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Aengste verstehen und hinter sich lassen

Aengste verstehen und hinter sich lassen

Titel: Aengste verstehen und hinter sich lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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Sie die Angst verändern. Sie machen etwas mit der Angst, nicht umgekehrt.
Beenden Sie die Übung, indem Sie die Augen wieder öffnen und sich im Hier und Jetzt orientieren. Erden Sie sich, indem Sie bewusst den Boden unter Ihren Füßen spüren.
Wie entsteht ein Angstnetzwerk?
    Ein perfektioniertes Vermeidungsverhalten sowie häufiges und intensives Angsterleben vergrößern das „Angstnetzwerk“ und blockieren neue Erfahrungen. Die Angst wird im Denken, Fühlen und Handeln immer größer, das entsprechende Netzwerk weitet sich aus.
    Ein kleines Kind, das noch nicht sprechen und folglich die Situation gar nicht als Gedanken und sprachlichen Wissensinhalt abspeichern kann, wird sich gut daran erinnern, dass es sehr wehgetan hat, als es auf die heiße Herdplatte gefasst hat. Auch wenn es die Situation nicht bewusst verstanden hat, wird es in der Folge die Herdplatte, vielleicht sogar die Küche, meiden oder entsprechend mit Angst darauf reagieren. Stellen wir uns mal folgendes Szenario vor: Das Kind hat sich an der heißen Herdplatte verbrannt und muss zur Behandlung ins Krankenhaus. Die Eltern sind in heller Aufregung und möchten verhindern, dass so etwas noch einmal passiert. Sie versuchen dem Kind klarzumachen, dass die Küche gefährlich ist. Stellen Sie sich weiter vor, dass das Kind darin unterstützt wird, die Küche nicht mehr zu betreten und in einem anderen Raum zu essen. Zunehmende Vermeidung wird verhindern, dass das Kind neue und bessere Erfahrungen machen kann: Zum Beispiel, dass es in der Küche gemütlich ist, dass man den Erwachsenen beim Kochen zuschauen kann und mit der Zeit sogar lernen kann, selbst zu kochen und mit heißen Herdplatten umzugehen.
    Das folgende Beispiel verdeutlicht, wie die beschriebenen Funktionen des Gehirns ablaufen können und die Ausweitung der Angstsymptomatik begünstigen:
    Ich deutete Herzrasen als vermeintlichen Vorboten eines Herzinfarkts
    Johannes L., 56 Jahre
    Ich war am Abend in meiner Wohnung damit beschäftigt, noch ein paar Akten zu lesen, die ich am Tag nicht mehr bearbeiten konnte. Bestimmte Ereignisse der aktuellen Umgebung (z. B. Straßenlärm) nahm ich gar nicht bewusst wahr: Meine Aufmerksamkeit war auf den Akteninhalt gerichtet. Trotz der Konzentra tion auf die Akten nahm ich plötzlich wahr, dass mein Herz schneller und stärker schlug. Meine Aufmerksamkeit war nun ganz auf das Herz gerichtet, ich konnte kann mich nicht mehr auf den Akteninhalt konzentrieren.
    Da ich mich mit der Gefahr und den Vorboten eines Herzinfarktes in der jüngeren Vergangenheit intensiv beschäftigt hatte, maß ich dieser Wahrnehmung eine hohe Wichtigkeit zu. Mein Gefühl sagte mir, dass Gefahr im Verzug war.
    Ich bewertete die Wahrnehmung des Herzrasens als massive Bedrohung und empfand Todesangst. Ich konnte nicht mehr klar denken und hatte nur noch im Sinn, einen Notarzt zu rufen.
    Regelrecht automatisierte Gedanken liefen in mir ab.
    Nach erfolgter Krankenhauseinweisung, Abklärung der Symptomatik, Entlassung ohne Hinweis auf eine Gefahr erlebte ich, dass ich selbst keinen Einfluss auf die Symptomatik hatte und selbst bis auf das Hinzuziehen des Notarztes keine Bewältigungsmöglichkeit dieser schwierigen Situation hatte. Weil letzten Endes keine organische Verursachung der Symptome gefunden wurde, erlebte ich mich als hilflos. Ich hatte nicht das Gefühl, bei einem nächsten ähnlichen Ereignis bessere Bewältigungsstrategien nutzen zu können, sodass meine Angst vor einem ähnlichen Ereignis noch größer wurde.
    Viele Betroffene berichten, dass es irgendwelche Gedanken oder Situationen gibt, die bei ihnen relativ unmittelbar Symptome ihrer Angst hervorrufen. So kann es beispielsweise vorkommen, dass bereits der Geruch einer Zahnarztpraxisgenügt, die Erinnerung an möglicherweise schmerzhafte Zahnbehandlungen sehr lebhaft werden zu lassen und ein „ungutes“ Gefühl oder sogar Angst hervorzurufen. Der Praxisgeruch ist Teil eines Schmerz- und Angstnervennetzes geworden. Symptome von Angst und vielleicht sogar auch konkrete Wahrnehmung von Schmerz werden hervorgerufen, wenn bereits ein Teil dieses Nervennetzes aktiviert wird.
    Zum Verständnis der Nervennetze ist noch wichtig, dass ganz unterschiedliche psychische Vorgänge Teil der Netze werden können: wahrgenommene Situationen, Gedanken, andere Gefühle, wahrgenommene Körpervorgänge, körperliche Reaktionen, Befürchtungen.
    Dieses Angstgedächtnis ist ganz ursächlich für die Angstsymptomatik und auch deren

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