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Advocatus Diaboli

Titel: Advocatus Diaboli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou Hanna van Laak
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Bazan zuckte die Achseln. »Sie haben die Priester und die Bischöfe. Die Gerechtigkeit liegt ganz und gar in den Händen von Gottes Stellvertretern.«
    »Was aber bleibt ihnen, wenn es eben genau diese Bischöfe sind, die das Recht brechen und …«
    Benedetto konnte seinen Satz nicht vollenden, denn Fauvel de Bazan hatte sich auf ihn gestürzt und schlug ihn grün und blau. Zwei Wachen hielten Gui fest, der sich unter den Schlägen des Kanzlersekretärs krümmte. Das Blut lief ihm aus der Nase in den Bart.
    »Siehst du«, fuhr Fauvel de Bazan außer Atem fort, »genau das habe ich immer wieder all denen vorgehalten, die meinten, du wärest ein braver Kerl, ein notwendiges Übel, um den Pöbel bei Laune zu halten: Du bist ein Gottloser, Benedetto Gui! Meine Agenten haben es bestätigt: Du wohnst keiner Predigt bei, du verkündest Ideen, die das kirchliche Dogma in Zweifel ziehen, du verheimlichst dein Leben wie diese Ketzer, die sich unaussprechlichen Gedanken und Handlungen hingeben, du trägst einen Bart wie der vom Glauben Abgefallene. In Wahrheit verachtest du die Kirche!«
    Er packte ihn an den Haaren und zerrte seinen Kopf hoch.
    »Wenn man auf mich gehört hätte, wärst du schon längst nur noch ein Häuflein Asche.«
    Guis Gesicht war vor Schmerz verzerrt. »Was werft Ihr mir vor?«, brachte er schließlich hervor.
    Fauvel de Bazan lächelte. Er trat zwei Schritte zurück und fuhr leichthin, als sei nichts gewesen, fort: »Man steht eines Tages auf, ein unschuldiges junges Mädchen taucht auf und bittet einen um Hilfe bei der Suche nach ihrem verschwundenen Bruder, und, wie soll ich sagen? … Schon ist es um die eigene Ruhe geschehen. Weiß man je, welche Kleinigkeit unseren Sturz bewirkt?«

    »Zapetta?«, fragte Benedetto. »Ich versuche herauszufinden, was aus ihrem Bruder geworden ist. Habe ich damit in Gottes Augen eine verabscheuenswerte Tat begangen?«
    Fauvel de Bazan schüttelte den Kopf.
    »Verschone mich mit deiner Rhetorik. Du hast zumindest ein echtes Talent, Benedetto: die Voraussicht. Du verstehst es, einem Übel aus dem Weg zu gehen oder besser noch, seine Folgen zu mildern, wenn es dich doch ereilt. Ich kann deine Verdienste beurteilen, denn du und ich, wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Nur dass dem methodischen Willen eines kühlen und berechnenden Geistes nichts besser Widerstand leistet …« - er lächelte - »als ein anderer kalter, methodischer und berechnender Geist!«
    Er machte ein Handzeichen, und Marco del Miro trat näher. Er hielt einen Sack aus schwarzem Tuch, den er Fauvel de Bazan überreichte. Dieser löste den Knoten des Seils, das die Öffnung verschnürte, und kippte den Inhalt auf Benedetto Guis Schreibpult.
    Ein Männerkopf rollte heraus.
    Es war der des Flamen Marteen. Sein Gesicht war fleckig, die Lippen waren schwarz und der Hals mit einem sauberen Schlag durchtrennt. Benedetto erkannte entsetzt die Gesichtszüge des Mannes, den er vor fünfzehn Stunden verlassen hatte.
    Bazan lächelte, zufrieden über die grausige Wirkung.
    »Du bist der Letzte, der diese Person lebend gesehen hat. Für Marco del Miro und die römische Justiz bist du folglich der Hauptverdächtige. Und du wirst problemlos dieses abscheulichen Verbrechens für schuldig befunden werden. Deine Freunde, die Wäscher, wissen, wie mühelos ich dafür sorgen kann, dass sie dem Haufen stinkender Leichen Gesellschaft leisten, die sie an den Ufern des Tibers fleddern. Sie werden gegen dich aussagen und bezeugen, dass du einen Scheinangriff gegen diesen Mann Rasmussens
inszeniert hast. Und dieses Mal wird der Arm der irdischen Gerechtigkeit, ohne zu zögern, auf Benedetto Gui herabsausen.«
    Benedetto war den Wäschern nicht böse ob ihres Verrats. Er kannte die Einschüchterungsmethoden, die Bazan und seine Kanzlei einsetzen konnten.
    Artemidore de Brocas Sekretär betrachtete noch einmal die Bücherregale in Guis Laden und sagte zu seinen Männern: »Nehmt alles mit in den Lateran. Ich will auch das winzigste Pergament und die kleinste Notiz genauestens untersuchen.«
    Und zu Benedetto: »Was dich angeht, so wirst du in das Gefängnis von Matteoli Flo überstellt, wo man dich befragen wird.«
    Verkommene Kerkerlöcher am Tiberufer, das waren die Zellen von Matteoli Flo, einem Henker aus Sizilien, der seine schreckliche Kunst auf Reisen in Asien vervollkommnet hatte. Benedetto kannte ihn, denn er beförderte seine zerstückelten Leichen durch einen Kanalschacht in den Fluss, und die Wäscher

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