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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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herunterspielen.«
    Patricia starrte aufs Illusart-Fenster mit seinem Blick auf Pinien und hellblauen Himmel. »Ich schätze, das könnten sie leicht, wenn sie wollten.«
    »Und ob! Wir wissen nichts über sie. Seit wir hier sind, haben sie unsere Meinung von sich manipuliert.«
    »Sie wollten uns nur bilden. Wir wissen jetzt ungleich mehr als bei der Ankunft. Was Olmy und Ram Kikura gesagt haben, ist logisch.«
    Lanier schüttelte energisch den Kopf. Ihm fehlte im Moment jede Logik; sein Zorn war wie eine glimmende Kohle und wollte nicht erlöschen. »An sich lassen sie dir gar keine andere Wahl …«
    »Doch«, widersprach Patricia. »Sie nehmen nur, was ich freiwillig gebe.«
    »Quatsch«, sagte Lanier wütend. Er stand auf und tastete heftig nach den Wänden der Kammer, die keine drei mal drei Meter maß. Er spürte keine Wände. Die Illusion war perfekt; sogar die Perspektive stimmte, als er durchs Zimmer taumelte. »Alles fauler Zauber hier. Nichts Echtes. Für mich ist der Fall klar. Sie lassen uns nur so weit hinter die Kulissen blicken, wi e’s nötig ist.«
    »Es sind …« Patricia suchte nach dem passenden Wort. »Sind keine bösen Menschen.«
    »Du kaufst ihnen diesen Schwindel von wegen Lehrer und Wegbereiter auch noch ab?«
    »Warum nicht?« Patricia drehte sich ihm zu und streckte ihm die Hand entgegen. Er kam zur Couch und nahm ihre Hand. »Ich habe einige der Arbeiten, die ich schreiben werde, gesehen.« Sie kniff die Augen zu, schüttelte den Kopf und fasste sich mit der anderen Hand an die Backe. »Ich werde sie wohl nie schreiben … Aber jemand anders wird sie schreiben oder hat sie geschrieben. Und sie weisen echt in diese Richtung. Es ist genau das, was mir schon seit Jahren ungeordnet durch den Kopf geht. Und seit der Zeit weiß ich auch, dass ich die Einzige in unserer Zeit und Welt bin, die ernsthaft darüber nachdenkt. Folglich klingt es für mich nicht unwahrscheinlich.« Sie lächelte. »Judith Hoffman hat mich für die Einzige gehalten. Das hast du akzeptiert.«
    »Du spielst dich gern als Kulturheld auf oder was?« Du bist ungerecht zu ihr, dachte er. Immer schön locker bleiben. Was bist du überhaupt so sauer?
    »Nein«, sagte sie leise. »Das spielt für mich keine Rolle. Mir ist inzwischen an sich fast alles egal.«
    Lanier ließ ihre Hand los und rieb sich das Kinn, wobei er sie immer wieder anschaute. »Du willst unbedingt heim?«
    Sie nickte.
    »Aber du kannst nicht mehr heim.«
    »Ich kann.«
    »Und wie?«
    »Das weißt du im Prinzip selber, Garry.«
    »Ich will’s genau wissen. Wie willst du die Heimat finden?«
    »Wenn sie mich lehren, wie man das Klavikel benutzt, kehre ich in den blanken Korridorabschnitt, den wir passiert haben, zurück und suche in einem geometrischen Haufen. Für sie sind geometrische Haufen wertlose Stellen, Abfall und Schlimmeres. Dort werd ich einen Heimweg finden.«
    »Kein gerade detaillierter Plan, Patricia.«
    »Ich werd’s lernen«, sagte sie und schaute ihn aus ihren großen schwarzen Augen an, die nun gar nicht länglich und katzenhaft waren, sondern rund und ruhig.
    »Und was wollen sie dafür?«
    »Nichts!« Sie lehnte den Kopf auf die Couch zurück. »Sie kopieren sich was, aber nehmen nichts.«
    »Wie kannst du ihnen trauen?«
    Darauf blieb sie eine Antwort schuldig.
    »An sich brauchst du keine Bedenkzeit mehr, was?«
    »Nein«, gab sie zu.
    »Herrgott.«
    Sie stand auf, umarmte ihn fest und legte die Wange auf seine Schulter. »Ich weiß nicht, was wir füreinander bedeuten, aber ich bin dir zu Dank verpflichtet.«
    Er kraulte ihren Kopf mit einer Hand und starrte in den Winkel zwischen Wand und Decke, wobei er blinzelte und mit den Mundwinkeln zuckte. »Ich weiß es auch nicht.«
    »Und ich habe schon geglaubt, ich sei kein Mensch.«
    »Du bist …« Er sprach nicht zu Ende.
    »Was ich gedacht habe … macht mich gewissermaßen ihnen ähnlicher als euch. Verstehst du, was ich meine?«
    »Nein.«
    »Ich meine, es macht mein Mysterium passend für Korzenowski. Er hatte ähnliche Gedankengänge und ähnliche Ziele. Er wollte seine Leute heimführen.«
    Lanier, der das alles ablehnte, schüttelte den Kopf.
    »Sie werden mir nichts tun. Sie werden mich alles lehren. Ich muss ja sagen.«
    »Sie erpressen dich.«
    Plötzlich hob sie den Kopf und runzelte die Stirn. »Nein«, erwiderte sie. »Nicht mehr, als ich sie erpresse. Garry, mir ist gerade was eingefallen … Warum bin ich nicht schon eher darauf gekommen? Warum öffnen sie noch ’n

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