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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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überlegt, eine Ayurveda-Ausbildung zu beginnen. Britt hat als bildende Künstlerin sowieso ihren ganz privaten Übersinn. Suse hasst Esoterik, hat sich aber von uns bequatschen lassen mitzukommen. Wir Frauen haben im Sonnenhof ein »Blütenzimmer«, ein »Erdzimmer« und Britt und ich zusammen das »Sonnenzimmer« bezogen.
    Jeden Morgen findet eine Yogastunde statt. »Hände fest verwurzelt im Boden, Kopf locker hängen lassen, Po nach oben. Genießt die ungewohnte Perspektive«, verkündete Yogalehrerin Feline mit einer singenden Stimme wie die Fee aus dem Märchen. Feline vermittelt spirituellen Mehrwert.
    In der Position »Hund« beugt man sich aus dem Stand nach vorne, stützt sich mit den Händen ab, macht den Rücken lang und drückt den Po nach hinten und oben wie ein Vierbeiner, der sich nach einem Mittagsschlaf ausgiebig streckt. Beim »Hund« hängt der Kopf tiefer als der Hintern. Diese Umkehrung soll ganz neue Sichtweisen eröffnen.
    Mehr als Ausfallschritt und Hinternhochstrecken
    Beim Yoga turnt man nicht nur so rum wie früher in der Schule mit Rumpfbeugen, Kniebeugen und Liegestützen. Man atmet Lebenskraft ein, erdet sich und lässt die schlechte Energie einfach so wegrauschen in den Himmel. Yoga macht das Herz leicht. Ich habe schon vor einiger Zeit beschlossen, dran zu glauben. Und es nicht banal zu finden, zwischen Ausfallschritten, Hinternhochstrecken und Vorbeugen hin- und herzufedern und dabei bewusst zu atmen.
    Nach der Yogastunde und den Massagen treffen wir vier uns im Restaurant des Sonnenhof wieder. »Erstaunlich, dass gebildete Frauen auf diesen östlichen Kram anspringen«, ätzt Suse. »Ich wette, die Inder selbst gehen heute lieber ins Fitnessstudio als zum Yoga, wenn sie sich das leisten können.«
    Suse ist nicht gut drauf. Beim Yoga hat sie nicht mitgemacht, und ihr Genörgel erstreckt sich auch auf das gastronomische Angebot der ayurvedischen Küche. An der Wand des Restaurants hängt eine große Tafel mit der Konstitutionslehre des Ayurveda, damit sich jeder aussuchen kann, wie er seine Energien wieder ins Gleichgewicht bringt. Es gibt die Vata-Typen, die eher nervös und ängstlich sind, dann die Kapha-Leute, etwas phlegmatisch, depressiv. Die Pitta-Menschen wiederum sind aggressiv und gestresst, aber auch erfolgreich.
    Ich sortiere mich bei den Vata-Leuten ein. Der Vorteil für diese Ängstlichen und Nervösen liegt darin, dass sie Süßes und Warmes essen dürfen, ja sollen, um den Überschuss an Vata abzubauen und ihr Kapha zu erhöhen.
    Das kommt mir entgegen. Ich habe mir das Reisgericht mit Karotten, Cashewnüssen und Rosinen bestellt, stark Vata-senkend, wie auf der Speisekarte stand. Wobei ich vielleicht ein bisschen schummele. Denn mit den Jahren hat sich mein Fettgehalt im Körper erhöht. Das deutet mehr auf Kapha hin. Aber auch Pitta brennt in mir. Pitta-Typen schwitzen leicht– und davon kann ich gegenwärtig ein Liedlein singen.
    »Das ist ja eine reichlich platte Einteilung im Ayurveda«, sagt Suse. »Einfach drei Konstitutionstypen zu erdichten und alles Mögliche hineinzudefinieren. Warum sollen nervöse Leute dünne Haare haben und dicke Menschen phlegmatisch sein? Schwachsinn.«
    Suse hat gerade einen Werbeauftrag für ein Wellnesszentrum im Allgäu abgeschlossen, eine Art von Arbeit, die Suse eigentlich hasst. Es mache sie fertig, klagte sie, Texte zu dichten wie: »Holen Sie sich den ultimativen Frische-Kick!« und: »Drehen Sie die Zeit zurück!«. Und dann diese Fragebögen, um das »biologische Alter« zu ermitteln. Bei auffällig vielen Leuten käme ein jüngeres Alter heraus, berichtete Suse. Das sei ein billiger Trick.
    Um ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden, hatte Suse anschließend unter ihrem Pseudonym »Bad Girl« in ihrem Blog gegen die »Lügen-Wellness« gewettert: »Lomi-Lomi-Massagen«, »Hot-Stone-Behandlungen« und »Ayurveda-Mystik«, das sei nur Quark, mit dem sich seelisch geschwächte Frauen das Geld aus der Tasche ziehen lassen und damit erneut zu Opfern werden. Suse erntete heftige Proteste für ihre Tirade und das Angebot eines Kommentators, doch selbst einmal die segensreiche Wirkung eines Stirnölgusses zu erleben, um wieder zu ihren positiven Energien zurückzufinden.
    »Es ist unglaublich, wie Frauen heute belogen werden«, schimpft Suse und zieht sich die Kapuze ihrer Sweatjacke über den Kopf. Das ist eine Geste der Abwehr bei ihr. Sie sollte eigentlich zu alt sein für Kapuzen auf dem Kopf mitten in einem

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