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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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aus.« Er sah auf. »Drisiano?«
    »Ja. Sie ist dort geheilt worden.«
    »Meisterin der Tarnung …«, wiederholte Torensen nachdenklich, den Blick noch immer auf Yvonnes Foto gerichtet. »Das klingt nach …«
    »Absicht? Bewusster Planung? Kühler Intelligenz?« Singerer nahm die Bilder wieder entgegen und steckte sie ein. »Ja. Jene Individuen, die wir › Schlüsselpersonen ‹ nennen, teilen nicht den Wahnsinn der anderen. Beziehungsweise haben sie ihn wie Simon Krystek nach einer kurzen Anfangsphase überwunden. Ich hatte gehofft, Krystek hier mit Ihrer Hilfe festsetzen zu können, aber leider bin ich zu spät gekommen. Hat die Fahndung inzwischen was ergeben?«
    Torensen schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Roland …« Er benutzte ebenfalls den Vornamen. »Glauben Sie, dass die Fälle auch untereinander in Verbindung stehen? Vermuten Sie irgendwo eine lenkende Hand?«
    »Vielleicht gibt es nicht nur eine, sondern mehrere. Die Schlüsselpersonen spielen dabei möglicherweise eine wichtige
Rolle. Auch in dieser Hinsicht könnten uns Namenslisten von Ihrem Freund vor Ort von großem Nutzen sein.« Singerer sah auf die Uhr und stand auf. »Es ist schon recht spät geworden, Alexander, und bis morgen können wir hier ohnehin nichts tun.«
    Torensen erhob sich ebenfalls.
    »Da fällt mir ein … Haben Sie schon herausgefunden, was das Wort › Nikolaus ‹ an der Decke von Krysteks Schlafzimmer bedeutet?«
    »Nein.«
    »Nun, ab morgen stehen uns echte Computerpower und internationale Datenbanken zur Verfügung, Alexander.« Er streckte die Hand aus. »Bitte denken Sie an den Anruf.«
    Torensen schüttelte die Hand. »Bis morgen früh.«
     
    Auf dem Weg zu seinem »Büro« fragte sich Torensen, ob Roland Singerer ihm sein wahres Gesicht gezeigt hatte. Wahrscheinlich nicht. Vermutlich spielte er eine gut einstudierte Rolle, die des jovialen BND-Kumpels, der gewöhnlichen Kripos nicht das Gefühl geben wollte, dass man sie zu Handlangern degradierte. Vielleicht war es nur eine Taktik der Menschenführung, die ein Maximum an Effizienz gewährleisten sollte. Was auch immer der Fall sein mochte: Erstens blieb Torensen gar nichts anderes übrig, als mit Singerer zusammenzuarbeiten - was unter freundlichen Bedingungen allen Beteiligten leichter fiel -, und zweitens hatte er einige sehr interessante Informationen erhalten.
    Als er an seinem Schreibtisch saß und das Handy hervorholte, um Sebastian anzurufen, erschien sein Assistent zwischen den beiden Raumteilern. »Wir gehören zu einer neuen Abteilung,
Lothar. Morgen früh geht’s los.« Torensen berichtete von seinem Gespräch mit Roland Singerer. »Gibt’s was Neues von deiner Seite?«
    »Ich denke schon.« Mehrendorf setzte sich und legte eine Mappe auf den Schreibtisch. »Simon Krystek ist vielleicht unterwegs nach Lettland. Wir wissen, dass er in der Galerie Pierce & Bruni gearbeitet hat, und ich habe mich dort ein wenig umgesehen. In drei Tagen findet in Riga eine Ausstellung alter Meister statt, und Krystek sollte dort im Auftrag eines Galeriekunden einen Velázquez kaufen. Das Geld wurde auf ein Konto in Riga überwiesen. Fast eine Million Euro.«
    Torensen nickte. »Ein hübscher Batzen.«
    »Ein echtes Schnäppchen, wie man mir in der Galerie sagte. Pierce & Bruni haben im Reval Hotel Latvija ein Zimmer reserviert.«
    »Und du glaubst, dass Krystek dort aufkreuzt? Das wäre ziemlich dumm von ihm. Er muss davon ausgehen, dass wir nach dem Mord allen Spuren nachgehen, und diese ist offensichtlich.«
    »Stimmt. Aber vielleicht braucht er das Geld, wer weiß? Wie dem auch sei … Unser Simon Krystek leidet an Flugangst, und deshalb wollte er nicht nach Riga fliegen, sondern mit der Bahn fahren. Und das Bahnticket, das nachweislich bis gestern Abend bei seinen Sachen in der Galerie lag, ist verschwunden. Krystek muss es heute Morgen geholt haben, bevor er die S-Bahn nahm und Viktor Petronow umbrachte.«
    »Lass alle Züge kontrollieren«, sagte Torensen sofort.
    Mehrendorf winkte ab. »Ist bereits erledigt. Leider wissen wir nicht, für welchen Zug das Ticket bestimmt war. Aber die Fahndung läuft, und wir haben auch die Polen informiert.« Er
deutete auf die Mappe. »Steht alles da drin, Alex. Wenn du sonst nichts mehr für mich hast …«
    »Nein, Lothar. Gönn dir einen ruhigen Abend. Und noch einmal: Danke für die gute Arbeit.«
    Mehrendorf stand auf, winkte und ging.
    Torensen blickte auf die Mappe, ohne sie zu öffnen. Seine Gedanken waren noch immer in

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