Aelter werden ist viel schoener als Sie vorhin in der Umkleidekabine noch dachten - Neues aus der Lebensmitte
wir die Dinger als »Oma-Heizdecken« verspottet. Theresa joggt um fit zu bleiben. Doch neulich klagte sie über Beschwerden in den Fußknöcheln.
Bei Winnie steht seit einigen Monaten eine Rotlichtlampe herum für das Knie. Wegen seiner Bandscheiben hat er sich außerdem einen Sitzball angeschafft. Damit sieht sein Arbeitszimmer aus wie eine Physiotherapiepraxis.
Unsere Freundin Lise musste beim Yoga eine Pause einlegen. Die Arbeit am PC hatte ihr einen »Mausarm« beschert mit Schmerzen am rechten Ellenbogen und in den Handgelenken. Damit kann sie beim Yoga keine Übungen mehr machen, bei denen man den Körper mit den Handgelenken abstützen muss.
Frauen über 50 leiden häufiger unter Muskel- und Gelenkbeschwerden als unter hormonell bedingten Hitzewallungen, hat die Befragung von Kurt Starke ergeben. Man kann bei den Frauen also nicht alles auf die Hormone schieben. Der altersbedingte Verschleiß an Knochen und Bändern macht beiden Geschlechtern zu schaffen. Was dann doch wieder gerecht ist.
Mein 66 -jähriger Ex-Ex-Lover Rick begann mit dem Golfen in der Annahme, dieser Sport sei altersgerecht und ließe sich auch in den späten Jahren noch elegant betreiben. Das sähe man in den USA , wo viele alte Menschen golften, erklärte Rick. Im Umland von Berlin gibt es genug Rasenplätze und angeblich ist Golf gesund, weil man dabei so viel draußen herumläuft. Doch als Rick Probleme mit den Lendenwirbeln bekam, klärte ihn sein Arzt über die »Verkippungen«, »Druckspitzen« und »Rotationsbewegungen« der Bandscheiben beim Golfen auf. Rick geht jetzt einmal in der Woche zum Rückenschwimmen, aber das trompetet er nicht so herum.
Was ist das richtige Outfit?
Ich selbst bin in den vergangenen Monaten nicht mehr gejoggt wegen meiner Ferse. Es reichte nur noch zu etwas Yoga. Und zack– schon war die gute Kondition wieder weg. Doch mit meinem Fuß schien es zuletzt wieder besser zu gehen. Beim Frühlingslauf will ich mich testen, fünf Kilometer sind nicht lang.
Wir machen uns bereit zum Start. Soll ich meine dünne Sweatjacke lieber bei Britt lassen? Doch so warm ist es auch wieder nicht, und ich friere neuerdings leicht. Was aber, wenn mir plötzlich heiß wird? Eine schwierige Entscheidung. Ich gebe die Jacke ab.
»Zeitmessen ist bei uns eigentlich überflüssig«, meint Theresa und schnürt ihre Joggingschuhe fester. »Das Ergebnis will ich gar nicht wissen.« Theresa macht auf schwach und untrainiert, aber das nehme ich ihr nicht ab.
Wir haben gegen eine Gebühr eine Startnummer erhalten, die ich mit Sicherheitsnadeln an meinem T-Shirt befestigte. Ein Transponderchip ist darin eingeschweißt. Beim Start läuft man durch eine elektronische Schranke, einen Zeitmesser, der die Daten registriert. Beim Ziel muss man wieder eine Schranke passieren. So weiß jeder am Ende, wie schnell er gelaufen ist. Das ist nicht mehr wie früher in der Schule, wo man sich in Startblöcke hockte und auf ein Zeichen wartete. Wäre auch reichlich mühsam in unserem Alter.
Britt hat ihre Schmetterlingssonnenbrille aufgesetzt und winkt uns fröhlich zu. Sie hat gut lachen. Sie macht kaum Sport und wandert nur mal gnädig mit, wenn man sie darum bittet. Britt ist der Meinung, Frauen sollten im Alter nicht so viel sporteln, sondern sich mehr auf externe Antriebssysteme verlassen, um sich vital zu fühlen. Im Sommer düst sie auf ihrer Suzuki 125 durch die Gegend, was ich hochgefährlich finde, erst recht, seit Britt einen dieser altmodischen Schalenhelme trägt.
Beim Frühlingslauf gehören Theresa und ich am Start zum vorderen Feld der Jogger. Ich werfe noch einen Blick in die Runde, genau wie Winnie vorhin. Es ist der typische Altersgruppencheck. Die meisten Teilnehmer sind jünger als wir, aber ich erkenne zum Glück auch ein paar Gleichaltrige und sogar einige Ältere. Darunter sind richtig durchtrainierte Männer. Viele Herren laufen in kurzen Hosen, die Oberschenkel liegen zur Hälfte, manchmal sogar noch etwas weiter frei. Manche tragen dazu bunte Leibchen, atmungsaktive Fummel, die eng am Oberkörper anliegen, damit nur ja kein unnötiger Luftwiderstand entsteht. Beim Sport werden manche Männer zu Exhibitionisten.
Theresa und ich hingegen sind züchtig bedeckt. Mein weites T-Shirt flattert im Wind, der Luftwiderstand ist mir in meinem miesen Trainingszustand sowieso wurscht. Ich trage eine lange marineblaue Jogginghose. Schon früher war ich der Meinung, dass sich Frauen in zwei Gruppen einteilen lassen: Die einen, eine
Weitere Kostenlose Bücher