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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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unterstützt. Oder… nicht gegen uns opponiert.«
    »Ihr könnt alle heim«, sagte Patricia. »So wie’s aussieht.«
    Toller, der ihren Gedankensprüngen nicht gleich folgen konnte, machte eine kleine Pause. »Richtig.« Er setzte sich neben sie; sie rückte ein paar Zentimeter von ihm weg. »So wie’s aussieht. Ich persönlich sehe trotz der engagierten Worte von Ser Lanier keine Veranlassung, jetzt zur Erde zurückzukehren.«
    »Ihr könnt den Überlebenden helfen.«
    »Patricia, sie werden uns – ihr werdet uns. Es ist nichts verkehrt daran, eine Welt ihren Selbstheilungskräften zu überlassen. Daß wir eine ursächliche Schleife ziehen, also in die schlimmste Stunde unserer Geschichte zurückkehren können, das würde ich nicht als Chance ansehen. Im Moment ist’s ein Handicap. Hat Olmy erklärt, wie wir die Jarts aus dem Weg treiben wollen? Endgültig?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist ein ehrgeiziger Plan. Du hast Gerüchte von einer Sezession – einer Spaltung der Axis City – gehört?«
    Patricia beschloß, sich dumm zu stellen, und schüttelte den Kopf.
    »Unsere Defektforscher entdeckten schon vor Jahren, daß die Axis City fast bis auf c, die Lichtgeschwindigkeit, beschleunigt werden könne. Die Stadt selbst würde dabei keinerlei Schaden nehmen, und die Bürger würden höchstens ein kleines Unwohlsein verspüren…«
    »Ich glaube, so was sollten wir alle erfahren«, stellte Patricia fest und stand auf. »Nicht nur ich, meine ganze Gruppe, meine ich.«
    »Sie können erfahren, so viel sie möchten. Du kannst ihnen die Stichwörter liefern, wenn sie wieder in der Axis City sind; es ist alles in der City Memory zu finden. Olmy kann auch Auskunft geben.«
    »Warum hat er uns noch nichts gesagt?«
    »Patricia, unsere Welt ist extrem komplex, wie ihr vielleicht besser wißt als ich. Ich bezweifle, daß Olmy Gelegenheit hatte, euch auch nur über ein Tausendstel der Grundlagen unserer Welt aufzuklären.«
    »Okay«, sagte Patricia und wandte sich Toller zu. »Ich höre.«
    »Es würde über einen Tag dauern, diese Geschwindigkeit zu erreichen bei einer Beschleunigung von etwa dreihundert g – was knapp an die theoretische Grenze für die Massenträgheitsdämpfungssysteme und für etwas so Weitläufiges wie die auf dem Defekt gleitende Axis City herankäme. Der Defekt wäre größter Belastung ausgesetzt und würde harte Strahlung und schwere Teilchen produzieren… Innerhalb des Wegs würde allerdings schon eine Geschwindigkeit von einem Drittel c eine Raum-Zeit-Schockwelle auslösen. Wir würden diese Geschwindigkeit bei etwa eins Punkt sieben x neun erreichen. Wir würden also die von Jarts bewohnten Gebiete mit vernichtender Wirkung passieren. Die relativistischen Verzerrungen im Weg wären unglaublich. Die Form des ganzen Wegs würde sich mit unserem Durchtritt ändern, und sämtliche Tore der Jarts würden einfach… « – er machte eine glättende Handbewegung – »glattgestrichen, plattgewalzt, wie unter einem Bügeleisen.«
    Patricias Blick wurde starr. Ihr Denken beschäftigte sich mit der Vorstellung eines relativistischen Gegenstands im Weg und der Erkenntnis, daß ein im Weg mit einem Drittel c beschleunigter Gegenstand selbst relativistisch wäre.
    »Ein grandioser Plan, nicht wahr?«
    Sie nickte gedankenversunken. »Wie weit würdet ihr in den Weg vorstoßen?«
    »Das steht noch nicht fest.«
    »Und was wären die Alternativen?«
    »In der Konferenz werden schon seit drei Wochen die Alternativen debattiert. Wir nehmen an, daß die Jarts im Laufe von Jahren oder gar Monaten unsere Barrieren durchbrechen werden. Sie stürmen unsere vorgelagerten Tore, die wir natürlich schließen, und drängen uns binnen zehn Jahren in die Thistledown zurück. Wir müssen alles evakuieren und den Weg zerstören, damit sie uns nicht folgen können. Das wäre ewig schade.«
    »Ist das realistisch?«
    Toller nickte kurz. »Wir können sie nicht lange zurückhalten. Sie sind recht stark geworden und haben sich bei anderen Welten Hilfe geholt, indem sie überall in ihrem Wegabschnitt Tore öffnen.«
    »Könntet ihr das nicht auch tun?«
    »Wie ich schon sagte, leben sie schon einige Jahrhunderte länger als wir im Weg. Obwohl wir ihn geschaffen haben, kennen sie sich auf verschiedenen Gebieten besser aus als wir.«
    Toller erwähnte mit keinem Wort die Alternative, die der Schelm angesprochen hatte: das Absprengen der Thistledown vom Weg. Sie beschloß, ihn nicht auf diese Möglichkeit anzusprechen.

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