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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hörte. Sonderbeauftragte sollen auf dem Weg in das kalabrische Drisiano sein.«
    »Woher stammen Ihre Informationen, Herr Kessler?«
    »Aus Quellen, die ich natürlich nicht preisgeben kann.«
    Singerer musterte ihn nachdenklich. »Sie bewegen sich da auf dünnem Eis, Herr Kessler. Wenn ich annehmen müsste, dass Sie im Besitz wichtiger Informationen sind, die uns bei den Ermittlungen weiterhelfen könnten … Meine Befugnisse reichen aus, eine Beugehaft zu veranlassen.«
    »Was geht hier vor?«, fragte Kessler unbeeindruckt. Während seiner Zeit als Chefredakteur von Zack! war ihm oft gedroht worden, von den verschiedensten Seiten. »Lassen Sie die Katze aus dem Sack. Sagen Sie mir, was wirklich gespielt wird und wie groß die Gefahr ist. Sie ist groß, denn sonst wären Sie nicht hier. Nennen Sie mir die Hintergründe. Wir könnten uns gemeinsam an die Öffentlichkeit wenden. Vielleicht kämen Sie dadurch bei den Ermittlungen einen entscheidenden Schritt voran. Dafür gibt es zahlreiche Präzedenzfälle.«
    Singerers schmales Gesicht blieb unbewegt, doch in den Augen veränderte sich etwas. Ihr Blick wurde noch kühler. »Ich glaube nicht, dass ich mich von Ihnen belehren lassen muss, wie ich die Ermittlungen zu führen habe, Herr Kessler. Ich wiederhole meinen Rat: Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse. Bitte gehen Sie jetzt. Rufen Sie mich an, wenn Sie mir etwas mitteilen möchten.«

    Kessler reichte ihm seine Visitenkarte. »Für den Fall, dass Sie es sich anders überlegen.«
    Auf dem Weg zur Tür blieb er kurz neben Torensens Leiche stehen, blickte auf die geöffneten Augen des Toten hinab und fragte sich, wen sie gesehen hatten.
    Kalte Luft empfing ihn draußen. Kessler knöpfte seine Jacke zu, ging an den Streifenwagen vorbei zum Parkplatz und sah dorthin, wo er die Gestalt bemerkt hatte. War er dem Mörder - oder der Mörderin - so nahe gewesen? Die Frau auf Singerers Foto … Hatte sie Torensen umgebracht? Warum? Weil er auf eine heiße Spur gestoßen war?
    Als er in seinem Wagen saß, griff er in die Hosentasche, fühlte den USB-Stick und fragte sich, ob er Antworten enthielt.

18
    Reggio Calabria
    K ein Zweifel«, sagte Anna. »Der Hirntumor ist verschwunden.«
    Sebastian betrachtete die Bilder vor den Leuchtschirmen. Sie zeigten Röntgenaufnahmen seines Kopfes, von oben und beiden Seiten. Von irgendwelchen Wucherungen war nichts mehr zu sehen.
    »Raffaele hat ihn geheilt«, sagte Don Vincenzo.
    Sebastian sah kurz zu dem Priester, der ihn zur Klinik in Reggio Calabria begleitet hatte, richtete den Blick dann wieder auf die Bilder. Er fühlte sich gut, und die Aufnahmen bestätigten das.
    Der Neurochirurg Gianfranco Provenzano trat an ihm vorbei und sah sich die Bilder aus der Nähe an. Für einige Momente wirkte er wie der ungläubige Thomas, voller Skepsis. Dann schüttelte er verwundert den Kopf und gestand das Wunder ein. »Ich muss meiner Kollegin recht geben«, sagte er. »Der Tumor existiert tatsächlich nicht mehr.«
    Sebastian spürte etwas, das er lange nicht mehr gefühlt hatte: Euphorie. Der dunkle Schatten, der so lange auf ihm gelegen hatte, existierte nicht mehr, und etwas in ihm hätte am liebsten laut gelacht.

    Professor Provenzano drehte sich um. »Haben Sie noch Kopfschmerzen, Signor Vogler?«
    »Nein. Sie sind wie weggeblasen. Ich fühle mich einfach nur … gut.« Er lächelte und stellte erfreut fest, dass Anna das Lächeln erwiderte.
    »Es ist ein Werk Gottes«, sagte Don Vincenzo zufrieden und faltete die Hände.
    Anna sah Sebastian an, wölbte eine Braue und schien auf eine Antwort von ihm zu warten.
    »Wenn Gott dafür verantwortlich ist, so danke ich ihm«, sagte Sebastian diplomatisch. »Aber ganz gewiss danke ich Raffaele. Kann ich heute zu ihm, Don Vincenzo?«
    »Ich glaube, das lässt sich machen.«
    Provenzano stand noch immer vor den Bildern. »Ich habe keine Erklärung dafür«, sagte er wie zu sich selbst und drehte sich um. »Ich empfehle Ihnen, hier in der Klinik zu bleiben, Signor Vogler. Für Nachuntersuchungen. Vielleicht finden wir heraus, was …«
    »Nein, nein.« Sebastian stand auf und trat an den Tischen und Geräten vorbei zu Anna. »Ich bin gesund. Was soll ich noch hier?«
    Dottoressa Anna Maria Ranzani sah ihren Kollegen an und zuckte mit den Schultern. »Er ist gesund. Was soll er noch hier?«
    »Aber …«
    »Kein aber, Dottore.« Sebastian lächelte noch immer. »Besten Dank für Ihre Mühe … und hoffentlich gibt es kein nächstes Mal.«
    Er

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