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Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte

Titel: Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Dribbusch
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aber das sei wegen der Exotik was anderes gewesen, betonte sie. In Hotels will Suse mit Freundinnen kein Doppelzimmer. Auch als sie einmal mit Britt nach Prag fuhr, bestand sie darauf, in der Pension ein Einzelzimmer zu buchen. »Nimm es mir nicht übel«, sagte sie zu Britt, »aber ich brauche einfach mehr Platz um mich herum. Wir sind keine Teenager mehr.«
    Das Kriechzelt hält gruppenfähig
    Der Aubergineneintopf dürfte bald fertig sein. Man riecht, dass Britt einen Teelöffel Maggi hineingekippt hat. Aber heute ist Camping, und ich habe keine Berührungsängste mit Maggi. Die halbe Welt kocht damit. Selbst bei der thailändischen Ehefrau eines Bekannten in Berlin steht eine Halbliterflasche Maggi in der Küche.
    Winfried stöhnt ein bisschen wegen seines Knies beim Sitzen auf dem Boden. Ich habe meine Beine zwischenzeitlich ausgestreckt, das ist bequemer. Allerdings fehlt dann schon irgendwie eine Rückenlehne. Britt sitzt jetzt im Schneidersitz auf ihrer Isomatte und hat den Wein ausgeschenkt, das lockert die Stimmung. Allmählich finde ich unsere Runde richtig romantisch, nicht nur, weil Winnie und ich durch unsere Stirnlampen theatralische Lichtkegel verbreiten. Diese alte Windjacke steht Britt schon gut. Sie sieht mit ihren backenlangen Haarsträhnen aus, als sei sie einem Expeditionsfilm aus den 50 er-Jahren entsprungen.
    Abendliche Szenen im Camp: Das erinnert an Werbefilme für Zigaretten, in denen erst die donnernde Pferdeherde auf die Weide getrieben wird und man dann beim blubbernden Bohneneintopf über offenem Feuer zusammenrückt, die Kriechzelte im Hintergrund. Solche Zelte haben wir auch. Das Zelt von Winnie ist ein richtig schickes, dem der Hersteller einen stabilen Stand, auch bei hohen Windgeschwindigkeiten, attestiert hat. Mein Kaufhauszelt ist nicht so sturmfest.
    Das niedrige Kriechzelt ist das wahre Trekkingzelt, im Unterschied zum Haus- oder Familienzelt. Im Kriechzelt kann man nicht stehen und nicht auf irgendwelchen Stühlen sitzen. Im Kriechzelt schläft man nur. Und sitzt ansonsten draußen mit den anderen um den Kocher. Das Kriechzelt hält gruppenfähig. Wohl oder übel.
    Wir nehmen uns vom Aubergineneintopf, er schmeckt lecker. »Macht ihr hier auf Marlboro-Reklame, oder was?«, ertönt es von der Seite. Werner Lodenbaum hat mit seiner Tochter den Bungalow verlassen und taucht aus der Dunkelheit auf. Wahrscheinlich ist das Fernsehprogramm nicht so aufregend. Ich sage nichts. Wir bieten höflich etwas vom Eintopf an. Mit dem Rotwein, dem Sternenhimmel und dem zischenden Kocher wirkt es richtig heimelig bei uns. Britt backt in einer kleinen Pfanne Minipfannkuchen zum Dessert, den Teig rührt sie mit etwas H-Milch aus einer fertigen Backmischung zusammen. Puderzucker haben wir auch.
    Winnie hat seinen transportablen CD -Spieler aus dem Kofferraum geholt. Bald singt Billie Holliday für uns: »I’ll be seeing you«. Cooler, bluesiger Jazz. Wir dürfen das, der Campingplatz ist fast leer. Winnie summt leise mit, die Stirnlampe über seinem schütteren Haar. Es ist schon nett, mit ihm zu reisen.
    »Morgen könnten wir ja zusammen essen gehen«, schlägt Lodenbaum vor. »In irgendeine nette Pizzeria im Ort.« »Mal sehen«, antwortet Britt zurückhaltend. »Pizza können wir immer haben.« Diese souveräne Art mag ich manchmal schon an ihr.
    Im Frauenschlafsack
    Britt bietet mir noch einen Rotwein an, aber ich lehne ab. Wer zu viel trinkt, wacht nachts wieder auf. Und muss sich dann durch die dunkle Kälte aufmachen zum Klo. Lieber nicht. Ich will heute Nacht meinen neuen Schlafsack testen. Er ist »ein psychischer und physischer Ruhepunkt in der Fremde«, wie der Prospekt die Schlafsäcke bewarb.
    Mein Schlafsack soll bei Temperaturen von drei Grad plus in der »Komfortzone« noch gemütlich sein. »Komfortzone« heißt, es ist noch wohlig warm, wenn man nur in Leggings im Schlafsack liegt. Der sogenannte Frauenschlafsack ist im Hüftbereich breiter geschnitten und hat, laut Hersteller, eine bessere Isolation im sensiblen Fuß- und Nierenbereich. Ich habe schon lange nicht mehr im Schlafsack die Nacht verbracht.
    Wenn es mir zu viel werden sollte, muss ich ja nicht die ganze Woche durchhalten. Die vermieten die Bungalows hier in der Vorsaison auch tageweise. Ich habe den Hinweis am Eingang gesehen.

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