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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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»Faszinierend«, sagte sie. »Gibt einem eine Menge zu denken.«
    »Ja, nun, ich schätze, ich habe gegen alle Regeln der Etikette verstoßen, Patricia. Es war sehr freundlich von dir, mir zuzuhören. Unsere Zeit ist, wie man sieht, recht begrenzt, und ihr habt nun ein weiteres Element in die Gleichung eingefügt…«
    »Haben wir wohl«, meinte Patricia. Vielleicht mehr, als ihr denkt. »Ich möchte nun gern zurückgehen.«
    »Aber gewiß doch. Ich begleite dich.«
    Sie lächelte ihn an; ihr Blick war noch starr. Toller sagte auf dem Rückweg über den Strand zum Hotel nicht viel, was Patricia nur recht war.
    Sie glitt bereits in den Zustand ab; ihr Denken arbeitete fieberhaft. Sie entschuldigte sich kurz bei Lanier und ging in ihr Zimmer, wo sie sich aufs Bett legte und die Augen schloß.
    Toller begrüßte die anderen und unterhielt sich kurz mit ihnen, wobei er erklärte, mit Patricia ein interessantes Gespräch über Themen geführt zu haben, die alle beträfen.
    Nachdem er sich zurückgezogen hatte, klopfte Lanier an Patricias Tür und bekam keine Antwort.
    »Patricia?« rief er.
    »Ja?« sagte sie leise.
    »Alles klar?«
    »Ich ruh’ mich aus«, sagte sie. »Wir sehen uns dann beim Essen.«
    Er blickte auf seine Armbanduhr; ihr zweites Mahl auf der Frant-Welt, ein angebliches Dinner, war in einer Stunde angesetzt. Er ging in sein Zimmer zurück.
    »Wie geht’s ihr?« erkundigte sich Carrolson.
    »Gut, sagt sie. Macht ein kleines Nickerchen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Farley. »Was Toller ihr wohl gesagt hat?«

 
58. Kapitel
     
    Das Treffen der drei Männer, die Mirskis Autorität übernommen hatten, dauerte keine halbe Stunde. Es wurde abgehalten in Pletnews Hütte, wobei Annenkowski draußen Wache stand, damit niemand lausche.
    Das Thema war Mirskis Nachricht an Garabedian. Die Lösung für das Problem, dem sie nun gegenüberstanden, war einfach, wie Pletnew betonte.
    Garabedian und Pogodin waren sich noch nicht schlüssig. Pletnew beharrte auf seinem Standpunkt, daß ihnen keine andere Wahl bleibe. »Seht, die haben versucht, Mirski umzubringen und wurden eingesperrt«, sagte er. »Nun werden sie wieder freigelassen. Das ist doch einleuchtend! Genau das gleiche hat die Amerikanerin gesagt. Für mich ist der Fall klar.«
    »Und was sollen wir jetzt tun?«
    Pletnew nahm seine Kalaschnikow. Die meisten Laserwaffen waren längst entladen; außerdem war ihm eine handfeste Kugel sowieso lieber.
    »Werden wir nicht auch eingesperrt?« fragte Garabedian.
    »Wurde denn nach den Kämpfen jemand eingesperrt?« fragte Pletnew zurück. Pogodin schüttelte den Kopf.
    »Dann erschießen wir sie doch einfach!«
    »Gefällt mir nicht, sie ohne Prozeß zu erschießen.«
    »Uns bleibt keine Wahl«, sagte Pletnew. Mirski hat dir die Nachricht hinterlassen, dachte er, aber ich bin derjenige, der kapiert, was er eigentlich sagen wollte. Ohne Mirski können wir drei das Kommando einigermaßen vernünftig führen. Aber wenn die Zampoliten zurückkehren, dann werden wir alle erschossen. »Wir warten auf sie und tun, was wir tun müssen. Einverstanden?«
    Pogodin und Garabedian stimmten zu.
    »Dann gehen wir«, sagte Pletnew. »Wir warten auf sie. Lieber ein bißchen eher dort sein, damit wir sie nicht verpassen.«
     
    Mirski hatte den Laster am Ufer stehenlassen und marschierte mit einem Rucksack voller Trockennahrung landeinwärts. Seen gab es viele in diesem Teil der vierten Kammer – hervorragende Fischgewässer. Er hatte keine Überlebensängste. Die Wälder waren nicht als rauhe, unwirtliche Umgebung gedacht. Wenn es schneite, dann wenig; und es regnete gerade so viel, wie für die Vegetation erforderlich war.
    Die ersten Tage hatte er friedlich verbracht und sich gemächlich eine handliche Angelrute gebastelt. Da er die Berichte der amerikanischen Biologen über die vierte Kammer kannte, wußte er, daß es ausreichend Würmer und Maden als Köder gab. Seine Besorgnis hatte sich bald gelegt, so daß er sich fragte, warum er nicht schon viel früher gegangen war.
    Am fünften Tag entdeckte er Anzeichen, daß er nicht allein war in dieser Gegend. Eine russische Verpackung und eine amerikanische Plastikdose verrieten, daß wenigstens noch ein anderer Russe bis hierher vorgedrungen war. Die Entdeckung störte ihn wenig. Es war reichlich Platz für alle hier.
    Am siebten Tag traf er am Rand einer grasbedeckten Lichtung auf einen Russen. Es war ein fremdes Gesicht, aber der Soldat erkannte Mirski und zog sich

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