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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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zwei Mal bei der Erfüllung meiner Pflicht für den Nexus gestorben.«
    »Man hat dich wiederbelebt?« fragte Patricia.
    »Nein«, antwortete er. »Neu gemacht.«
    Sie wandte sich nicht vom Fenster ab, obwohl es ihr heiß und kalt über den Rücken lief.
     
    Der Präsidierende Minister hatte Olmy angehalten, sofort nach der Rückkehr bei Ser Oligand Toller Meldung zu erstatten. Toller, Anwalt von Tees van Hamphuis, Präsident des Hexamon Nexus, war ein radikaler Geshel, der sich für die Beibehaltung eines völlig menschlichen Äußeren entschieden hatte. Daß sein Äußeres in keiner Beziehung zum ererbten, angeborenen Erscheinen stand – es war adaptiert für maximale Führungsqualitäten – tat dem ungewöhnlichen Konservatismus keinen Abbruch; die meisten radikalen Geshel, auch der Präsident, hatten neomorphe Formen gewählt, die mit der natürlichen menschlichen Form nur noch wenig gemein hatten.
    Was Olmy zu berichten hatte, war, so urteilte der P.M., dem Präsidenten äußerst wichtig. Der Präsident war aufgrund einer langfristigen Konferenz über das Problem der drohenden Jart-Offensive verhindert; Toller vertrat den Präsidenten inoffiziell.
    Das wiederum behagte weder den Naderiten noch den Mitarbeitern in van Hamphuis’ Stab. Mit Toller war nicht gut Kirschen essen. Olmy war dem Anwalt schon einmal begegnet und mochte ihn nicht, obwohl er einen gesunden Respekt vor ihm gewonnen hatte, denn er verstand sich auf sein Fach.
    Toller führte seine Kanzlei in einer feinen Adresse in der Central City, nur wenige Schachtsekunden von den Nexuskammern im Kerngebiet entfernt. Sobald Olmy für Patricias Unterkunft gesorgt hatte, suchte er ohne vorherige Absprache mit seinem eigenen Anwalt Toller auf.
    Toller hatte den kleinen, rechteckigen Raum in schlichtestem Geshel-Stil ausgestattet. Die Einrichtung war nüchtern, und das Dekor hatte als Thema Platin und Eisen, was einen kalten, strengen Gesamteindruck vermittelte.
    Der Anwalt des Präsidenten war über das, was Olmy zu berichten hatte, wenig erfreut.
    »War der P.M. nicht skeptisch, als er Sie allein schickte?« piktographierte Toller. Die Symbole, die zwischen ihnen hin und her gingen, kamen aus dem Piktorring am Hals, der die Graphiksprache erzeugte und projizierte, die sich in der Thistledown und in der Axis City mit den Jahrhunderten entwickelt hatte.
    »Seine Informationen waren nicht sehr präzise. Er wußte nur, daß die Thistledown wieder besetzt worden war.«
    Toller piktographierte ein unschönes Bild von sich schlangenartig windendem Gezücht. »Eine ungewöhnliche Mitteilung, Ser Olmy. Käme sie aus anderem Munde, würde es mir sehr schwerfallen, dem zu glauben… Aber Sie haben ja eine von ihnen mitgebracht, nicht wahr?«
    »Ihr Name ist Patricia Luisa Vasquez.«
    »Eine echte… Vorfahrin?«
    Olmy nickte.
    »Warum haben Sie sie mitgebracht? Als Beweis?«
    »Ich konnte sie nicht dalassen; sie war gerade dabei, zu entdecken, wie die Maschinerie in der sechsten Kammer umzustellen ist.«
    Toller zog die Brauen hoch und piktographierte vier orangefarbene Kreise des Staunens. »Was ist das für eine Frau?«
    »Eine junge Mathematikerin«, sagte Olmy, »mit hohem Ansehen bei ihren Leuten.«
    »Und Sie haben weiter nichts unternommen zur Korrektur der auf der Thistledown vorgefundenen Situation?«
    »Die Situation dort ist äußerst unstabil; es wird eine Weile dauern, bis sie sich organisiert haben, und ich hielt es für angebracht, zuerst Rücksprache mit dem Präsidenten und dem Nexus zu halten.«
    »Ich werde den Präsidenten informieren. Es ist Ihnen aber bewußt, daß wir derzeit eigene schwerwiegende Probleme haben. Diese Konferenz… sie bestimmt vielleicht den ganzen Kurs der Axis City. Des weiteren gab es beträchtliche Unruhen und Spekulationen bei den Naderiten – vor allem dem korzenowskischen Teil. Wenn die davon erfahren…« Das piktographierte natternhafte Gezücht leuchtete grell rotorange. »Sondern Sie die Frau ab und beschränken Sie jegliche Information auf Ihre Vorgesetzten.«
    »Sie ist abgesondert, und selbstverständlich kenne ich meine Pflichten«, sagte Olmy. »Man wird ihr jedoch einen Anwalt zuteilen müssen.«
    »Nicht wenn es sich vermeiden läßt.« Toller sah ihn mißtrauisch und nervös an.
    »Es ist Gesetz. Alle Nichtbürger in der Stadt mit ungewissem legalem Status müssen auf der Stelle einen Anwalt zugeteilt bekommen.«
    »Es ist nicht nötig, daß Sie mir das Gesetz zitieren«, erwiderte Toller. »Ich werde

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