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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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Verlustängste hat. »Guck dir die Statistik an«, hatte Suse kürzlich geklagt: »Die Zahl der Langzeitehen, die geschieden werden, geht rasant nach oben. Und was passiert mit den geschiedenen Frauen? Viele bleiben allein. Die Männer aber nicht. Es ist ein fieses Gefühl, wenn du plötzlich den Eindruck hast, die Machtverhältnisse in der Ehe verschieben sich zu deinen Ungunsten.«
    Laut Statistik ist in der Altersgruppe der 50 - bis 55 - Jährigen etwa jeder Vierte alleinstehend. Bei den 55 - bis 60- Jährigen hat von den Herren nur ein Fünftel keine Partnerin. Was auch daran liegt, dass Männer statistisch früher sterben als die Frauen.
    »Weißt du, was für mich der Horror war?«, hat Suse mich gefragt. »Als ich mir bei Britts Geburtstagsfeier überlegte, ob Jürgen mich überhaupt noch ansprechen würde, wenn er mich heute auf einem Fest sähe. Vielleicht wäre ich ihm zu alt.«
    Meine Großtante Zilly vertrat die Theorie des »Liebespolsters«. Sie meinte, Frauen sollten in jüngeren Jahren am besten einen Mann heiraten, der sie etwas mehr liebt als sie ihn. Dieses Liebesplus sei dann ein Polster fürs Alter »Dann nämlich, wenn du nicht mehr so jung und hübsch aussiehst«, hatte Zilly erklärt. Wenn die körperliche Anziehung sinke, müsse ein Batzen Extraliebe beim Mann vorhanden sein, um das auszugleichen.
    Ich bin der Meinung, auch bei den Frauen muss ein Batzen Extraliebe vorhanden sein, um die Zumutungen des Alters beim Mann zu übersehen und zu überstehen.
    Tanzlehrer Eduard wirft einen zufriedenen Blick in die Runde. Alle schieben hochkonzentriert über das Parkett. Ein mir unbekanntes Paar lässt es sich nicht nehmen, noch ein paar Extrafiguren einzubauen, bei denen sich die Dame dramatisch weit nach hinten beugt, der Herr über ihr, aber ohne sie zu berühren. Es soll im Tango so aussehen, als seien beide durch ein energetisches Band miteinander verbunden, hat Eduard mal erklärt. Die Lady streckt das Bein gekonnt in die Höhe, beugt es wieder und dreht sich blitzartig ein und aus. Die beiden kommen offenbar aus dem Fortgeschrittenenkurs. Christoph und ich tanzen nur Wiegeschritt und Drehung, ohne Promenade. Im Grunde hasse ich es, wenn man in Tanzstunden immer noch was und noch was an Schrittkombinationen drauflegen soll. Ist doch unnötig. Das Grundfeeling muss stimmen.
    Die Musik verklingt. Die Stunde ist vorbei. Meine Füße tun weh. Ich trage Tanzschuhe, die ich beim »Tanzbär« gekauft habe. Typ »Broadway« mit fünf Zentimeter hohem Absatz. Ich habe der Versuchung widerstanden, die doppelt so teuren schwarzroten »Hot Desire« mit sieben Zentimeter Absatz zu nehmen. Die sehen verruchter aus, aber irgendwie sind meine Füße breiter und empfindlicher geworden mit den Jahren.
    »Ihr seid alle klasse. Es würde sich für euch lohnen, den Aufbaukurs zu besuchen«, wirbt Eduard. Das nächste Mal endet unser Grundkurs. Wer will, kann danach aber auch hin und wieder nur am Samstagnachmittag zur »open class« kommen, ohne Anmeldung. »Ich würde lieber keinen regulären Kurs mehr machen«, meint Christoph. »Wir können in die ›open class‹ gehen, wenn wir Lust haben.« Gute Idee. Bloß nicht zu viel Pflicht.
    Ich bin froh, im Vorraum meine Tanzschuhe ausziehen zu können. »Na, wie ist es so auf dem ›Broadway‹?«, fragt Christoph und grinst. »Kommt immer auf den Spielplan an«, gebe ich zurück. »Besser Komödie als Tragödie«, meint Christoph. Genau. Das gilt auch für die Langzeitehe.

Frauenfreundschaften: Mädels, kappt die Müllkette!
    Britt hat ihre eigenen Theorien zur Frage, wo Frauen in späten Jahren Romantik, Liebe und Zuspruch bekommen: »Freundinnen sind der Trost des Alters«, verkündete sie neulich. »So wie gutes Essen der Sex des Alters ist, gewissermaßen.« Britt schmeißt manchmal Dinge in einen Topf, dass einem die Haare zu Berge stehen. Oft ist aber was dran.
    An einem ganz normalen Wochentag brachte mir Britt mal einen Strauß gelber Rosen mit, die ich gleich in eine Vase drapierte. »Frauen sollten sich mehr Blumen schenken«, behauptete sie. Ich stellte später zwar fest, dass die Rosen ein Sonderangebot aus dem Blumenladen bei mir um die Ecke waren, aber egal. Britt würde mir jedenfalls nie Rosen von der Tankstelle schenken. Sie hat Stil.
    Frauenfreundschaften in den späten Jahren sind ein großes Thema. Die evangelische Ex-Kirchenchefin Margot Käßmann widmete sogar ihren Bestseller »In der Mitte des Lebens« ihren Freundinnen. Damals war sie schon

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