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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sich, warum der BND-Mann von »Kontaminierten« gesprochen hatte. Dieser Begriff setzte voraus, dass es
zu einer Kontamination gekommen war. Wie und womit? Was war der kontaminierende Faktor?
    »Welcher Sinn steckt dahinter?«, murmelte Torensen und erinnerte sich daran, dass er Singerer gefragt hatte, ob es eine lenkende Hand gab. Wenn die »Schlüsselpersonen« dafür infrage kamen … Was genau lenkten sie, und wohin?
    Er beugte sich zur Tastatur vor, um eine neue Datenanfrage an die Interpol-Computer zu richten, als sein Handy klingelte.
    Torensen griff danach und glaubte, dass Sebastian zurückrief, aber das Display zeigte eine andere Nummer.
    »Hallo?«
    »Kessler, von Zack! , Herr Kommissar. Bitte entschuldigen Sie die Störung. Ich weiß, dass es schon spät ist, aber ich habe neue Informationen, und vielleicht sollten wir die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch nutzen. Ich könnte in einer Viertelstunde bei Ihnen sein. Sie sind doch zu Hause, nicht wahr?«
    »Ja. In einer Viertelstunde?« Torensen überlegte schnell. Kessler hatte mit seinem Tipp am Nachmittag bewiesen, dass er über gute Quellen verfügte. Vielleicht konnte er über ihn Dinge erfahren, die ihm Singerer gegenüber einen Vorteil gaben. »Ich erwarte Sie.«
    »Bis gleich.« Kessler legte auf.
    Torensen wandte sich wieder dem Computer zu. Die Tasten klickten unter seinen Fingern, doch plötzlich bemerkte er, dass es ansonsten in der Wohnung still geworden war. Hinter ihm kamen keine Tschaikowsky-Klänge mehr aus den Lautsprechern. Das einzige Geräusch stammte vom Lüfter des PCs.
    Erstaunt drehte er sich um. Der Schreibtisch mit dem Computer stand in der einen Ecke des großen Wohnzimmers, neben
dem Fenster, hinter dem Hamburgs Lichter in der Nacht leuchteten. Die fast zwanzig Jahre alte Hi-Fi-Anlage befand sich auf der anderen Seite, neben einer Regalwand mit Büchern, die wie ein Raumteiler halb ins Zimmer reichte und von beiden Seiten zugänglich war. Ihre Anzeigen leuchteten nicht mehr.
    Zuerst glaubte Torensen, dass das alte Ding nach fast zwei Jahrzehnten seinen Geist aufgegeben hatte. Aber als er aufstand, um sich das Gerät anzusehen, wusste er plötzlich, dass er nicht mehr allein in der Wohnung war.
    Er blieb reglos stehen, wagte kaum mehr zu atmen und lauschte. Das leise Summen des Lüfters erschien ihm plötzlich sehr laut, und abgesehen davon hörte er gedämpft die Geräusche des abendlichen Verkehrs.
    »Wer ist da?«, fragte Torensen und kam sich idiotisch vor. Langsam ging er zur Hi-Fi-Anlage, betätigte den Hauptschalter und sah, wie die Anzeigen aufleuchteten. Wieder erklang Tschaikowsky-Musik, aber diesmal entspannte sie ihn nicht. Torensen schaltete die Anlage wieder aus, trat auf die andere Seite der Regalwand und warf von dort aus einen Blick in die Küche. Leer. Ebenso der Flur. Das Bett im Schlafzimmer war nicht gemacht, und eine Tür des Kleiderschranks stand offen. Torensen drückte sie leise zu und sah auch im Bad nach. Nichts. Außer ihm hielt sich niemand in der Wohnung auf, doch das Gefühl einer fremden Präsenz wurde nicht schwächer, sondern stärker. Er vergewisserte sich, dass die Eingangstür abgeschlossen war, und als er sich umwandte, ertönte plötzlich wieder Musik im Wohnzimmer. Jemand spielte mit ihm.
    Der Ärger war größer als Sorge oder Furcht. Torensen schritt durch den Flur, kehrte ins Wohnzimmer zurück und
sah, dass jemand an seinem PC saß. Eine Frau. Als sie den Kopf drehte, erkannte er sie sofort.
    Die langen, glatten blonden Haare reichten bis zur Mitte des Rückens und glänzten, wenn sie sich bewegte. Die großen, grünblauen Augen blickten mit einem Hauch von Spott, und als die Frau lächelte, zeigte sie weiße, perfekt geformte Zähne.
    »Yvonne Jacek«, sagte Torensen.
    »So lautet mein Name«, erwiderte die Frau ruhig und blieb am Schreibtisch sitzen, die linke Hand an der Tastatur. »Oder einer meiner Namen.«
    Singerer hatte ihm nicht gesagt, wie viele Menschen das ehemalige Fotomodell umgebracht hatte, aber Torensen wusste, dass sie gefährlich war. »Wie sind Sie hereingekommen? Und was machen Sie hier?«
    »Oh, warum so unfreundlich, Herr Torensen?« Sie wandte sich wieder dem Computer zu, und ihre Finger flogen über die Tasten. »Sie leben seit vielen Jahren allein und haben nicht einmal eine Freundin. Wissen Sie weibliche Gesellschaft überhaupt nicht mehr zu schätzen?«
    Bilder und Namen erschienen auf dem Monitor.
    »Was machen Sie da? Weg von dem

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