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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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einem Block, sodass Freundinnen enger beieinanderleben können. Macht Freunde zu Nachbarn– das wäre eine Idee. Meist lautet das Motto andersherum: Macht Nachbarn zu Freunden.
    Beim letzten Tagesordnungspunkt des Grünspan-Treffens geht es um das Café des Wohnprojektes. Als Treffpunkt für die nähere und weitere Nachbarschaft ist es gedacht. Im Sommer sitzen die Leute draußen. »Aber müssen die Öffnungszeiten im Sommer bis abends um 22 Uhr gehen?«, fragt eine Dame im Strickjanker. »Irgendwann will man doch seine Ruhe haben.«
    »Wir sind doch hergezogen, weil wir nicht zu viel Ruhe haben wollten«, protestiert Inge, Lises Freundin, pensionierte Studienrätin und 66 Jahre alt. Inge hat mit Lise und einigen anderen alleinstehenden Grünspan-Damen den »Cousinenkreis« gegründet. Wenn eine der Ladys ins Krankenhaus käme, werde sich eine andere im Krankenhaus als ihre Cousine ausgeben, gegebenenfalls eine Patientenverfügung vorlegen und somit als Angehörige das Nötige veranlassen, erklärte Inge das Prinzip. So stellt man Verwandtschaftsverhältnisse wieder künstlich her. Ich finde das rührend.
    Inge betonte uns gegenüber, es sei viel schöner, in einer selbst gemachten Hausgemeinschaft zu wohnen als irgendwann in einer kommerziellen Seniorenwohnanlage zu landen. Deren Betreiber verlangen horrende Mieten für winzige Appartements und werben mit einer Rufbereitschaft rund um die Uhr, auch wenn nur übermüdete Hilfskräfte an der Rezeption ihren Wachdienst absitzen, um den Bewohnern eine Illusion von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.
    Manche dieser Häuser bieten ein tägliches Mittagessen in einer Kantine an, die natürlich nicht »Kantine«, sondern »Restaurant« heißt. Mir erzählte mal der Leiter einer solchen Wohnanlage, das regelmäßige gemeinsame Essen sei wichtig, auch um überprüfen zu können, ob jemand fehle und vielleicht im Zimmer verstorben sei. Ein paar Tage tot in der Wohnung herumzuliegen, ohne dass irgendjemand was merkt– das ist die Horrorvision vieler alter Menschen.
    In der Arena der Rollatorinnen
    Trotz Gemeinschaftsräumen, Altengymnastik und Restaurant gibt es in den Seniorenanlagen viel Missgunst und Einsamkeit. Meine Großtante Zilly zog in ihren letzten Jahren in eine solche Anlage. Sie erzählte mir vom Streit unter den Bewohnerinnen darüber, ob denn tatsächlich alle Frauen mit Rollator so gebrechlich seien, dass sie sich nicht mehr ohne Gehwagen fortbewegen könnten. Die »Rollatorinnen« genossen eine Art Vorfahrt im stark frequentierten Aufzug, was ihnen von den selbstständig laufenden Altersgenossinnen schwer geneidet wurde.
    Von solchen Schicksalsfragen bin ich noch ein paar Jahrzehnte entfernt. Die Frage der Öffnungszeiten im Café können die Grünspäne heute Abend nicht klären, zu viele sind mit betroffen, die nicht da sind. »Wir sollten das Montagsmeeting verpflichtend machen«, schlägt der Herr mit der grauen Wuschelfrisur zum Schluss noch vor.
    Später fahren Britt und ich im Auto zurück in die Stadt. »Es müsste einfacher sein mit den Hausprojekten«, seufzt Britt. Vielleicht so wie die Handarbeitsgruppe in Tines Mietshaus. Dort treffen sich einige hochbetagte Damen im Sommer dienstags im besonnten Hinterhof zum gemeinsamen Häkeln und Stricken. Die Handarbeitsclique grüßt immer freundlich. Die brauchen keine gruppendynamischen Sitzungen oder Mediationen. Britt erwägt jetzt eine Kampagne: Sie will einen »Tag des Nachbarfrühstücks« in Berlin populär machen. Zur Verbreitung ihrer Idee in einer Art Schneeballsystem will Britt auch ihren Facebook-Account nutzen. An diesem Tag, einem Sonntag, können Mieter und Wohnungseigentümer, die dazu Lust haben, ihre Nachbarn im gleichen Haus zum Frühstück einladen. Das Logo zur Aktion »Das Nachbarfrühstück« kann man sich aus dem Internet herunterladen, ausdrucken und dann im Hausflur anbringen. Bei Britt kämen sicher die junge Friseurin und Frau Hansen, vielleicht auch die neue Mieterin, die mit ihrem Sohn erst vor Kurzem eingezogen ist, und der Mann aus dem dritten Stock, der immer grüßt. Britt will dabei auch über eine Hinterhofbegrünung reden. Es wäre ein netter Anlass, sich zusammenzufinden.

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