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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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waren.
    Hoffman umarmte Lanier, Carrolson und Farley. Der unhandliche Raumanzug behinderte die praktische Ausführung, nicht aber die Gefühle. Heineman war schon an Bord des V/STOL, das wie ein Schildfisch am Röhrengleiter haftete.
    Sie standen eine kurze Weile wortlos am stumpfen Ende der Singularität, als Hoffman schließlich sagte: »Garry, das ist keine wilde Treibjagd, wie du weißt. Wir brauchen nur die Kleine. Wer immer sie uns weggenommen hat, weiß, wie sehr wir sie brauchen. Natürlich bin ich von Natur aus skeptisch. Jedenfalls habt ihr eine sehr wichtige Mission vor euch. Gute Reise.«
    Farley wandte sich an Hoffman. »Wir kamen gestern abend zu einer Entscheidung – Hua Ling und wir andern Chinesen. Es sollte zwar erst heute abend bekanntgegeben werden, aber es wird niemand was dagegen haben, wenn ich’s schon jetzt sage. Wir halten zum Westen. Das sowjetische Wissenschaftlerteam hat uns Angebote gemacht, aber wir stehen auf eurer Seite. Ich glaube, die sowjetischen Wissenschaftler würden liebend gern unserem Beispiel folgen. Jedenfalls wollte ich das vor dem Abschied mitteilen.«
    »Danke«, sagte Hoffman und drückte Farley die Hand im Handschuh. »Wir sind alle gespannt. Aber das wißt ihr. Viel Erfolg auf eurer Entdeckungsreise, an der viele Hunderte von uns gern teilnehmen würden.«
    »Darum hab’ ich mich sofort freiwillig gemeldet«, erklärte Carrolson.
    »Keine Zeit verplempern!« schimpfte Heineman. »Alles an Bord!«
    »Halt den Mund und laß uns mal sentimental sein!« schimpfte Carrolson zurück.
    »Wird schon klappen«, sagte Hoffman zu Lanier, als sie sich noch einmal in die Arme schlossen und durchs Helmvisier anschauten.
    »Los geht’s!« sagte Lanier. Sie hakten ihre Sicherheitsleinen an eine lange Stange, die vom Flieger herüberreichte, und stießen sich nacheinander zur Luke hin ab. Die Luftschleuse faßte zwei Personen, und Lanier ging als letzter an Bord. Nachdem die Luke geschlossen und der Luftdruck normalisiert worden war, schlüpfte er aus seinem Anzug und verstaute ihn im Fach unter der Schleusensteuerung.
    Bei nur vier Passagieren erwies sich das Innere des Flugzeugs als geräumig. Der vordere Teil der Fahrgastkabine war mit wissenschaftlichem Gerät in Kisten gefüllt, das Carrolson und Farley vor dem Angurten überprüften. Lanier gesellte sich zu Heineman ins Cockpit.
    »Treibstoff- und Sauerstoffzuleitungen klar«, sagte Heineman, der die Instrumente prüfte. »Röhrengleiter ist gecheckt. Alles startklar.«
    Er blickte erwartungsvoll zu Lanier.
    »Dann starten wir«, sagte Lanier.
    Heineman klappte die Säule für die Röhrengleitersteuerung heraus und fixierte sie vor sich. »Moment«, sagte er und fügte über die Bordsprechanlage hinzu: »Meine Damen, Brechtüten in den Taschen der Lehnen vor sich. Keine Andeutung, nur’n Tip für den Fall des Falles.«
    Er drückte die Knöpfe für die Klammern. Langsam und sachte setzte sich der Röhrengleiter entlang der schmalen, silbernen Singularität in Bewegung. »Bißchen mehr«, sagte er, und Lanier spürte, wie er in seinen Sitz gedrückt wurde. »Und noch’n bißchen.«
    Sie waren jetzt schwer und lagen auf dem Rücken; Cockpit und Fahrgastkabine standen plötzlich kopf. »Noch’n letztes Stück«, sagte Heineman, und sie wogen effektiv das Anderthalbfache wie auf der Erde. »Da ist ‘ne Strickleiter, die ich durch den Gang rolle, falls jemand ins Bad muß.« Er grinste Lanier zu. »Allerdings würde ich unter diesen Umständen von der Benutzung der sanitären Anlagen abraten. Wir hatten zu wenig Angaben, um für den nötigen Komfort zu sorgen. Ich werde bremsen, falls jemand in Schwulitäten kommt.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, meinte Carrolson von der Kabine.
    Lanier verfolgte, wie sich der Korridor langsam und majestätisch um sie drehte. Durch die Windschutzscheibe war zu sehen, wie der Korridorboden mit dem Perlmuttglanz der Plasmaröhre verschmolz. Ohne Ende vielleicht…
    »Die endgültige Flucht, was?« meinte Heineman, als würde er seine Gedanken lesen. »Da fühlt man sich wieder jung.«

 
34. Kapitel
     
    Nachdem Olmy bei drei verschiedenen Gelegenheiten in sein isolierendes Lichternetz eingetaucht war, gelangte Patricia zur Einsicht, daß Talsit was Widerwärtiges an sich hatte. Vielleicht machte es süchtig – was immer es auch sein mochte.
    Sie waren schon mindestens drei Tage – vielleicht sogar fünf – unterwegs; während Olmy und der Frant sich stets höflich benahmen und ihre

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