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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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weiß nicht. Ser Toller, der Präsident und der Partielle des Präsidierenden Ministers beraten zur Stunde. Fahrt ihr mal ruhig weiter; ich bleibe hier und verfolge die Lage.«
    Der Busfahrer, ein Frant, blickte zu Olmy, der nickte. Sie rollten langsam über den Rasen zu einem Kiesweg und weiter zu einer Straße mit weißem Belag, die ringförmig um den Badeort verlief und in den Morgen führte, der nun über dem Festlandhorizont graute. In der Luft lag ein Duft, der sich von der würzigen Seeluft unterschied; ein lauer Wind wehte den Duft heran von Feldern mit niedrigen, dichten, gelben Stielen. Auf den Feldern waren die Bauern schon fleißig; sie trugen rote Schürzen mit vielen Taschen und hatten vollautomatische Traktoren bei sich.
    »Sie ernten biologische Persönlichkeitselemente«, erklärte Olmy. »Modifiziertes Plantimal [xvii] reproduziert komplexe biologische Strukturen, selbst vorgegebene Erinnerungen. Eine Art Heimindustrie, sehr lohnend.«
    »Für Menschen oder Frant?« wollte Lanier wissen.
    »Das Plantimal kann auf fast jede organische Form abgestimmt werden«, erklärte Olmy. »Die Einrichtung genetischer Codes ist bei Zellen auf Kohlenstoffbasis nicht problematisch.«
    Lanier hatte gemeint, ob die Industrie für Menschen oder Frant lohnend sei, wollte aber nicht weiter nachhaken. Der Bus fuhr auf der weißen Straße durch die Felder und durchquerte den dichtbevölkerten Küstenstreifen. Dutzende von Kilometern entlang der Küste und wenigstens zehn Kilometer landeinwärts schmiegte sich eine Frant-Siedlung an die nächste.
    Bis zu zehn Dörfer teilten sich ein Gebiet von nicht einmal drei Quadratkilometern. Jedes Dorf bestand aus mehreren ringförmig angelegten und ineinandergepaßten Gürteln niedriger, rechteckiger Häuser. In der Mitte stand ein Kuppelbau, oft bis zu fünfzig Metern hoch, der mit bunten Fahnen behängt war. Als die Sonne stärker wurde, wechselten die landeinwärts gerichteten Fahnen die Farbe und flatterten träge in der sanften Brise wie verzagte Regenbögen.
    »Wie fortgeschritten sind die Frant im Vergleich zu euch?« fragte Carrolson.
    »Sie sind mehr naturverbunden, aber keineswegs primitiv«, erklärte Olmy. »Sie verstehen allerhand von Technik und Wissenschaft – wie das wohl bei euch heißt. Laßt euch nicht täuschen von philosophischen Richtungen oder der Sanftmut. Die Frant sind findige Burschen, und wir verdanken ihnen viel.«
    Hinter den Feldern und Dörfern schlang sich die Straße in einer Serpentine einen Berg hinauf, den prismenförmige, durchscheinende graue Felsen krönten. Auf dem Gipfel ragte eine weiß-braun gestreifte Kuppel an die sechzig Meter von dem Prismenplateau auf. Der Bus fuhr unter das überstehende Kuppeldach und hielt an.
    Olmy führte sie zu einem gepflegten, aber offensichtlich alten Werk aus Bronze, schwarzem Eisen und weißem Email unter der Kuppel. Neben einer fünf Meter breiten, hufeisenförmigen Halterung stand ein muskulöser Mann mittleren Alters mit nacktem Oberkörper und einem Werkzeugset am breiten Gürtel. Seine Haut war tiefbraun und schimmerte regenbogenfarben. Drei Frant standen an anderen Stellen inmitten des Geräts und plauderten leise miteinander bei ihrer Arbeit mit dem Poliertuch. Über allen thronte ein monumentaler Käfig aus eisernen schwarzen Zickzackstäben, der wie eine verformte viktorianische Brücke aussah.
    »Ein Teleskop«, sagte Heinemann. »Ein wunderschönes Stück!«
    »Es ist tatsächlich ein Teleskop«, sagte der braune Mann lächelnd. »Das letzte, das die Frant vor der Öffnung unseres Tors gebaut haben.«
    »Das ist Ser Rennslaer Yates, Hilfstoröffner«, erklärte Olmy und stellte die Anwesenden einander vor. »Er wird uns nach eins Punkt drei x neun begleiten.«
    Yates hakte das Werkzeugset vom Gürtel. »Ich habe mich auf diese Begegnung gefreut. Ser Olmy hat mich freundlicherweise informiert über Sie alle. Die Frant haben die Güte und lassen mich an ihren historischen Schätzen herumbasteln.« Er deutete auf das Teleskop und die Kuppel und zog dann ein blaues Hemd über, das er verschloß, indem er am Saum entlangfuhr. »Toröffner sind heutzutage nicht mehr gefragt. Der Oberste Toröffner kommt bestens ohne unsere Hilfe zurecht.« Er ging auf Patricia zu. »Olmy hat mir viel über Sie erzählt. Sie haben einige erstaunliche Entdeckungen gemacht.«
    Patricia lächelte, sagte aber nichts. Ihre Augen strahlten jedoch: heimliche Katzenaugen. Lanier empfand eine Woge von… – Stolz? Ja was

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