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Aelita

Aelita

Titel: Aelita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Tolstoi
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waren Jäger und verzehrten die gigantischen Spinnen; sie lebten in den Wäldern und Sümpfen am Äquator. Nur wenige Worte dieser wilden Stämme sind in unserer Sprache erhalten geblieben. Ein anderer Teil der Aolen bevölkerte das Land an den südlich gelegenen Meerbusen des großen Kontinents. Dort gibt es vulkanische Höhlen mit Salz- und Süßwasserseen. Die Bevölkerung fing Fische, trug sie in die Höhlen und warf sie in die Salzseen. In den tiefer gelegenen Höhlen retteten sie sich vor der Winterkälte. Bis heute sind dort noch Hügel von Fischgräten zu sehen.
    Ein dritter Teil der Aolen hatte sich in der Nähe des Äquators angesiedelt, dort, wo aus dem Boden Geiser von trinkbarem Wasser schießen. Diese Stämme verstanden Wohnungen zu bauen, sie züchteten die langhaarigen Chaschi, führten Krieg mit den Spinnenfressern und verehrten den blutigen Stern Talzetl.
    In einem dieser Stämme, die das gesegnete Land Azora bewohnten, tauchte ein ungewöhnlicher Schocho auf. Er war der Sohn eines Hirten und in den Bergen von Lysiasira aufgewachsen; als er siebzehn Jahre alt war, stieg er hinab in die Siedlungen von Azora, wanderte aus einer Stadt in die andere und sprach so: ›Ich habe im Traum gesehen, daß der Himmel sich öffnete und ein Stern herabfiel. Ich trieb meine Chaschi zu dem Ort, wo der Stern heruntergefallen war. Dort sah ich den Sohn des Himmels im Grase liegen. Er war überaus groß von Wuchs, und sein Antlitz war weiß wie der Schnee auf den Gipfeln. Er hob den Kopf, und ich sah, daß von seinen Augen ein Leuchten ausging und Wahnsinn. Ich erschrak und fiel nieder und lag lange wie tot da. Ich hörte, wie der Sohn des Himmels meinen Hirtenstab ergriff und meine Chaschi forttrieb, und der Boden zitterte unter seinen Füßen. Und dann hörte ich noch seine laute Stimme, er sagte: Du wirst sterben, denn ich will es. Aber ich ging ihm nach, weil mir unsere Chaschi leidtaten. Ich hatte Angst, mich ihm zu nähern; denn von seinen Augen ging ein böses Feuer aus, und ich fiel jedesmal zu Böden, um am Leben zu bleiben. So gingen wir mehrere Tage lang, entfernten uns von den Bergen und kamen in die Wüste.
    Der Sohn des Himmels schlug mit dem Stab gegen einen Stein, und es kam Wasser heraus. Die Chaschi und ich tranken von diesem Wasser. Und der Sohn des Himmels sagte zu mir: Du sollst mein Sklave sein. Danach weidete ich seine Chaschi, und er warf mir die Überreste seiner Nahrung zu.‹
    So sprach der Hirt zu den Bewohnern der Städte. Und er sagte noch: ›Die zahmen Vögel und friedlichen Tiere leben, ohne zu wissen, wann das Verderben kommt. Doch schon hat der raubgierige Ichi die spitzen Flügel ausgebreitet über dem Kranich, und die Spinne hat ihr Netz gesponnen, und die Augen des furchtbaren Tscha funkeln im blauen Dickicht. Fürchtet euch. Ihr habt nicht so scharfe Schwerter, um den Bösen zu besiegen; ihr habt nicht so starke Mauern, um euch vor ihm zu schützen; ihr habt nicht so lange Beine, um dem Bösen zu entrinnen. Ich sehe einen feurigen Streifen am Himmel, und der böse Sohn des Himmels wird auf eure Siedlungen herabfallen. Sein Auge ist wie das rote Feuer des Talzetl.‹
    Die Bewohner des friedlichen Azora erhoben voll Entsetzen die Hände, als sie diese Worte hörten. Und der Hirt sprach weiter: ›Wenn aus dem Dickicht die Augen des blutdürstigen Tscha dich suchen – werde zum Schatten, und die Nase des Tscha riecht nicht den Geruch deines Blutes. Wenn der Ichi aus einer rosigen Wolke niederstürzt – werde zum Schatten, und seine Augen werden vergeblich im Grase nach dir suchen. Wenn beim Licht der beiden Monde, Olla und Litcha, nachts die böse Spinne, die Zitli, um deine Hütte ihr Netz webt – werde zum Schatten, und die Zitli kann dich nicht fangen. Werde zum Schatten, armer Sohn des Tuma. Nur das Böse zieht das Böse an. Halte dir alles fern, was mit dem Bösen verwandt ist. Vergrabe deine Unvollkommenheit unter der Schwelle deiner Hütte. Geh zu dem großen Geiser Soam und wasche dich. Und du wirst dem bösen Sohn des Himmels unsichtbar sein – vergebens wird sein blutiges Auge deinen Schatten durchbohren.‹
    Die Bewohner von Azora hörten auf den Hirten. Viele folgten ihm zu dem runden See, zu dem großen Geiser Soam.
    Dort fragten einige: ›Wie ist es möglich, das Böse unter der Schwelle der Hütte zu vergraben?‹ Einige wurden zornig und schrien dem Hirten zu: ›Du betrügst uns, beleidigte Bettler haben dich angestiftet, unsere Wachsamkeit einzuschläfern,

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