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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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interessieren sich mächtig für unsere Haut. Einer der Werker – das sind die Automaten – wird einige Hautschuppen abschaben. Das tut nicht weh. Und den Fäkalientank, den wollen sie auch.«
    »Hier kommt das ärztliche Team«, erklärte Olmy. Er müßte im nachhinein alle Beteiligten ausfindig machen und zur Geheimhaltung verpflichten. Zwei Inkorporierte und ein kleinerer Werker betraten den Raum und näherten sich der roten Linie, die sie passierten. Dabei erschien ein roter Winkel auf ihrer Schulter zum Zeichen, daß sie nun ebenfalls unter Quarantäne standen.
    Lanier, Carrolson und Farley ließen den medizinischen Werker gewähren, der den Ärmel ihres Overalls zurückrollte und Proben nahm. Daraufhin zog sich der Werker zurück und berührte dabei die rote Linie; augenblicklich umgab ihn ein hübscher lila Lichtschein; als das Lila verblaßte, passierte der Werker die Linie und blieb stehen.
    Die Mediziner – zwei Homomorphe – betraten das Flugzeug. Wenige Minuten später erschien Heineman, der aus eigener Kraft zwischen den beiden ging. Der erste Homomorphe piktographierte Olmy eine Meldung.
    »Er hatte Schmerzen, ist aber nicht ernsthaft verletzt«, übersetzte Olmy für Patricia. »Sie haben ihm den Schmerz genommen, aber noch keine Heiler gegeben.«
    »Jungfräuliches Exemplar wie ich, richtig?« meinte Patricia. Olmy gab ihr recht und ging mit ihr zur Linie.
    Sie löste sich beim Näherkommen auf. »Quarantäne aufgehoben«, stellte der führende homomorphe Mediziner fest. Er piktographierte Patricia ein paar simple Dinge zu, wofür sie sich höflich bedankte. Dann stürmte sie los und fiel Lanier, Carrolson und Farley um den Hals. Heineman umarmte sie etwas behutsamer.
    »Nur nicht so zimperlich bei mir«, sagte er. »Mir fehlt nichts. Wo, zum Teufel, sind wir hier?«
    »Ich empfange gerade das Urteil«, sagte die Anwältin, die nach wie vor die amerikanische Flagge über der Schulter hißte. Mit ausgestreckten Händen näherte sie sich der Gruppe.
    »Sie hat ein Implantat wie alle hier«, erklärte Patricia für Lanier und tippte sich an den Kopf. »Sie hört gerade die Gerichtsentscheidung.«
    »Der Fall wird aus dem Register gestrichen, auf eine Anklage wird verzichtet«, verkündete die Frau. »Ihr seid alle Gäste von Axis Nader.« Mit einem bedeutungsvollen Blick auf Olmy fügte Ram Kikura hinzu: »Auf Weisung des Präsidierenden Ministers.«

 
43. Kapitel
     
    Vielgorski stand vor dem Eingang zur Bibliothek der dritten Kammer. Auf der anderen Seite des Platzes näherten sich im fast schattenlosen Röhrenlicht Belozerski und Jazikow mit Vorsicht. Es folgten ihnen zwei SST-Gruppen mit schußbereiten Gewehren.
    Mirski und Pogodin beobachteten das von der aufgegebenen NATO-Wache aus, einem kleinen Raum mit Videomonitor in der Außenwand. Mirski spielte mit den Knöpfen der Beschallungsanlage.
    Pogodin sah ihn an. »Wir gehn ein Risiko ein«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    Pogodin wandte sich wieder dem Bildschirm zu. Mirski richtete das amerikanische Abhörsystem auf sie und drehte die Lautstärke hoch.
    »Mehr Soldaten brauchen wir nicht«, sagte Vielgorski. »Ich habe Mirski und Pogodin bereits in die vierte Kammer verlegt, wo sie unter Arrest stehen.«
    »Er scheint mitzumachen«, kommentierte Pogodin leise.
    Mirski nickte. Es war tatsächlich riskant; er hatte in den letzten Tagen eingesehen, daß er auf Vielgorski nicht verzichten konnte; selber hatte er weder die Erfahrung noch die Lust, sich mit politischen Intrigen herumzuschlagen; Vielgorski war der beste der politischen Offiziere. Wenn er und Mirski nicht zusammenarbeiten konnten, dann war überhaupt keine Zusammenarbeit möglich. Mirski bezweifelte, daß er sie allesamt umbringen könnte, was die Alternative wäre. Da wäre es schon besser, zu den Amis überzulaufen oder sich in den Städten zu verkriechen und auf sich selbst gestellt zu sein.
    »Ich glaube, es wird Zeit, daß ihr seht, wofür wir gekämpft haben, und damit umzugehen lernt«, erklärte Vielgorski.
    »Ich habe keine Lust, es wie Mirski zu machen«, erwiderte Belozerski. »Mir ist dieses Haus schnuppe.«
    »Genosse«, sagte Vielgorski geduldig, »Wissen ist Macht. Wollt ihr unwissender als der Rest sein? Ich bin drin gewesen und bin nach wie vor Vielgorski, nach wie vor Parteisekretär.«
    »Ja…«, meinte Jazikow. »Ich fürchte mich nicht.«
    »Ich auch nicht«, beeilte sich Belozerski zu sagen, »aber…«
    »Also gehen wir hinein und sehen wir uns mal an, was Mirski

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