei Eurer Tochter?«, fragte Aba und trat einen Schritt nach vorne. »Welche Gabe hatte sie?«
    Isarn erbleichte. Zornentbrannt wollte er sich auf Aba stürzen, aber der Alte hinderte ihn mit einem Wort daran.
    »Genug!«
    Der Befehl genügte, um dem Anführer der Räuber Einhalt zu gebieten. Er setzte sich wieder.
    »Tritt näher«, sagte der alte Mann zu Pater Aba.
    Der Geistliche gehorchte. Er erblickte das faltige Gesicht, die bleiche und gleichzeitig gerötete Haut der seltsamen Gestalt, ihre milchigen Augen und die spitzen Ohren voller Haarbüschel. Auch dieser Mann hatte Narben von Kämpfen oder Folterungen davongetragen. Er war in

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