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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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der nicht einmal Insekten beheimatete? Die leere, öde Landschaft war an sich beruhigend.
    »Das Meer war ordentlich naß, der Sand ist ordentlich trocken«, bemerkte Patricia.
    »So ist’s«, meinte Takahashi. Sie hockte sich auf den Boden, während er sich in lockerer Lotuspose neben sie setzte. »Weißt du, warum ich mitfahre?«
    Er nahm kein Blatt vor den Mund. »Um mich im Auge zu behalten, nehme ich an.«
    »Richtig. Lanier sagte, man müsse dich genauestens beobachten. Wie kommst du zurecht?«
    »Geht schon.«
    »Die Bibliothek…« Er senkte die Stimme und blickte zurück zur Kappe. »Ist nicht leicht.«
    »Ich komme mir bald vor wie eine Prinzessin inmitten ihrer Getreuen.«
    Takahashi kicherte. »So schlimm wird’s nicht werden. Ich sorge dafür, daß Laniers Besorgnis im Rahmen bleibt. Aber ich habe eine einzige Frage, die sehr wichtig ist. Kannst du arbeiten?«
    Patricia wußte genau, was er meinte. »Ich arbeite bereits – auch jetzt.«
    »Prima.« Mehr brauchte zu diesem Thema nicht gesagt zu werden.
    Patricia brach einen Zweig aus dem Gestrüpp und vergewisserte sich, ob irgendein Unterschied zu den Gewächsen beim Camp feststellbar war. Aber es waren die gleichen kleinen, wächsernen Blätter. Sogar das dürre Gras war das gleiche. »Nicht gerade ein blühender Garten«, sagte sie. »Ich habe zumindest ein paar Zwergwälder erwartet.«
    »Wird noch schlimmer«, sagte Takahashi.
    »Hast du je überlegt, wieviel Sand und Dreck sie in den Korridor schaffen mußten?« fragte sie beim Aufstehen. Vom Sandwich hatte sie nur wenige Bissen gegessen. Seit zwei Tagen fehlte ihr der Appetit. »Wenn der Boden einen Viertel Kilometer tief ist…«
    »So schätzen wir anhand von Ultraschall«, erklärte Takahashi.
    »Und angenommen eine Milliarde Kilometer lang…«
    »Warum gerade diese Zahl?«
    »Nur ein willkürlicher Wert«, erklärte sie. »Das ergibt etwa vierzig Milliarden Kilometer Dreck.«
    »Wenn wir die Erde – Kruste, Magma und Kern – zerkleinern und den Korridor damit pflastern würden, dann brächten wir ungefähr dreißig Milliarden Kilometer zusammen.« Takahashi wühlte mit den Fingern im Sandboden.
    »Was ist, wenn weiter draußen Berge stehen? Dann ist noch mehr Dreck und Fels vonnöten.«
    »Möglich«, sagte Takahashi. »Aber die große Frage ist: woher haben sie das alles? Und vergiß die Luft nicht. Bei einem Durchmesser von zwanzig Kilometern wären das… 1,6 Billiarden Kubikkilometer Luft von gut einem Gramm pro Liter…«
    »Das alles hast du schon berechnet.«
    »Natürlich. Mehrmals. Rimskaya fing damit an, und die Statistiker machten weiter damit. Ich habe gekiebitzt. So viele Fragen zu Logistik und Aufbau. Wie wird die Luft im Korridor erneuert? Die Regenerationsteiche des Steins schaffen das nicht – zumindest dann nicht, wenn weiter draußen tierisches Leben existiert. Vielleicht ist einfach ein entsprechend großer Luftvorrat für einige Jahrtausende angelegt.«
    »Halte ich für unwahrscheinlich«, erwiderte Patricia. »Wer – oder was – das gebaut hat, hat es für die Ewigkeit geschaffen. Hast du nicht auch diesen Eindruck?«
    »Manchmal. Aber das heißt nicht, daß es eine gültige Annahme ist.«
    »Trotzdem muß es irgendein System geben, das den Korridor unterhält.«
    Takahashi nickte. »Rimskaya hatte schon behauptet, es gebe Öffnungen im Korridor, bevor wir die Schächte entdeckten.«
    Carrolson gesellte sich nun zu ihnen. »Schon aufgefallen, wonach’s im Korridor riecht?« fragte sie.
    Patricia und Takahashi schüttelten den Kopf.
    »Riecht wie vor einem Unwetter. Ständig. Aber die Ozonkonzentration ist nicht gerade hoch. Wieder so’n Rätsel.«
    Patricia schnüffelte. Die Luft roch frisch, aber nicht wie vor einem aufziehenden Gewitter.
    »Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, wo’s viele Unwetter gibt«, brachte Carrolson zu ihrer Verteidigung vor. »Das ist haargenau der Geruch, glaubt mir!«
    Wieder im Laster, setzten sie die Fahrt fort. Patricia arbeitete meist auf dem Prozessor und errechnete Volumina und Massen, die sie in einer kleinen Tabelle zusammenstellte.
    Eine Stunde später deutete Takahashi auf den ersten Zirkel mit den vier Schächten an den vier gegenüberliegenden Punkten eines Kreises. Jeder Schacht war eingelassen in eine Mulde, die ungefähr einen halben Kilometer Durchmesser und zwanzig Meter Tiefe hatte. In der Mitte der Mulde befand sich eine umgekehrte bronzefarbene Schale von etwa fünfzehn Metern Durchmesser, die acht Meter über

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