Aendere dein Leben - erfinde dich neu
eine Spezialbrille mit polarisierten Gläsern, die ihm gestattete, die Silhouetten der Fische unter der Wasseroberfläche zu erkennen. Wer keine Ahnung vom Angeln hat, käme nie auf die Idee, dass es eine solche Erklärung geben könnte, da wir überhaupt nicht wissen, dass es Brillen gibt, die so überraschende Fähigkeiten ermöglichen.
Unser Bewusstsein ähnelt den polarisierten Gläsern aus dieser Geschichte. Es kann uns helfen, das zu entdecken, was in unserem Inneren verborgen liegt und uns nicht so leben lässt, wie wir es gern möchten, soweit wir Einfluss darauf haben– und dieser Einfluss ist ziemlich groß.
Bewusstsein benötigt Aufmerksamkeit. Unser Bewusstsein ist wie ein Auge, das sieht, und unsere Aufmerksamkeit wie das Licht, das beleuchtet, was das Auge sieht. Nur wenn wir die Aufmerksamkeit auf unser Innenleben lenken, können wir erkennen , was darin verborgen liegt, und das Verhüllte enth üllen .
Zusammenfassung
Die schlimmsten Ängste beruhen oft nicht auf der tatsächlichen Unfähigkeit, sich ihnen zu stellen, sondern auf der Überzeugung, dass wir nicht dazu in der Lage sind.
3 | Rechtshirn und Linkshirn
»Die erste Person Singular – jenes Ich-Te ufelchen – ist weder die erste noch eine Person noch singulär.«
James Hillman
In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es eine Krankheit, gegen die kein Kraut gewachsen war. Normalerweise waren Kinder und Jugendliche davon betroffen, die nicht selten schwerste Schäden davontrugen oder gar daran starben. Es handelte sich um das eigentümliche Erkrankungsbild der Epilepsie. Wenn eine Gruppe Gehirnzellen im Bereich einer kleinen Narbe in der Hirnrinde gereizt wurde, fanden plötzlich besonders hohe elektrische Entladungen statt. Diese elektrischen Impulse führten wie eine Welle, die sich über die Oberfläche eines Sees ausbreitet, dazu, dass die umliegenden Neuronengruppen ebenfalls zu feuern begannen. Wenn diese Impulse nun eine der Brücken zwischen den beiden Gehirnhälften, das Corpus callosum, erreichten, wurde das gesamte Gehirn von diesem abnormen Zustand erfasst, und die Person verfiel in den sogenannten Status epilepticus. Der Betroffene verlor das Bewusstsein, stürzte und erlitt einen Krampfanfall. Dabei konnte er gegen einen Ofen oder auf harten Untergrund fallen, was die zum Teil dramatischen Folgen eines solchen Anfalls erklärte. Zudem bestand stets die Gefahr, infolge des Anfalls zu ersticken. Die Ärzte wussten nicht, wie sie dieses Leidens Herr werden sollten. Die Neuropharmakologie steckte noch in den Kinderschuhen, und all die therapeutischen Alternativen der heutigen Zeit, die diese Erkrankung vielfach vollständig beherrschbar machen oder gar heilen können, waren noch nicht entwickelt.
Deshalb waren es die Neurochirurgen, die sich dazu entschlossen, eine riskante Lösung auszuprobieren. Man wusste, dass der epileptische Anfall jeweils in einem bestimmten Bereich des Gehirns begann und dass die Symptome und Vorzeichen des Patienten auf den Ort des ursprünglichen Geschehens hinweisen konnten. Diese individuell unterschiedliche Art der Vorankündigung bezeichnete man als »epileptische Aura«. Wenn der Ursprungsort beispielsweise in einem visuellen Gehirnareal lag, bemerkte der Patient Lichtblitze. Lag er im Temporallappen, konnte der Patient Geräusche hören und erlebte mitunter auch Halluzinationen.
Die Chirurgen kamen auf folgende Idee: Wenn es ihnen gelänge, das Übergreifen des Impulses von einer Gehirnhälfte auf die andere zu verhindern, könnten sie den Patienten zumindest vor dem gefürchteten Status epilepticus bewahren. Das Vorhaben der Neurochirurgen erschien geradezu verrückt, denn dazu musste das Corpus callosum entfernt werden, ein Bereich mit über fünfhundert Millionen Nervenfasern. Wie würde ein Mensch es verkraften, wenn seine beiden Gehirnhälften nicht mehr miteinander kommunizieren könnten? Wäre das Heilmittel womöglich schlimmer als die Erkrankung?
Weil zu dieser Zeit jedoch kein anderer Silberstreif am Horizont zu erkennen war, begannen die Mediziner mit Laborexperimenten, für die sie Makaken einsetzten, die der medizinischen Forschung stets eine große Hilfe gewesen waren. Man betäubte die Tiere und öffnete ihren Schädel, um anschließend den verbindenden »Balken« zwischen den beiden Gehirnhälften sorgfältig herauszuschälen. Danach wurden die Affen im Aufwachraum genau beobachtet und ihre Reaktionen protokolliert.
Zur großen Überraschung der Wissenschaftler
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