Aengste verstehen und hinter sich lassen
stärken.
Die ersten Bindungserfahrungen zu den Eltern prägen uns
Menschen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer bisherigen positiven oder auch belastenden zwischenmenschlichen Erfahrungen. Kindheitserfahrungen mit Eltern, die die „richtige“ Mischung aus liebender und sorgender Zuwendung, Vertrauen, Gewährung von Freiheiten und Zumutung von Selbstverantwortung realisiert haben, können ungemein stärkend sein. Kinder mit positiven Bindungserfahrungen haben gute Voraussetzungen, andere Menschen und eigene Beziehungen realistisch einzuschätzen. Diese Fähigkeit erlaubt, möglichst schnell zu erkennen, ob eine Beziehung Sicherheit gewährt oder ob sie, im ungünstigen Fall, eher bedrohlich ist. Wer in positiven sozialen Bezügen zu anderen Menschen lebt, ist gegenüber Belastungen, psychischen und körperlichen Erkrankungen geschützter als jemand, dem diese soziale Einbettung fehlt.
Ein soziales Netz wirkt unterstützend
Eine wichtige (nicht unbedingt notwendige) Voraussetzung für tragfähige soziale Bezüge ist die frühkindliche und kindliche Bindungserfahrung. Das Knüpfen von Beziehungen zu anderen Menschen ist, ähnlich wie das Sprechen oder Gehen, eine Fähigkeit, die relativ früh in der Entwicklung erlernt wird. Dieses frühe Lernen ist für das weitere Leben sehr entscheidend. Wird die kritische Entwicklungsphase für solches Beziehungslernen verpasst, ist die Wahrscheinlichkeit, das Versäumte komplett nachzuholen, deutlich verringert (ähnlich wie beim Spracherwerb oder auch dem Lernen von Bewegungsabläufen). Umgekehrt haben Menschen, die eine günstige frühkindliche und kindliche Beziehungserfahrung gemacht haben, ein wertvolles Startkapital erhalten und können diese Erfahrung in vielen Lebenssituationen wirkungsvoll einsetzen. Gelingt es, auch in der aktuellen Lebensphase ein unterstützendes soziales Netz aufzubauen oder zu erhalten, ist dies ein mächtiger protektiver Faktor.
Eine „fruchtbare Streitkultur“ pflegen
Die Beziehungserfahrungen können im positiven Sinne dazu führen, dass Menschen zu anderen Menschen vertrauensvolle, aber durchaus auch belastbare Beziehungen unterhalten können. Jede Beziehung wird durch unterschiedliche Vorerfahrungen und Erwartungen herausgefordert. In einer tragfähigen Beziehung können solche Unterschiede integriert werden und es besteht eine „Kultur“, die eine hilfreiche Auseinandersetzung um diese Unterschiede ermöglicht. Ohne eine konstruktive „Streitkultur“, die auch Menschen mit unterschiedlichen Standpunkten erarbeiten können, werden Beziehungen sehr belastend. Überanpassung hilft zwar kurzfristig, Konflikte zu vermeiden, langfristig lassen sich aber Aggressionen nicht einfach verdrängen.
Übung
Welche Beziehungserfahrungen habe ich?
An dieser Stelle wollen wir Sie einladen, Ihre eigenen Beziehungserfahrungen zu betrachten und vielleicht auch herauszufinden, ob Sie selbst neue Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen wünschen. Dazu kann es hilfreich sein, auf einem Blatt Papier Stichwörter zu folgenden Fragen zu sammeln:
Wie würden Sie am ehesten Ihre Beziehung zu Ihren Eltern beschreiben?
Wie sind Sie als Kind mit Autoritätspersonen umgegangen?
Wie sind Sie als Kind mit Gleichberechtigten (Geschwistern, Freunden, Kindergarten- und Schulkameraden) umgegangen?
Wie gehen Sie heute mit Autoritätspersonen um?
Wie gehen Sie heute mit Gleichberechtigten (Partner, Kollegen, Freunden) um?
Wie müsste aus Ihrer jetzigen Sicht Ihr idealer Umgang mit gleichberechtigten Personen aussehen?
Wie müsste aus Ihrer jetzigen Sicht Ihr idealer Umgang mit Autoritätspersonen (z. B. Vorgesetzten oder Menschen, die Einfluss und/oder Druck auf Sie ausüben) aussehen?
Gibt es Veränderungsbedarf?
Eine Tagesstruktur und Zeitpläne geben Halt
Struktur ist ein ganz wesentlicher Faktor, um sich langfristig stabil zu fühlen. Sie ist so etwas wie ein Gerüst, das Halt und Sicherheit vermittelt. Was ist mit Struktur gemeint? Zunächst geht es um Struktur im Alltag mit einer Tagesstrukturierung, die Elemente wie regelmäßige Mahlzeiten, Wechsel zwischen Phasen der Anspannung und Phasen der Entspannung, Bewegung und Sozialkontakte beinhaltet. Ist die Struktur durch feste Arbeitszeiten ein Stück weit vorgegeben, geht es um eine ausgleichende Freizeitgestaltung. Zunächst ist es wichtig, sich Ziele zu stecken: Für den Tag, die Woche, die nächsten Monate und langfristig die nächsten Jahre. Diese sollten so realistisch sein, dass die einzelnen Schritte
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