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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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Spirituelles in Berlin, als ich ihn nach seiner Käuferschicht fragte.
    Doch es gibt keinen Grund, sich über ältere Frauen lustig zu machen, die »Om« summen und den Dalai Lama verehren. Männer sind auf ihre Weise genauso abergläubisch wie Frauen, und damit meine ich nicht nur meinen Friseur Steffen, der in schlechten Phasen Bäume umarmt, um aus ihnen neue Lebensenergie zu zapfen.
    Laut dem britischen Psychologen Bruce Hood ist es ganz natürlich, dass die meisten Erwachsenen irgendeinem Aberglauben anhängen und sich selbst Zusammenhänge konstruieren, die nicht rational erklärbar sind. »Ohne diese Überzeugungen fühlen wir uns verletzlich«, meint Hood. Im Alter nehme der Übersinn zu. Doch wie finde ich den Aberglauben, der mich stärkt? Wie schaffe ich Rituale, die mir helfen in den späten Jahren?
    Man muss es ja nicht unbedingt so machen wie Suses Bekannte Mathilde. Die kontaktierte wochenlang über eine 900 er-Nummer einen astrologischen Beratungsdienst, der ihr voraussagte, im nächsten Jahr würden die Geschäfte in ihrem Geschenkladen besser gehen, weil Pluto dann im zweiten Haus angekommen sei. Am Ende hatte Mathilde eine überirdisch hohe Telefonrechnung– und der Laden lief immer noch nicht.
    Mathilde wandte sich daraufhin den Engeln zu und sandte an den Erzengel Gabriel Wünsche, die sie in Gedanken den Fluten der Spree übergab, auf dass der Fluss die Anliegen zu Gabriel trage. Der Erzengel schickte immerhin keine Telefonrechnungen wie die Telekom. Der Laden lief auch tatsächlich besser, was aber laut Suse einer Erweiterung des Sortiments geschuldet war.
    Auch Britts Bekannte Sabine, alias Lady Mona, hängt einem merkwürdigen Aberglauben an, den sie mit Hundertausenden von Menschen teilt: Sabine ist ein Fan der australischen Autorin Rhonda Byrne, die in »The Secret« das »Gesetz der Anziehung« erklärt. Byrnes Bücher standen monatelang auf den Bestsellerlisten in der Kategorie Sachbücher.
    Wenn es ums Geld geht, so Byrne, dann dürfen wir nicht an miese Gehälter, überzogene Dispokredite und offene Rechnungen denken. Viel zu negativ. Nach dem Gesetz der Anziehung, der mentalen Resonanz, sollen wir vielmehr dicke Schecks imaginieren, einen Berg von Münzen und Geldscheinen, eben positiv denken. Dann fließe das Geld von alleine auf unser Konto.
    Sabine hat den Ratschlag von Byrne befolgt. Sie hat in einem Copyshop die auf DIN A 3 vergrößerte Kopie eines Verrechnungsschecks angefertigt, auf dem sie zuvor ihren Namen und einen Betrag von 20 000 Euro eintrug. Die sorgfältig laminierte Kopie hängte sie zuhause in die Küche, um eine »positive innere Schwingung« zum Geld zu erzeugen. Der Riesenscheck hängt da noch immer, aber weder Sabines Dominastudio noch ihre neue Geschäftsidee, in Krankenhäusern einen fliegenden Handel mit chinesischen Morgenmänteln zu eröffnen, lockten die imaginierte Geldsumme auf ihr Konto.
    Good Vibrations
    Riesenschecks in die Küche zu hängen und sich davon etwas zu erhoffen ist schon sehr optimistisch. Doch an dem Gedanken der negativen Schwingungen, die wiederum andere schlechte Vibrationen erzeugen, ist was dran. Das hätte ich an meinen Frauenarzt weitergeben sollen, bevor ich zu einem anderen wechselte. Der Doktor hatte mir gesagt, die Wechseljahre brächten nun mal »depressive Verstimmungen« mit sich, bei Frauen seien die Veränderungen an Haut und Haaren durch die hormonelle Umstellung eben deutlich sichtbar, das müsse ich akzeptieren lernen. Dafür würden die »inneren Werte« im Alter wichtiger. Mehr negative Schwingung geht nicht.
    Dabei hatte mich der Doktor durch seine schmale Brille, hinter der seine Augen zu kleinen Knöpfen schrumpften, bedeutsam angeschaut mit diesem Nun-werden-Sie-doch-vernünftig-Blick. Ganz so, als müsse ich seine Ansicht teilen, obwohl bis heute nicht erwiesen ist, dass die Wechseljahre Frauen depressiv machen, die es nicht vorher auch schon waren. Wir Frauen bekommen vielleicht auch deswegen so schlechte Laune, weil uns kleinäugige Mediziner diesen Kram einreden.
    Ich beschloss an diesem Tag, mich erstens von dem Arzt zu trennen und zweitens keinem Glaubenssystem zu trauen, das mir andere Leute aufschwatzen wollen. Ich bastle mir meine Rituale selbst und bin deswegen mitgefahren zum »Sonnenhof«.
    Im Sonnenhof bieten sie eine Mischung aus Ayurveda-Behandlungen, Yoga, medizinischem Check-up und Stressberatung an. Suse, Britt, Lise und ich haben ein verlängertes Wochenende zum Rabattpreis gebucht. Lise

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