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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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des Korridors zu einem glatten, gestreckten Knoten verschlungen, zu einem räumlichen Nabel sozusagen.
    Das Gebilde verzerrte ihr Gesicht zu einer grinsenden Fratze.
    »Es sieht nicht gerade aus, ist aber gerade. Es ist natürlich fest«, stellte Farley fest und berührte mit dem Handschuh das stumpfe Ende. Die Hand glitt langsam seitlich ab. »Es scheint die Kraft zu erzeugen, die im Korridor wie Gravitation wirkt. Der Netzeffekt ist eine invers-quadratische Kraft, die innerhalb der Grenzen der siebten Kammer nicht zum Tragen kommt, aber unmittelbar an der Verbundstelle zum Korridor wirksam wird. Der Übergang ist reibungslos. Draußen im Korridor wird die Kraft um so größer, je weiter du von der Singularität entfernt bist, bis du die Korridorwände erreichst. Es entsteht der Eindruck, die Wände ziehen dich an. Voilà! Gewicht.«
    »Ist da ein Unterschied, ob die Wände ziehen oder die Singularität drückt?«
    Farley gab zunächst keine Antwort. »Was weiß ich! Die Singularität verläuft innerhalb der Röhre durch den Korridor. Man vermutet, sie diene zur Erhaltung des Plasmas, aber… Ehrlich gesagt, wir haben keine Ahnung hier. Du hast also ein überaus weites Betätigungsfeld.«
    Patricia streckte die Hand vor. Die verzerrte Spiegelfläche reckte sich ihr mit einem unscharfen Auswuchs entgegen. Die Hand und der Auswuchs berührten sich. Sie spürte einen prickelnden Widerstand und drückte fester.
    Ihre Hand wurde sachte in Längsrichtung abgedrängt, bis sie sie zurückzog. Patricia verstand das Prinzip – zur eigenen Überraschung – sofort.
    »Natürlich«, sagte sie. »Es ist, als berührte man die Quadratwurzel von Raum-Zeit. Versuche, in die Singularität einzudringen, und du überträgst dich durch eine Distanz entlang einer Raumkoordinate.«
    »Du gleitest entlang«, sagte Farley.
    »Richtig.«
    Patricia bugsierte sich vor den abgerundeten Anfang – oder war’s das Ende? – der Singularität und schloß das Ding sozusagen in die Arme. Als sie die Finger auf die verdrehte Oberfläche drückte, wurde sie zunächst angezogen und dann weggestoßen.
    »Berührt man es«, sagte Patricia, »entsteht eine parallel zur Achse gerichtete Gegenkraft.« Sie berührte es zweimal. Jedesmal hielt die Leine am Ring sie zurück. »Drück ich in diesem Winkel, dreht mich die Singularität nördlich. In dem Winkel – südlich. Kein Drehmoment - beliebige Richtung. Entweder es stößt mich nach draußen, oder es schiebt mich daran entlang.«
    Farley lächelte neidisch durch das Helmvisier. »Du kapierst schnell.«
    »Freut mich, deine gute Meinung von mir«, antwortete Patricia. Mit einem Seufzer wandte sie sich ab. »Okay. Kehren wir zurück! Ich muß mir das jetzt durch den Kopf gehen lassen.«
    Farley packte sie an der Schulter und manövrierte sie durch den Käfig das Gerüst hinunter in die Schleuse. Patricia ging – mit glasigen Augen – ihren Gedanken nach.
    Die Fahrt mit dem Aufzug registrierte sie kaum. Im Zeltlager setzte sie sich mit der Tafel und mit Carrolsons Prozessor hin. Farley ging rasch zum Essen. Bei ihrer Rückkehr flimmerte über das Tafel-Prozessor-Gespann die Aufforderung zur Eingabe des nächsten Schritts. Vasquez schien eingedöst zu sein. Farley überflog den Text auf dem Display der Tafel.
    Von der – Zukunft (?) – Singularität. Länger – geht durch die Asteroidenwand hinaus. Invers-quadratische Abstoßung zunehmend. Wohin sind die Steinler? Natürlich durch den Korridor.
    Keine feste Krümmung beim Zerrspiegel. Brauche Multimeter zum Nachprüfen – scheint aber sehr wahrscheinlich. Betrachte das Gebilde als ein Stück Technik, das die Geometrie manipuliert, das sich des Raums und einer gewandelten Geodäsie bedient. Eine Singularität, vielleicht unendlich lang, die hier, unmittelbar vor der Grenze zwischen Kammer und Korridor beginnt.
    Energie zum Betrieb der Plasmaröhre im Korridor. Könnte das eine Funktion des eigenen Universums sein, das der Korridor offenbar darstellt? Woher kam die Materie – der viele Sand und die Atmosphäre? Nicht vom Stein, nicht alles davon; das leuchtet ein.
    Die warme Luft, die aus dem Korridor wehte, zupfte am Zelt, strich durchs Gras beim Lager und vermischte sich – Staub aufwirbelnd – mit der Kaltluft, die von der Kappe niederging.
    Chang und Wu spielten Schach unterm Vorzelt.
    Nach einer Weile döste auch Farley ein.

 
7. Kapitel
     
    Heineman murmelte prüfend vor sich hin. Er ging langsam übers Klettband im Montagebereich und

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