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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dann nach oben gezogen.
    Langsam richtete er sich wieder auf und schaute sich um. Nichts deutete auf einen Kampf hin, abgesehen davon, dass der Computer zerstört war - Monitor und PC schienen von einer Axt zertrümmert worden zu sein. Kessler sah erneut auf den Toten hinab. Es lag kein Entsetzen in Torensens Gesicht, nur Überraschung und noch etwas anderes, das er nicht deuten konnte.
    Er wandte sich ab, ging zum Schreibtisch und sah sich das an, was vom Computer übrig geblieben war. Einige DVDs lagen in dem Durcheinander, und auf dem Boden, neben Teilen des Gehäuses, bemerkte Kessler einen heil gebliebenen USB-Stick. Er zögerte kurz, bevor er den Stick aufhob und einsteckte.
    Dann holte er sein Handy hervor und verständigte die Polizei.
     
    Die ersten Beamten trafen zehn Minuten später ein, beäugten ihn misstrauisch und schienen mit dem Gedanken zu spielen, ihm Handschellen anzulegen.
    »Ich habe ihn tot vorgefunden, das ist alles«, sagte Kessler mehrmals.
    Noch einmal zehn Minuten später kam jemand in Zivil:
Mitte vierzig, dunkles Haar mit grauen Strähnen, das Gesicht schmal, der Blick kühl und aufmerksam. Er sprach leise mit einem der Ermittlungsbeamten, sah sich um, warf einen Blick auf die Leiche und näherte sich dann Kessler.
    »Sie haben den Toten gefunden«, sagte er, und es klang nicht nach einer Frage.
    »Ja, und ich versichere Ihnen …«
    »Schon gut«, sagte der Mann. »Ich weiß, dass Sie Torensen nicht ermordet haben.«
    Kessler zählte zwei und zwei zusammen. Krokus hatte ihm kein Foto des BND-Mannes geschickt, der Torensen zur Seite gestellt werden sollte, nicht einmal eine Beschreibung, aber der Akzent dieses Mannes verriet, dass er nicht aus Hamburg stammte, und etwas in seinem Gebaren wies darauf hin, dass er kein gewöhnlicher Kommissar war.
    »Haben Sie Fotos für Ihr Blatt gemacht?«, fragte der Mann.
    »Nein«, sagte Kessler.
    »Gut. Und natürlich haben Sie auch nichts angerührt und so. Sie kennen das ja, nicht wahr?«
    »Ja. Sie haben mir noch nicht Ihren Namen genannt.«
    »Singerer. Roland Singerer.« Der BND-Mann sah Kessler in die Augen. »Ich möchte, dass Sie sich konzentrieren. Als Sie unten Ihren Wagen geparkt haben und dann zum Eingang des Wohnhauses gegangen sind … Ist Ihnen dabei jemand aufgefallen?«
    »Aufgefallen?« Kessler überlegte. »Nein, ich glaube nicht.« In Gedanken legte er den Weg noch einmal zurück. Ja, aus dem Augenwinkel hatte er eine Gestalt bemerkt, groß und schlank, den Kragen einer dunklen, vielleicht grünen Jacke hochgeschlagen. Eine Frau. Sie war zu einem Wagen am Rand
des Parkplatzes gegangen. »Das heißt … da war jemand. Eine Frau, glaube ich. Ich habe nicht weiter auf sie geachtet.«
    »Das würde mich erstaunen, wenn es diese Frau war.« Singerer holte ein Foto hervor.
    Es zeigte eine Schönheit, und Kessler begriff, wie Singerer seine letzten Worte gemeint hatte. Langsam schüttelte er den Kopf. »Der Rand des Parkplatzes lag im Dunkeln, und ich war mit meinen Gedanken woanders …«
    »Könnten Sie diese Frau gesehen haben?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht. Wer ist sie?«
    Singerer steckte das Foto wieder ein. »Nun, wenn Ihnen noch etwas einfällt, Herr Kessler … Sie wissen vermutlich, wo Sie mich erreichen können.«
    »Ja, und ich weiß noch mehr. Der BND hat Sie hierhergeschickt. Was geht hier vor? Was hat dies alles zu bedeuten? Wer hat Torensen umgebracht?« Kessler drehte sich halb um und deutete auf den zerstörten Computer. »Vielleicht ging es dem Mörder darum, wichtige Daten zu zerstören. Offenbar verdächtigen Sie bereits jemanden. Die Frau.«
    »Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, Herr Kessler.« Singerer drehte sich um und beobachtete einige Sekunden lang die Spezialisten von der Spurensicherung. Sein Blick wanderte zum Messer in Torensens Brust, kehrte dann zu Kessler zurück. »In dreißig Jahren bei der Polizei hat sich Alexander Torensen viele Feinde gemacht.« Er lächelte unverbindlich. »Wenn Sie keine weiteren Angaben zur Sache machen können … Ich brauche Sie hier nicht mehr.«
    Kessler senkte die Stimme. »Das Innenministerium hält diese Angelegenheit für wichtig genug, jemanden vom Bundesnachrichtendienst hierherzuschicken. Nach meinen Informationen
arbeitet der BND mit den Geheimdiensten anderer Staaten zusammen, unter anderen mit dem Mossad und der CIA.« Er beschloss, den Köder zu benutzen, der eigentlich für Torensen bestimmt gewesen war. »Und seit kurzem auch mit dem Vatikan, wie ich

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