Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
gefehlt?«
    »Das Mysterium. Wir hatten nur Partielle zur Verfügung.«
    »Wessen Mysterium ist eingesprungen?«
    Olmy deutete auf Patricia.
    »Danke«, sagte Korzenowski nach kurzer Überlegung.
    »Bitte«, antwortete Patricia etwas unbeholfen.
    »Sie kommt mir bekannt vor… Ich habe sie schon mal gesehen.«
    »Das ist Patricia Luisa Vasquez«, sagte Olmy.
    Korzenowskis Bild machte zunächst ein ungläubiges Gesicht. Dann reichte es Patricia die Hand. Patricia ergriff die Hand und schüttelte sie; daß sich die Projektion fest und warm anfühlte wunderte sie nicht mehr.
    »Die Patricia Luisa Vasquez?«
    »Höchstpersönlich«, erwiderte Patricia.
    Korzenowskis Bild beugte den Kopf zurück und verzog das Gesicht. »Ich muß furchtbar viel nachholen.« Er ließ ihre Hand los und murmelte eine Entschuldigung. Er schüttelte Lanier die Hand, die er viel kürzer und fest, aber nicht übertrieben fest hielt.
    Lanier war mehr als beeindruckt, den Mann kennenzulernen, der den Korridor geschaffen hatte. »Ich habe eine kleine – was weiß ich? – Statue von Ihnen oder ein Hologramm oder so was. Steckt in meinem Schreibtisch. Hab’ jahrelang gerätselt…« Er merkte, daß er zu viel quatschte. »Wir kommen von der Erde«, sagte er noch und verstummte.
    Korzenowskis Miene verriet keine Regung. »Wo sind wir?« fragte er.
    »Im Weg bei eins Punkt drei x neun«, antwortete Olmy.
    »Wo ist die Thistledown?«
    »Im Orbit um Erde und Mond.«
    »Welches Jahr?«
    »2005«, sagte Patricia.
    »Reisejahr?« fragte Korzenowski hoffnungsvoll.
    »Anno Domini«, stellte Olmy klar.
    Der Ingenieur sah mit einemmal sehr müde aus. »Wie lange muß ich noch warten auf meine Nachhilfe?«
    »Wir können sofort anfangen/noch während die Persönlichkeit ausreift. Wäre Ihnen das recht?«
    »Aber sicher!« Damit wandte er sich wieder an Patricia. »Sie sind noch sehr jung. Wieviel haben Sie schon geschafft? Ich meine, wie viele Arbeiten haben Sie schon veröffentlicht?«
    »Von den wichtigen noch keine«, erwiderte sie.
    »Damit habe ich nicht gerechnet… Es ist keine logische Folge unserer Arbeit. Ich meine, wie habe ich das übersehen können? Sie müssen mir sagen, wie Sie hierher gekommen sind… und warum gerade Sie?«
    Noch bevor Olmy die Auffrischung seines Wissensstands veranlassen konnte, waren Patricia und der Ingenieur in einem intensiven Gespräch vertieft.
     
    In vier Stunden hatten sich die Forscher, die sieben der im Weg verkehrenden Spezies vertraten, ums Gerüst versammelt. Jede dieser Spezies hatte dem Menschen ihre Nützlichkeit unter Beweis gestellt, allerdings nicht ihre Unterwerfung. Sie stellten gleichberechtigte Partner dar und erschienen in den vielfältigsten Formen – obgleich nicht unbedingt vielfältiger als die Neomorphen von Axis City, wie Lanier dachte.
    Da waren drei Frant, bekleidet mit der Jacke aus glänzender Folie, die sie offenbar immer trugen, wenn sie nicht auf Timbl weilten. Ein Wesen in der Form zweier kopfstehender U – verbunden mit einer dicken, wulstigen Fleischschlange, ohne sichtbare Augen und mit einer glatten Haut wie schwarzes Glas – stand auf vier elefantenartigen Beinen regungslos wenige Meter von den Frant entfernt in einem roten Quarantäne-Ring. Die Luft schien ihm jedoch nicht unangenehm zu sein.
    Ein Talsit-Forscher stand auf seinen acht Beinen neben Yates an der Nordseite des Gerüsts inmitten einer Traktionsblase, die eine eigene Luftmischung enthielt: sehr wenig Sauerstoff und relativ viel Kohlendioxid, und das bei einer so tiefen Temperatur, daß sich auf der flexiblen »Hülle« des Felds Kondenswasser abschied. Die moosigen »Geweihe« waren in ständiger Bewegung. Alle anderen nichtmenschlichen Forscher waren in ähnliche Felder eingeschlossen; das spektakulärste Wesen hatte einen Schlangenleib und vier Köpfe und schwamm eingerollt wie ein konserviertes Schauexemplar in einer frei schwebenden Kugel mit einer tiefgrünen Flüssigkeit.
    Wie man also sehen konnte, war die menschliche Form nicht die häufigste.
    Vor der Versammlung hatte sich Lanier in ein seltsames Gespräch mit dem Talsit eingelassen – seltsam, weil es so klar und vertraut ablief, als wären sie zwei Nachbarn bei einer Hausgemeinschaftsfeier.
    Das Talsit hatte an der Nordseite des Gerüsts gestanden und mit einem Frant geplaudert, während ein zweiter Frant schweigend daneben wartete. Die Frant hatten sich vor wenigen Stunden homogenisiert; es war gar nicht nötig, daß der zweite Frant aktiv am

Weitere Kostenlose Bücher