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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Simon Krystek. Haben Sie diese Namen schon einmal gehört?«
    »Nein«, log Ignazio und schickte eine kurze Entschuldigung gen Himmel.
    »Sind Sie ganz sicher?«, fragte Benjer und lächelte humorlos. »Nun, auf dem Weg nach Riga haben Sie Zeit, darüber nachzudenken.«
     
    »Noch einmal«, sagte Ferdinand Benjer, der auf der anderen Seite des Tisches stand, neben der sitzenden Frau mit dem Pflaster am Kinn. »Wer sind Sie und was hat Sie zu Anatoli Pawel Pawlowitsch in Jugla geführt?«
    Stunden schienen vergangen zu sein. Das Zimmer mit den grauen Wänden war fensterlos, aber Ignazio vermutete, dass
draußen inzwischen der Morgen dämmerte. Er dachte an Budapest und daran, dass er schon zu viel Zeit verloren hatte.
    Müde wiederholte er die Worte, die er schon mehrmals an den Interpol-Mann Benjer und seine Mitarbeiterin gerichtet hatte. »Ich heiße Ignazio Giorgesi und bin aus Italien gekommen, um Anatoli Pawlowitsch die Nachricht vom Tod seines alten Freunds Vincenzo in Kalabrien zu bringen …«
    Die Tür öffnete sich, und ein lettischer Beamter kam mit einer Aktenmappe herein. Er gab sie Benjer und ging wieder, ohne Ignazio anzusehen.
    Benjer öffnete die Mappe, las und nickte. »Interessant«, murmelte er und reichte der Frau ein Blatt. »Wirklich interessant.« Er las eine weitere Minute, schloss die Mappe dann und legte sie auf den Tisch.
    »Ein Mann Gottes darf nicht lügen«, sagte er und zeigte erneut ein humorloses Lächeln. »Ich schätze, der Beichtstuhl wartet auf Sie.«
    Ignazio antwortete nicht und beobachtete, wie Benjer um den Tisch herumging und auf die Mappe zeigte, in der jetzt die Frau las. »Wir wissen, wer Sie sind. O ja, Sie kommen aus Italien, aber nicht aus Kalabrien, sondern aus Rom. Besser gesagt: aus dem Vatikan. Ignazio Giorgesi, einer der engsten Berater des Papstes. Erstaunlich, dass jemand wie Sie hier erscheint, um einem ehemaligen Priester die Nachricht vom Tod eines anderen Priesters zu bringen. Noch erstaunlicher ist, dass ein gewisser Sebastian Vogler ebenfalls zu diesem Ex-Priester wollte und offenbar auch bei ihm gewesen ist, worauf einige Spuren hindeuten, die wir im Haus gefunden haben.«
    Benjer setzte sich auf die Tischkante, nicht einmal einen Meter entfernt, und Ignazio musste zu ihm aufsehen.

    »Was halten Sie davon, wenn wir ganz offen miteinander reden, Signor Giorgesi?«, fuhr der Interpol-Mann fort. »Wir wissen beide, worum es geht: um die Kontaminierten.« Er sah zur Frau, und sie reichte ihm ein bestimmtes Blatt aus der Mappe. »Um die Leute, die im kalabrischen Drisiano bei Raffaele gewesen sind, dann in ihre Heimatländer zurückkehrten und nach einigen Monaten überschnappten. Der Ermordete in Jugla hatte irgendetwas damit zu tun, und ich möchte von Ihnen wissen, was. Warum hat der Vatikan Sie hierhergeschickt?«
    »Ich bin privat hier«, sagte Ignazio.
    Benjer hob den Zeigefinger. »Wenn es so weitergeht, werden Sie ziemlich viel Zeit im Beichtstuhl verbringen. Sie tragen zivile Kleidung und haben einen normalen Pass, nicht den des diplomatischen Dienstes, aber Sie sind ebenso wenig als Privatperson nach Lettland gekommen wie ich. Wir haben es mit einer internationalen Bedrohung zu tun, deren Ausmaß ich Ihnen nicht extra erklären muss. Polizei und Geheimdienste vieler Staaten arbeiten zusammen und tauschen Informationen aus, damit wir der Gefahr begegnen und das Leben unschuldiger Bürger schützen können. Aber der Vatikan mauert, lieber Signor Giorgesi. Er gibt vor, der internationalen Staatengemeinschaft zu helfen, doch in Wirklichkeit kocht er sein eigenes kleines Süppchen. Warum, Signor Giorgesi? Warum hält der Papst Informationen zurück?«
    Ignazio räusperte sich. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Ich fürchte, das sind zehn weitere Vaterunser, Signor Giorgesi.« Benjer blickte kurz auf das Blatt Papier. »Der Wunderheiler Raffaele hat irgendetwas mit den Leuten angestellt, die zu ihm kamen, und als die ganze Sache aufzufliegen begann, ließ der Vatikan ihn nach Rom bringen. Dort wurde ein Exorzist
auf ihn angesetzt - mein Gott, sind wir noch im Mittelalter? -, aber dabei ging etwas schief. Eine Schlüsselperson namens Yvonne Jacek erschien und brachte den Jungen fort. Wissen Sie wohin?«
    Budapest, dachte Ignazio. Ich muss nach Budapest, so schnell wie möglich.
    »Yvonne Jacek, Raffaele und einige andere Personen, die wir noch nicht identifiziert haben, sind nach Frankreich unterwegs, Signor Giorgesi. Können Sie uns den Grund

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