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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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Kaufmann in einer Frauenzeitschrift erklärte, sie wolle nach ihrer vierten Scheidung keinen Mann mehr und gehe lieber zur Massage. »Es muss die Möglichkeit geben, auszusteigen aus dem heteronormativen Stress«, textete Suse. Sie hat ein Händchen für Schlagworte.
    Wer will schon »Arbeitssex«?
    Suse hat ein persönliches Interesse an ihrem Blog-Beitrag. Es ist einige Zeit her, als Suse und ich beim Rotwein im Restaurant zusammensaßen und privat auf das Thema zu sprechen kamen. »Sex? Also mal ganz ehrlich, mehr als ein m al alle zwei Monate schaffe ich nicht mehr. Vom Urlaub vielleicht abgesehen«, hatte Suse dazu gesagt. Daran habe auch die kurze Affäre nichts geändert, die ihr Mann Jürgen zwischenzeitlich mit einer Mitarbeiterin aus seinem Architekturbüro hatte und deren Ende die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs bei Suse und Jürgen kurzfristig erhöhte.
    Suse betonte, dass es aber nicht so sei, dass Jürgen dauernd wolle und sie nicht. »Der ist genauso kaputt wie ich abends«, schilderte sie. »Da hängen wir lieber ab.« Ihre langjährige Vertrautheit führe wahrscheinlich dazu, dass der Pegel an Wohlfühlhormonen steige, was den Sex nicht gerade fördere, glaubt Suse.
    Irgendwann habe sie angefangen, abends Bettsocken anzuziehen. Das mache den Aufenthalt im Bett noch kuscheliger. Es signalisiere dem Körper allerdings auch, dass es völlig unnötig sei, die Gemütlichkeit zu stören, indem man mit einem anderen Organismus Flüssigkeiten austausche. Und außerdem sehen Bettsocken nicht wahnsinnig erotisch aus.
    Suse und Jürgen gehören zu den Paaren, von denen der Hamburger Sexualforscher Gunter Schmidt meint, dass der Geschlechtsverkehr für sie vor allem ein »Marker« sei, den man ab und zu setzen müsse, um die Beziehung als intim zu klassifizieren.
    Wobei es Paare gibt, die nicht mal mehr Lust auf irgendeine intime Klassifikation haben. Meine Bekannte F. sagte mir neulich im Vertrauen, sie und ihr Mann hätten kein Interesse mehr an »Arbeitssex«, nur um sich zu beweisen, dass sie noch ein Paar seien. Sie seien aber immer noch sehr zärtlich miteinander. Der Geschlechtsverkehr könne in Arbeit ausarten, wenn man denkt, man müsste unbedingt welchen haben, verkündete F.
    Bei solchen Sätzen kriege ich ein mulmiges Gefühl. Was, wenn sich F. etwas vormacht? Wenn Sex doch ziemlich wichtig ist, superwichtig? Wenn F. sich nur eingerichtet hat mit der Nulllösung? Oder ist sie einfach nur ehrlich? In einer europaweiten Umfrage unter 50 - bis 60 -jährigen Frauen erklärte ein Drittel der Befragten, dass ihre Libido in letzter Zeit stärker nachgelassen habe als in allen anderen Lebensabschnitten zuvor. Was allerdings auch bedeutet, dass es bei zwei Dritteln so wie früher ist. Hm. Die Umfrage kam von einem Pharmaunternehmen, das Hormonpillen herstellt.
    »Sex bleibt immer wichtig«, behauptet Ursula und holt mich aus meinen Gedanken. »Es ist und bleibt die beste Art, einem Menschen nahezukommen, unabhängig vom Alter.« Wir drei im BMW haben Berlin schon lange verlassen und düsen Richtung Leipzig.
    »Die beste Art– also ich weiß nicht. Vielleicht ist es nur die schnellste Art, einem Menschen nahezukommen. Was oft auch gar nicht klappt«, gebe ich zurück. Hat Ursula einen Mann oder Freund? Ich weiß kaum etwas von ihr, schätze sie auf Anfang 50 . Sie ist aufgebrezelter als Suse und ich, Kostüm, Stöckelschuhe, volles Make-up. Und das an einem Werktag auf einer Autofahrt. Ich frage mich, ob der schwarze BMW ihr gehört. Hat bestimmt eine Stange Geld gekostet. Ursula erinnert mich an meine Jugendfreundin Gabriele. Die gehört zu den Ausnahmen unter den älteren Frauen, die ich kenne. Dachte ich bisher.
    Gabriele, Rechtsanwältin, ist seit Kurzem sogar Großmutter. Ich habe sie vor einer Woche mal wieder besucht. Schon beim Eintritt in ihre Luxuswohnung im Dachgeschoss hatte ich das Gefühl, eine andere Welt zu betreten. Bei Gabriele zu Hause sah es aus wie in dem Film »Chéri«. Darin vergnügt sich die 50 -jährige Hauptdarstellerin in raffinierter Seidenunterwäsche vor opulentem Mobiliar mit ihrem mindestens 20 Jahre jüngeren Liebhaber, alles in Pastellfarben gehalten und diskret mit Weichzeichner gefilmt.
    Spitzendessous auf dem Trockengitter
    In Gabrieles Wohnung fiel mir sofort das breite Bett ins Auge, mit apricotfarbener Seidenbettwäsche bezogen, die Bettdecke zusätzlich noch aufwändig bestickt. Irgendwie hatte ich ganz vergessen, dass man ein Bett auch so beziehen kann. Über

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