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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Fragen beantworteten, waren sie nicht gerade redselig. Patricia schlief viel und träumte von Paul. Sie berührte seinen letzten Brief, den sie in der Brusttasche ihres Overalls noch bei sich trug. Einmal wachte sie schreiend auf und sah, wie der Frant spasmodisch auf seinem Lager zuckte. Olmy war halb von seiner Liege gefallen und sah sie mit tiefer Besorgnis an.
    »Verzeihung«, entschuldigte sie sich.
    »Macht ja nichts«, sagte Olmy. »Ach könnten wir nur helfen! Wir könnten es sogar, aber…«
    Er sprach nicht zu Ende. Ein paar Minuten später, als ihr Herz zu klopfen aufhörte und sie nicht mehr wußte, warum sie geschrien hatte, fragte sie Olmy, was er gemeint habe, als er sagte, sie könnten ihr helfen.
    »Talsit«, war seine Antwort. »Glättet das Gedächtnis, setzt Prioritäten, ohne das Gedächtnis abzustumpfen. Blockiert unterbewußten Zugang zu gewissen störenden Erinnerungen. Nach Talsit können solche Erinnerungen nur durch direktes, bewußtes Wollen aufgetan werden.«
    »Oh«, staunte Patricia. »Warum kann ich nichts von diesem Talsit kriegen?«
    Olmy schüttelte lächelnd den Kopf. »Du bist rein«, sagte er. »Ich würde mir Tadel einhandeln, wenn ich dich in unsere Kultur einführte, bevor unsere Gelehrten Gelegenheit hätten, dich zu studieren.«
    »Klingt, als wäre ich ein Musterexemplar«, meinte Patricia.
    Der Frant gab jenes kolossal verstärkte Zähneknirschen von sich. Olmy warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und schwang sich aus seiner Liege. »Natürlich bist du das«, erklärte Olmy. »Was möchtest du essen?«
    »Bin nicht hungrig«, erwiderte Patricia, die sich wieder zurücklegte. »Ich habe Angst und Langeweile und schlechte Träume.«
    Der Frant musterte sie aus seinen großen braunen Augen. »Bitte«, sagte er und klang wie eine verstimmte Dampfpfeifenorgel, »ich kann nicht helfen.«
    »Ein Frant will immer helfen«, erklärte Olmy. »Wenn ein Frant nicht helfen kann, empfindet er Schmerz. Ich fürchte, du bist eine schwere Prüfung für meinen Frant.«
    »Deinen Frant? Er gehört dir?«
    »Nein, er gehört mir nicht. Für die Dauer des Projekts verbindet uns die Pflicht. Quasi eine soziale Symbiose. Wir teilen unsere Gedanken.«
    Patricia schenkte dem Frant ein Lächeln. »Fühl’ mich ganz wohl«, sagte sie.
    »Du lügst«, urteilte der Frant.
    »Hast recht.« Patricia streckte zaghaft die Hand aus und berührte den Arm des Frant. Die Haut war glatt und warm, aber nicht elastisch. »Ich fürchte weder dich – noch dich«, sagte sie. »Habt ihr mich unter Drogen gesetzt?«
    »Nein!« erklärte Olmy und schüttelte heftig den Kopf. »Es darf an dir nichts manipuliert werden.«
    »Es ist so seltsam. Ich glaube nicht einmal, daß es Wirklichkeit ist, aber fürchte mich nicht.«
    »Das ist vielleicht gut so«, sagte der Frant mit Eifer. »Bist du erwacht, sind wir ein Traum.«
    In den nächsten Stunden fiel kein Wort mehr. Patricia lag mit dem Gesicht zum Fenster und stellte fest, daß der Korridor wiederum das Aussehen verändert hatte. Nun war es mit Linien überzogen, die einem dichten Straßennetz glichen. Während sie spiralförmig – mit einer Umdrehung pro fünfzehn bis zwanzig Minuten – die Plasmaröhre umkreisten, sah sie, daß der ganze Boden mit dem Muster überzogen war, das sie nicht zu deuten wußte. Es schien sich dort nichts zu bewegen, aber auf eine Entfernung von mehr als zwanzig Kilometern konnte sie sich da nicht sicher sein.
    Der spiralförmige Kurs des Schiffs war hypnotisierend. Mit Schrecken stellte sie fest, daß sie seit einigen Minuten unbewußt auf ein neues Phänomen gestarrt hatte. Über das dichte Geflecht auf dem Boden huschten Lichter. Rote und weiße Perlenketten zogen sich über die »Straßen« dahin. Lichtspeere schwangen sich im Bogen empor und erhellten die Ränder tieffliegender Scheiben. Umfassungsmauern von mindestens zwei bis drei Kilometern Höhe unterbrachen in regelmäßigen Abständen von etwa zehn Kilometern den Lichterstrom.
    »Wir nähern uns Axis City«, sagte Olmy.
    »Was ist das alles?« fragte die deutende Patricia.
    »Geregelter Verkehr zwischen hiesigen Toren«, erklärte Olmy.
    »Was für Toren?«
    »Ihr habt sie Schächte genannt bei der Entdeckung des ersten und zweiten Bands. Sie führen in Räume jenseits des Wegs, des Korridors.«
    Patricia runzelte die Stirn. »Man bewegt sich zwischen den Schächten, betritt und verläßt den Korridor?«
    »Ja«, sagte Olmy. »Axis City, die Achsstadt, reguliert den Strom

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