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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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Kate auch deswegen besondere Haltbarkeit vorhergesagt, weil beide den Humor ihres Partners schätzen. Die beiden waren zum Zeitpunkt der Eheschließung schon neun Jahre zusammen und die Frequenz des Geschlechtsverkehrs also vermutlich schon in den Keller gerutscht. Aber zusammen lachen, das können sie. Genau wie Charles und Camilla.
    Etwas Theatralik ist dabei erlaubt. »Führ mich«, hauche ich Christoph ins Ohr. »Ich bin willenlos in deinen Armen.« So was ist genial, das habe ich von einem Crack der Paarberatung. Mein Gehauche ist eine Suggestion, die uns als wildverliebtes Paar imaginiert. Und solche Einflüsterungen sind wichtig, meint der hawaiianische Eheberater Spezzano.
    Spezzano rät Leuten in Langzeitpartnerschaften, sich 14 Tage lang einzureden, dass der eigene Ehemann oder die Ehefrau genau die Eigenschaften habe, die man sich wünscht. Also dass er oder sie so lustig, großzügig und romantisch ist, wie man es gerne hätte. Ist doch alles nur eine Frage unserer Wahrnehmung. Und– Simsalabim!– mit ein bisschen Phantasie und positiver Nachhilfe kann man im Langzeitpartner den Romantiker wieder neu entdecken. Der war nur im Alltag verschüttet.
    Das klingt logisch: Verliebte denken sich den Partner schön. Lange Verheiratete dagegen nörgeln sich den Gefährten oder die Gefährtin schlecht. Also warum dann in späteren Jahren nicht doch wieder mit positiven Einredungen aufwarten?
    »Dadam, dadam, dadadadam«, im »Tanzbär« wechselt die Tangomusik, aber der Rhythmus bleibt. Auch die anderen Paare kämpfen mit der Promenade. »Der Herr eröffnet die Promenade«, ermahnt uns Eduard. »Erst dann folgt die Dame blitzschnell.« Der Mann soll der Frau zeigen, wo es langgeht, und das Paar soll dabei lässig und harmonisch wirken. Das ist ganz schön anspruchsvoll.
    Suse und Jürgen tanzen schon ziemlich gekonnt. Sie haben die lässige Haltung mit den ineinander verschränkten Händen unten an den Hüften. Das sieht cool aus. Typisch Jürgen, in der Öffentlichkeit muss er immer ein bisschen angeben.
    Suse und Jürgen passen eigentlich recht gut zusammen. Suse trägt ihre blondierten Haare schulterlang, hat schöne graue Augen und sieht mit den Lachfalten in ihrem wachen Gesicht weder älter noch jünger aus als sie ist. Jürgen ist ein mittelmäßig erfolgreicher Architekt und zwei Jahre älter als Suse. Er ist keine Schönheit mit seinen Tränensäcken und dem wachsenden Bauch, kann aber witzig sein und hat einen analytischen Verstand. Jedenfalls wenn es nicht um seine Ansichten zur Geschlechterfrage geht, in denen die Evolutionsbiologie eine chauvinistische Rolle spielt.
    Suse und Jürgen haben, seit ihre Tochter größer ist, einiges unternommen zum Thema »Frischerhaltung der Langzeitehe«. Vor allem ihre Reisen finde ich bemerkenswert. Jürgen sucht sich gerne spektakuläre Touren aus.
    Erotische Hängebrücken
    Suse und Jürgen haben mit Tochter Anna eine Kameltour am Rande der Sahara unternommen. Dann machten sie zu zweit eine Kunstreise nach Spanien. Sie flogen zu Konzerten nach Salzburg. Sie stehen auf der Warteliste für den »Ring« in Bayreuth. Sie trekkten in den Anden, wobei sie alte Hängebrücken überquerten. An diese Tour erinnere ich mich gut, denn Männer finden Frauen angeblich erotisch, wenn sie ihnen auf einer wackligen Hängebrücke begegnen. Das hat ein Experiment ergeben.
    Bei den Reiseberichten der beiden schauen Christoph und ich immer betreten zu Boden. Wir haben als gemeinsamen Romantikurlaub ohne die Kinder nur eine Fahrt auf einem geliehenen Motorrad durch die Sächsische Schweiz zu bieten und eine Radtour an der Donau. Irgendwelche Gutscheine für Opernkarten schlummern uneingelöst in der Schublade.
    Derzeit schauen wir am liebsten spätabends gemeinsam alte Folgen der Serie »Der Kommissar« auf DVD an, in Schwarzweiß. Meistens schlafe ich ein, bevor der Mörder gefasst ist. Christoph erzählt mir dann am nächsten Tag, wer es war. Die zweite Staffel »Kommissar« hatten wir uns gegenseitig zu Weihnachten geschenkt. Keiner wusste, dass der andere genau das Gleiche hübsch eingepackt hatte. Weil wir die Staffel nun doppelt haben, wollte ich Suse und Jürgen ein DVD -Set abgeben. Aber sie winkten ab. War ihnen zu altbacken.
    Trotz der Tanzkünste der beiden wirkt Suse heute Abend auf dem Parkett nicht richtig gelöst. »Wir dürfen auch beim Tango lächeln«, hatte ihr Eduard seifig zugerufen. Idiot. Ich weiß, dass sich Suse manchmal unter Stress fühlt wegen Jürgen und

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