Aeon
Sorgen eine Weile vergessen. Nun, diesmal handelt es sich ja eindeutig um einen Arbeitsurlaub, und einen sehr kurzen obendrein. Wir können nicht länger als zwei Tage Ortszeit bleiben. Allerdings hielten wir es für wichtig, euch vorzuführen, wie unser System funktioniert. Wir versuchen, eure Unterstützung zu gewinnen – Patricia? Darf ich so sagen?«
Sie nickte.
»Wie die Dinge derzeit stehen, habt ihr womöglich großen Einfluss. Wir werden euch zu nichts zwingen – mit solchen Mitteln arbeiten wir nicht. Immerhin ist unser System nach eurem Vorbild aufgebaut.«
An einem natürlichen Basaltstein, der als Wellenbrecher ins Meer ragte, hielten sie inne. Patricia wandte sich um und sah einen kleinen, hellen Meteoriten fallen. Keine Strahlen schossen auf, um ihn vom Himmel zu pusten; er war klein genug, um unterwegs von allein zu verglühen.
»Wir haben den Frant geholfen, den Himmelswächter zu installieren«, erklärte Toller. »Als wir das Tor öffneten, steckten sie noch im frühen Atomzeitalter. Wir richteten einen Informationsaustausch ein und knüpften Beziehungen und stellten zur Verfügung, was sie an Schutzmaßnahmen gegen den alle tausend Jahre wiederkehrenden Kometensturm benötigten.«
»Und was habt ihr als Gegenleistung bekommen?«
»Oh, die bekamen längst nicht nur den Himmelswächter von uns. Wir öffneten ihnen den Weg. Sie sind mittlerweile vollberechtigte Partner in drei Toren, handeln mit drei Welten und sind ans normale Weltraumhandelssystem angeschlossen. Als Gegenleistung stellten sie uns Rohstoffe und Informationsrechte zur Verfügung. Aber das wertvollste Gut, das sie einbringen, sind sie selber. Olmys Partner habt ihr kennengelernt. Mit ihnen lässt sich optimal arbeiten; sie sind ausdauernd, zuverlässig, stets nett und freundlich. Soweit sich das bestimmen lässt, haben sie sogar Freude daran, mit uns zu arbeiten.«
»Klingt nach treuem Hund«, bemerkte Patricia.
»Ja, man kann diesen Aspekt durchaus sehen«, räumte Toller ein. »Aber die Frant sind mindestens so intelligent wie wir – ohne Zusätze natürlich. Niemand behandelt sie wie Bürger zweiter Klasse oder gar Hunde. Ihr müsst eure alten Vorurteile schon ablegen, um unsere Situation klar zu sehen, Patricia.«
»Ich habe meine Vorurteile abgelegt«, erwiderte sie. »Ich wollte nur …« Kopfschüttelnd winkte sie ab. Noch nicht einmal hatte sie Toller direkt ins Gesicht geblickt.
»Vor unserer Ankunft bewegte sich Timbl alle tausend Jahre durch einen alten Kometenhagel. Regelmäßig verloren sie dabei die Hälfte ihrer Bevölkerung. Der ganze Ozean hier besteht aus Kometenwasser, das sich in Jahrmilliarden angesammelt hat. Offenbar gab es vor einer Million Jahren eine längere Pause, und in dieser Epoche entwickelten die Frant ihre jetzige Form und Kultur. Dann setzte der Kometenhagel wieder ein. Allmählich glichen die Frant sich immer stärker an, tauschten zunächst durch chemische Trägerstoffe, dann durch kulturelle Mittel Informationen und Persönlichkeitsmerkmale aus. Sie wurden zur holographischen Gesellschaft, um den Schock der Kometenstürme besser verkraften zu können. Allerdings hatten sie keine Ahnung, was für ein Potenzial sie darstellten, bis wir das Tor öffneten. Nun benutzten sie zum Teil unsere Technologie – Hochgeschwindigkeitspiktoren beispielsweise, oder den Austausch partieller Persönlichkeiten. Alles in allem bin ich mir nicht sicher, für wen – die Frant oder uns? – das Zusammenwirken der größere Glücksfall gewesen ist. Wir hätten vielleicht schon vor Jahrhunderten gegen die Jarts verloren, wenn die Frant uns nicht geholfen hätten.«
Patricia, die noch keine Zeit gehabt hatte, sich diesen Zusammenhang über den Datenservice anzueignen, lauschte aufmerksam. »Warum könnt ihr mit den Jarts keine Beziehungen herstellen?«, fragte sie.
»Ach! Die Jarts sind ein anderes Kapitel. Du weißt natürlich, dass wir sie bereits im Weg vorfanden, als wir ihn mit der siebten Kammer koppelten.«
»Ich hab davon gehört«, sagte sie und erinnerte sich an die Worte des Schelms.
»Der Ingenieur hatte das Pech, im Rahmen eines Experiments ein Tor zur Jart-Heimat aufzutun. Die Zeit im Weg war noch nicht auf unsere Zeit abgestimmt. Also konnten die Jarts drei Jahrhunderte im unvollständigen Weg verbringen und sich häuslich niederlassen; sie lernten sogar, primitive Tore zu öffnen. Als der Weg verbunden und geöffnet wurde, waren sie schon da – genau wie heute. Stark sind sie,
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